Alles Wichtige zur Entwicklung der digitalen Transformation.
Die KI-Welt erholt sich von GPT-5
Weil Open AIs neues Modell die Erwartungen nicht erfüllt hat, wird schon der nächste KI-Winter prophezeit. Dabei ist das Wettrennen um die Spitzenprodukte derzeit spannender, denn je.
Wir sagen, wie es ist: GPT-5 hat uns enttäuscht. Und Schuld daran ist Open AI selbst, das die Erwartungen an das Modell viel zu hochgesteckt hat. Nach einer holprigen Produktpräsentation, technischen Problemen beim Ausrollen des Modells und vielen Nutzerbeschwerden, betreibt der Chef Sam Altman nun Schadensbegrenzung. Seine Strategie: Den Schmerz weglächeln und schnell GPT-6 ankündigen.
Dabei ist GPT-5 per se kein schlechtes Modell. Doch der lang ersehnte „Wow-Moment“ wie bei der Veröffentlichung des vorherigen Spitzenmodells GPT-4 blieb aus. Stattdessen mussten wir altgediente Prompts umschreiben, weil das neue Modell sie einfach nicht mehr verstehen will. Um uns von der Enttäuschung über GPT-5 zu erholen, hilft nur eines: den Marketingsprech rund um AGI, also das Erreichen einer Allgemeinen Künstlichen Intelligenz, erst einmal zu begraben.
Mittlerweile haben sich die Marktführer Open AI, Anthropic und Google in den Fähigkeiten ihrer Modelle stufenweise angenähert und liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Zeit des reinen Benchmark-Kräftemessens ist jedoch vorbei. Solche Tests bleiben weiterhin wichtig, um Fortschritte zu messen und Modelle vergleichbar zu machen, doch Labor-Benchmarks entscheiden nicht mehr über den Produktwert eines Modells. Im Einsatz in Unternehmen zählen heute zunehmend Eigenschaften wie Latenz, Zuverlässigkeit, die Kostenstruktur und die tatsächliche Fehleranfälligkeit im jeweiligen Anwendungskontext.
Für den nächsten Schritt in der KI muss die Branche jetzt den Fokus auf die praktische Anwendung der Modelle legen. Und die Chance dafür kommt mit den KI-Agenten, die immer eigenständiger komplexe Aufgaben erledigen. Damit die zuverlässig funktionieren und neue Märkte wirklich durchdringen, müssen die Anbieter aber mehr liefern als nur ein leistungsfähiges Sprachmodell. Für die Nutzer ist wichtig, nachvollziehen zu können, was der Agent tut, und warum. Es liegt außerdem in der Verantwortung der Anbieter, Sicherheit und Datenschutz von Anfang an mitzudenken, und diese Aspekte nicht auf den Nutzer abzuwälzen.
Im Konsumentenbereich stehen die KI-Browser, die autonom im Web navigieren sollen, schon in den Startlöchern. Perplexity prescht voran und weitet den Zugang zu seinem KI-Browser Comet gerade Stück für Stück aus. Open AI soll an einem KI-Browser namens Aura arbeiten, hält sich mit Details aber noch zurück.
Und auch bei den Chatbots selbst besteht jede Menge Optimierungspotential. Die Veröffentlichung von GPT-5 hat gezeigt, dass die Persönlichkeit der KI mehr als nur ein Beiprodukt ist. Wer die Chatbots nutzerzentriert weiterentwickeln will, muss Personalisierung zur Kernfunktion machen – und den Nutzern die Kontrolle über ihre Interaktion mit der KI in die Hand geben.
Bevor wir dem nächsten „Wow-Moment“ der KI hinterherjagen – lasst uns den vorherigen erst einmal richtig nutzen und produktreif machen.
Selbst Open AI hat für Prompt Injections, also die feindliche Übernahme von KI-Systemen, noch keine zuverlässige Lösung gefunden. Ein Prompt-Hacker mahnt zur Vorsicht – vor allem bei KI-Agenten.
Von Nina Müller
Unternehmen fürchten sich vor einem feindlichen Insider. Einem von der Konkurrenz eingeschleusten Mitarbeiter, der nach Feierabend heimlich einen USB-Stick in den Rechner des CEOs steckt, um sensible Daten abzugreifen. Was in Filmen für Nervenkitzel sorgt, ist eine reale Bedrohung – wenn auch oft weniger spektakulär.
KI-Chats sind in Unternehmen Wissensquelle, aber unsicher: Exporte fehlen, Richtlinien und Zugänge ändern sich. Das ist problematisch – doch es gibt Lösungen. Wir zeigen, was zu beachten ist.
Von Marcus Schuler, San Francisco
Der fiktive Fall TechFlow steht hier stellvertretend für viele Mittelständler, deren Entwicklungsarbeit in Plattform-Historien liegt, aber nicht im eigenen Archiv. Wer Souveränität zurückwill, braucht Local-First-Archive, klare Policies – und Datenportabilität als Beschaffungsbedingung.
Vom Graphophon zur KI: Wer Wissen sichern will, braucht heute mehr als nur ein Diktiergerät, die echte Kontrolle beginnt beim eigenen Archiv. Picture Alliance
Die KI-Entwicklung schreitet in rasantem Tempo voran. Mit den KI-Papers geben wir Ihnen einen regelmäßigen Einblick in die wichtigsten neuen Forschungsarbeiten und ihre Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft.
Von Marcel Weiß
Heute schauen wir uns unter anderem an, wie Roboter durch neue KI-Systeme räumliches Denken lernen. Das Allen Institute stellt mit MolmoAct erstmals einen vollständig offenen Bauplan für Roboter-KI zur Verfügung. Außerdem zeigt ein neues Memory-Betriebssystem, wie KI-Systeme zukünftig effizienter mit Gedächtnis umgehen können. Und ein innovativer Ansatz vom MIT revolutioniert, wie Sprachmodelle unwichtige Informationen vergessen.
KI-gestützte Suchsysteme gefährden Geschäftsmodelle von Verlagen und Portalen, da Nutzer immer seltener auf die Ursprungsseiten klicken. Das führt zu weniger Reichweite und sinkenden Werbeerlösen.
Von Marcus Schuler, San Francisco
Als Cloudflare‑Chef Matthew Prince Anfang Juli schwere Vorwürfe gegen die KI‑Suchmaschine Perplexity veröffentlicht, eskaliert ein Konflikt, der längst über Technik hinausweist. Cloudflare behauptet, Perplexity umgehe Robots‑Sperren, verschleiere seine Identität als Crawler und greife Inhalte trotz Verbots ab. Perplexity weist das zurück und spricht von einem Missverständnis: Man hole Informationen im Auftrag von Nutzern, nicht für verdecktes Massenscraping. Die Auseinandersetzung berührt einen Kernpunkt der neuen Netzökonomie: Wer bestimmt den Zugang zu Inhalten – und zu welchen Bedingungen?
Wer weiß hier wirklich zu viel? Im Netz wie im Film „Agent Null Null Nix“ entscheidet die richtige Information über alles. A.P.L.
Meta-Chef Mark Zuckerberg will seine KI-Abteilung erneut umordnen und in vier Bereiche aufteilen, um den Fokus auf Superintelligenz und Produktentwicklung zu schärfen. Die interne Umstrukturierung könnte Insidern zufolge auch den Abbau von Stellen beinhalten.
Googles KI-Overviews haben zu einem Rückgang des Publisher-Traffics um bis zu 25 Prozent geführt, zeigen neue Daten des Verbandes Digital Content Next. Besonders betroffen sind Nachrichten- und Unterhaltungsseiten, deren Klickrate trotz stabiler Rankings deutlich gesunken ist. Viele Verlage fordern nun regulatorische Eingriffe.
MIT-Forschende haben mithilfe von Künstlicher Intelligenz neue Wirkstoffe gegen resistente Bakterien wie Gonorrhö und MRSA entwickelt. Die KI wurde anhand chemischer Strukturen und deren Auswirkungen auf Bakterien trainiert. Anschließend entwickelte sie völlig neue Moleküle. Erste Labortests zeigen vielversprechende Erfolge.
Anthropic stattet seine neuesten Claude-Modelle mit der Fähigkeit aus, Gespräche in seltenen, extremen Fällen von anhaltend schädlicher oder missbräuchlicher Interaktion zu beenden. Ziel ist laut Unternehmen, mögliche Risiken für das „Wohl“ des KI-Modells zu minimieren. Die Funktion kommt vorerst bei Claude Opus 4 und 4.1 zum Einsatz.
Die KI-Revolution produziert immer mehr Daten. Bisherige Speichertechnologien genügen nicht. Neue Ansätze sind gefragt. Erstes Stück in einer Serie über die Datenzentren der Zukunft
Von Martin Wendiggensen, Zürich
Unsere moderne Welt produziert immer mehr Daten. Ein Urlaubsbild, schnell mit dem Handy geschossen, braucht heute so viel Speicherplatz, wie 30 Bilder vor nur zehn Jahren eingenommen hätten. Grund ist die deutlich höhere Aufnahmequalität der Kameras. Audiodateien haben sich um den gleichen Faktor durch die bessere Aufnahmequalität vergrößert. Eine MRT-Aufnahme im Krankenhaus nimmt inzwischen mitunter den Speicherplatz einer ganzen CD ein. Und je besser unsere Aufzeichnung der Welt wird, sei es durch Kameras, Mikrofone oder Sensoren, umso mehr Daten werden wir produzieren.
Der Datenspeicher der Zukunft: hauchdünne Glas und Keramik-Platte von Cerabyte. Cerabyte
Die Trump-Regierung erwägt laut Bloomberg, im Austausch für Fördergelder aus dem CHIPS Act bis zu zehn Prozent an Intel zu übernehmen. Handelsminister Lutnick erklärte, dass diese Anteile rein finanzieller Natur wären und der Staat keine Einflussmöglichkeiten auf Unternehmensentscheidungen bekäme.
Nvidia soll Insidern zufolge einen
neuen KI-Chip für China auf Basis der Blackwell-Architektur entwickeln, der das bisherige H20-Modell übertrifft. Ob die US-Behörden den Verkauf erlauben, ist derzeit unklar. Das China-Geschäft macht 13 Prozent von Nvidias Umsatz aus.
In Peking fanden erstmals
Weltspiele für humanoide Roboter statt, bei denen rund 300 Teams aus 16 Ländern in Sport- und Technikdisziplinen antraten. Die meisten Roboter stammen von chinesischen Unternehmen, die in China von kräftiger staatlicher Förderung profitieren.
Wer mit KI am Arbeitsplatz Zeit spart, nutzt sie oft nicht produktiv, zeigt eine Indeed-Erhebung. Das gilt besonders dann, wenn im Unternehmen keine offene KI-Kultur herrscht.
Von Nina Müller
Generative KI soll den Büroalltag revolutionieren, Routinen automatisieren und Freiräume für kreative Aufgaben schaffen. Ein Blick auf aktuellen Zahlen von Indeed, die F.A.Z. PRO Digitalwirtschaft vorliegen, zeigt ein anderes Bild: Drei Viertel der Beschäftigten, die bereits KI-Werkzeuge nutzen, gewinnen pro Woche gerade einmal drei Stunden oder weniger. Nur bei acht Prozent der Befragten sind es mehr als sechs Stunden – und die gewonnene Zeit wird oft nicht sinnvoll genutzt.
Mehr als die Hälfte der 90.000 Cisco-Beschäftigten setzt inzwischen KI-Tools ein. Nutzung und Nutzen steigen parallel weiter. Welche Rolle Vorbilder, eigene KI-Tools, Learning-Events und Gamification dabei spielen.
Von Holger Schmidt
Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, treiben die Nutzung Künstlicher Intelligenz systematisch voran. Seit zwei Jahren ist KI daher Topthema und Dauerbrenner in der betrieblichen Weiterbildung. Wir zeigen in loser Folge Beispiele, wie Unternehmen diese KI-Learnings vorantreiben. Den Beginn machen wir mit dem amerikanischen Technologieanbieter Cisco.
Während Cisco weltweit KI-Lösungen vorantreibt, bleibt der Mittelstand oft noch außen vor. AFP
Laut Goldman Sachs Research könnten bei breiter Einführung von KI etwa 6 bis 7 Prozent der Arbeitsplätze in den USA ersetzt werden. Besonders betroffen sind Berufe wie Programmierer, Buchhalter und Tätigkeiten im Kundenservice. Die Experten erwarten jedoch, dass der Effekt vorübergehend ist.
Einem
MIT-Bericht zufolge scheitern 95 Prozent der generativen KI-Pilotprojekte in Unternehmen, während nur fünf Prozent tatsächlich zu schnellem Umsatzwachstum führen. Die Studie basiert auf Interviews, Umfragen und Analysen von 300 KI-Projekten und zeigt, dass die Integration von KI in die Organisation und die Arbeitsabläufe die größte Hürde ist.
Künstliche Intelligenz (KI) bringt viele Werkzeuge mit, für die bisher Unternehmensberatungen im Einsatz waren. Dabei muss man der KI nur beibringen, wie die Profis zu denken.
Von Marcus Schwarze
Sie heißen Deloitte, Accenture, PricewaterhouseCoopers, McKinsey und Ernst & Young – weltweit tätige Beratungsunternehmen, die häufig das Topmanagement von Firmen strategisch beraten. Die grundlegenden Methoden der Berater sind oft öffentlich zugänglich, füllen Bücher und Websites. Dem kann man sich auch im Kleinen nähern und sich einen KI-Assistenten mit einem bestimmten Mindset bauen – als Sparringspartner für eine zu entwerfende Firmenstrategie.
McKinsey in Genf: Beratungs-Know-how wird digital, KI-Strategien orientieren sich an klassischen Methoden. AFP
Open AI hat seine Künstliche Intelligenz ChatGPT grundlegend überarbeitet. Mit GPT-5 ändern sich Arbeitsweisen beim Prompten, also beim gezielten Anleiten der Maschine. Hier die Details.
Von Marcus Schwarze
Open AI hat das neue GPT-5 nur Stunden nach dem Start überarbeitet. Im Menü ist eine Automatik voreingestellt, die je nach Aufgabe die Denkzeit bestimmt. Zusätzlich stehen neue Modi zur Auswahl: „Fast“ (Schnell), Thinking mini (schnelles Denken), Thinking (denkt länger für bessere Antworten) und bei entsprechender Festlegung in den Einstellungen die älteren Modelle GPT-4o, GPT-4.1, o3 und o4-mini. Die Neuerungen sind Reaktionen auf laut gewordene Kritik, dass Open AI die Modellauswahl zunächst auf die zwei Modi GPT-5 und GPT-5 Thinking radikal abgespeckt hatte.
ChatGPT-5 hat mit diesem Prompt eine Karte der Bundesländer erstellt – im Detail allerdings Bremerhaven als Teil von Bremen missachtet. Screenshot: Marcus Schwarze/ChatGPT