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Bitcoin 100.000
Als im Jahr 2009 der erste Bitcoin-Block erstellt wurde, war Satoshi Nakamoto (ein bisher nicht zugeordnetes Pseudonym) ein unbekannter Mann (oder eine Frau, wer weiß).
Der Wert des Bitcoin lag damals bei 0 Euro. Im Jahr 2010 betrug er zur Jahresmitte etwa 0,09 Euro. Kurz danach gab es in Japan die ersten Lebensmittelautomaten, an denen mit Bitcoin gezahlt werden konnte. Wie auch immer das funktioniert haben mag. Im Jahr 2015 schwankte der Kurs des Bitcoin zwischen 29 und mehr als 300 Dollar. Schon damals mit hohen Ausschlägen nach oben und unten.
Wer also damals das durchschnittliche Taschengeld eines Teenagers in Bitcoin investiert hätte, wäre heute – nennen wir es reich. Oder auch sehr, sehr reich.
Der aktuelle Kurs hat die Marke von 100.000 Dollar kurzzeitig überschritten und es steht zu erwarten, dass sich die Währung weiter auf hohem Niveau behaupten kann. Mit kurzfristiger Volatilität ist allerdings immer zu rechnen.
Der Grund für den rasanten Kursgewinn des Bitcoin hat einen Namen: Donald Trump. Der künftige Präsident der Vereinigten Staaten ist bekennender Fan der Kryptowährungen. Trump treibt eine tiefe Abneigung gegen den von ihm sogenannten und auch gehassten „Deep State“. Dazu gehört für Trump auch die Zentralbank (FED) und namentlich ihr Vorsitzender Jerome Powell. Die Kryptowährung ist unabhängig von den Notenbanken der Welt. Angebot und Nachfrage regeln den Preis – abgebildet auf einer Blockchain. Genau das reizt Trump. Schon im Jahr 2023 hatte die Denkfabrik Heritage Foundation ein „true free banking system“ im 900 Seiten starken „Project 2025“-Report gefordert. Ein Dokument, auf das sich Trump immer wieder stützt.
Bezeichnend ist auch die Ernennung von Paul Atkins als neuem Vorsitzendem der amerikanischen Börsenaufsicht SEC – einem bekennenden Kryptofan. Kurz danach ernannte Trump den Risikokapitalgeber David Sacks zum Regierungsbeauftragten für Künstliche Intelligenz und Kryptowährungen. Beide Themenbereiche seien entscheidend für die künftige Wettbewerbsfähigkeit Amerikas, verkündete Trump. Sacks – der wie Tech-Milliardär Elon Musk zur „Paypal-Mafia“ gehört – habe die Aufgabe, die USA zum klaren Weltmarktführer im Geschäft mit KI und Digitalwährungen zu machen. Wer sich also „Manchester-Kapitalismus“ wünscht, bekommt ihn im Bereich der digitalen Währungen – ganz im Sinne von Trump.
Es gibt aber zwei entscheidende Fragen zur Zukunft des Bitcoin unter der neuen Regierung:
Kann der künftige Präsident das Vertrauen in die Integrität dieser Währung herstellen? Ein unverzichtbarer Bestandteil jedes stabilen Zahlungsmittels.
Gelingt es, den Bitcoin und digitalen Währungen in seinem Umfeld in die normalen Zahlungsströme zu integrieren? Also die Zahlung so einfach zu machen wie heute mit einer Kreditkarte – oder einem anderen Zahlungsdienstleister.
Die Anleger des Bitcoin haben sich in den vergangenen Tagen auf jeden Fall gefreut.
Freuen auch Sie sich auf unsere neue Ausgabe der Digitalwirtschaft mit allen Neuigkeiten – auch abseits der Krypto-Fantasie.
Nach Software, Cloud-Computing und Chips hat sich Europa auch in der KI in die Defensive manövriert. Der Vorsprung der digitalen Supermächte USA und China wächst stetig. Der Wettbewerb um die beste Position im Mittelfeld gegen Südkorea, Israel, Japan und die arabischen Länder wird härter.
Von Holger Schmidt
Für Alex Karp, den Gründer von Palantir, ist der Wettbewerb um die KI schon entschieden: „Wir besitzen die KI. Daher sollte die bevorstehende Revolution die US-KI-Revolution genannt werden“, sagte Karp auf einer Diskussionsveranstaltung des Reagan National Defense Forums. „Jedes einzelne relevante KI-Unternehmen befindet sich in Amerika. Es gibt kein anderes Land, das KI skalieren kann. Europa hat sich entschieden, KI zu regulieren und sich damit aus der Produktion herauszunehmen“, lautet sein Urteil. Das habe Folgen: „Die Technologie hat einen makroökonomischen Hintergrund: Wer KI richtig einsetzt, kann sein Unternehmen in kurzer Zeit transformieren. Das geschieht gerade in Amerika – und es passiert nicht in Europa“, warnte Karp.
Amazon hing seit dem Launch von ChatGPT vor zwei Jahren hinterher. Es war der einzige Tech-Konzern ohne eigenes Sprachmodell.
Von Marcel Weiß
Wer Alexa benutzt, fühlt sich zurückversetzt in eine Vergangenheit ohne KI. Dass das nicht so bleiben würde, war absehbar. Was Amazon nun vorgestellt hat, mit eigenen LLMs auf höchstem Niveau und niedrigstem Preis, weiterentwickelten eigenen KI-Chips und einem Plan für einen verteilten, größten Supercomputer der Welt, sprengt dann doch das, was man erwarten konnte.
AWS wird nicht mehr zum reinen Infrastrukturanbieter und Reseller , sondern baut ein hocheffizientes System für das KI-Zeitalter, das alle Aspekte abdeckt. AFP
Experten wie Geoffrey Hinton oder Elon Musk warnen regelmäßig vor einer „Superintelligenz“, doch Belege fehlen. Warum wir apokalyptische Prophezeiungen hinterfragen sollten.
Von Peter Buxmann
Seit den frühen Anfängen der Künstlichen Intelligenz (KI) gibt es Befürchtungen über das Entstehen einer „Superintelligenz“. Diese Ängste sind tief verwurzelt und reichen zurück bis zu den ersten Visionen von Maschinen, die eigenständig denken und handeln können – Szenarien, die wir aus Science-Fiction-Filmen wie Alien, Blade Runner oder Terminator kennen. Ein wesentlicher Faktor, der diese Ängste schürt, ist der Begriff KI selbst. Würden wir hingegen von Maschinellem Lernen sprechen – der grundlegenden Technologie hinter Künstlicher Intelligenz – wären die Sorgen der Menschen vermutlich deutlich geringer. Das ist die eine Seite.
Geoffrey Hinton erhielt für seine KI-Grundlagenforschung den Physik-Nobelpreis. EPA
Frankfurt ist der Hotspot für Rechenzentren in Deutschland. Doch Microsofts Investitionen könnten das Rheinische Revier zu einem neuen Anziehungspunkt für Deutschlands Daten machen – und damit auch für die KI.
Von Nina Müller
„Der beliebteste Urlaubsort ist immer der teuerste“, sagt der deutsche Equinix-Chef Jens-Peter Feidner mit einem Augenzwinkern. Eigentlich meint er damit, dass auch die besten Plätze in einem seiner Colocation-Rechenzentren für Unternehmen kostspieliger sein können. Am frühen Morgen lädt Feidner PRO Digitalwirtschaft zu einem Besuch nach FR8 in Griesheim ein, das 2021 in Betrieb genommen wurde. Direkt nebenan erhebt sich bereits die Baustelle für eine Erweiterung. Denn der Rechenzentrumsstandort Frankfurt wächst – trotz Platzmangels und eng kalkulierter Stromkapazitäten.
Open AI hat die Video-Software Sora gestartet. Aus wenigen Wörtern lässt sich ein komplettes Video erzeugen. Allerdings müssen sich die Europäer noch gedulden, da Sora erst noch an den europäischen Datenschutz angepasst werden muss. Alle Details zu den „12 Days of Open AI“ in unserem Liveblog.
Der Handelskrieg zwischen den USA und China gewinnt an Fahrt. Nachdem die Amerikaner Chinas Zugang zu fortschrittlichen Chips eingeschränkt haben, hat China kurz danach begonnen, Nvidias Übernahme des Netzwerkunternehmens Mellanox für 7 Milliarden Dollar unter die Lupe zu nehmen.
Deutsche Mittelstandsunternehmen erwarten bei KI-Investitionen schnell hohe Renditen und erhöhen daher die Budgets, da sie ansonsten Wettbewerbsnachteile befürchten. Als zentrale Hürden gelten die Akzeptanz in der Belegschaft, die Datenqualität sowie eine entsprechende Infrastruktur, zeigt eine Avanade-Studie.
Forscherteams, die KI intensiv einsetzen, entdeckten 44 Prozent mehr neue Materialien und meldeten 39 Prozent mehr Patente an als herkömmliche Gruppe, hat eine Studie unter Leitung des MIT-Ökonomen Aidan Toner-Rodgers ergeben, die in der Zeitschrift Nature veröffentlicht wurde.
Der durchschnittliche Anschaffungspreis für ein Elektroauto ist in Deutschland 2024 um 4000 Euro auf 56.669 Euro gestiegen. Das hat seinen Preis: Der Absatz lag im November um 22 Prozent unter dem Vorjahreswert. Genau umgekehrt läuft es in China.
Von Holger Schmidt
Größer, schwerer, teurer: Nach den SUVs treiben die deutschen Hersteller nun mit Limousinen und Kombis die Preise für Elektroautos hoch. Während VW für den ID.7 mindestens 54.000 Euro aufruft, verkauft Audi den neuen A6 e-tron ab 62.800 Euro, und BMW will für einen i5 mindestens 70.000 Euro. Im Durchschnitt ist der Anschaffungspreis für ein Elektroauto in Deutschland in diesem Jahr um 4000 Euro auf 56.669 Euro gestiegen, zeigt eine Untersuchung des Centers of Automotive Management (CAM). Da gleichzeitig immer weniger Einstiegsmodelle mit Elektroantrieb angeboten werden, wurden im November nur noch 35.000 E-Fahrzeuge in Deutschland neu zugelassen, 22 Prozent weniger als im Vorjahr. Auf Jahressicht liegt der Absatz in diesem Jahr mit 347.000 E-Autos schon 26 Prozent unter dem
Vorjahreswert.
General Motors
gibt die Entwicklung selbstfahrender Taxis auf. Damit beendet der Konzern ein milliardenschweres Projekt und überlässt das Feld Konkurrenten wie Tesla, Amazon und Waymo. Der Automobilhersteller erklärte, dass seine Tochtergesellschaft Cruise in die Hauptorganisation integriert werde. So sollen vormals getrennte Entwicklungsteams gemeinsam vollautonome Fahrzeuge für private Kunden entwickeln.
Amazon verkauft jetzt auch Autos – zunächst nur Hyundai-Modelle, aber im kommenden Jahr sollen weitere Hersteller dazukommen. Käufer können verfügbare Fahrzeuge nach Modell, Ausstattung, Farbe und Merkmalen suchen. Kunden können eine Finanzierung abschließen, Papiere elektronisch unterschreiben und ihr altes Fahrzeug zur Inzahlungnahme hinterlassen.
Deutschland nimmt zwar eine führende Rolle bei Fahr- und Parksystemen (Level 2 und 3) ein, ist aber auf dem Automatisierungslevel 4 bislang nicht vertreten. In einer Studie
haben das Fraunhofer IAO und das CAM die Gründe analysiert: Fehlende Erfahrung mit Anwendungsfällen und wenig Aussicht auf gewinnbringende Geschäftsmodelle.
China baut seine Position auf dem Markt für Batterien für Elektroautos
weiter aus. CATL als führender Anbieter erreichte zwischen Januar und Oktober einen Weltmarktanteil von 36,8 Prozent, BYD als zweitplatzierter Produzent kam auf 16,8 Prozent, zeigt eine SNE-Studie. Beide Werte liegen höher als im Vorjahr.
Sirkka Jendis, Geschäftsführerin der Tafel Deutschland e.V., spricht mit Christoph Bornschein kurz vor dem Weihnachtsfest über einen anderen Blick auf die Dinge in Sachen „Armut in Deutschland“ und warum diese strukturell bedingt ist und nicht nur selbstverschuldet. Warum muss es fast 1000 Tafeln mit 2000 Ausgabestellen und rund 60.000 ehrenamtlichen Helfern in Deutschland geben? Jendis beantwortet auch die Frage wie Digitalisieurng helfen kann, das zu ändern.
Donald Trump macht David Sacks als „Zar für KI und Krypto“ zu seinem wichtigsten Technologieberater. Sacks gehört wie Elon Musk zur „Paypal-Mafia“, einer Gruppe von Tech-Unternehmern, die mit dem Paypal-Verkauf an Ebay sehr reich geworden sind und später viele neue Unternehmen gründeten.
Forschern von Google ist ein entscheidender Schritt zur Überwindung einer der größten Herausforderungen im Quanten-Computing gelungen. Mit dem neuen Prozessor „Willow“ scheint der Weg für praktisch nutzbare Quantencomputer geebnet zu sein. Der Traum von „perfekten Rechnen“ nimmt damit Gestalt an.
Teamviewer will das britische Softwareunternehmen 1E für 682 Millionen Euro übernehmen. Die Software von 1E soll IT-Probleme frühzeitig erkennen und beheben. Den Anlegern gefiel die Übernahme gar nicht: Der Aktienkurs fiel nach Bekanntgabe der Nachricht um 13 Prozent.
Callcenter bekommen Konkurrenz. Elevenlabs bietet KI-Gesprächsagenten an, die sich ausgewählte Inhalte aneignen. So können Unternehmen ihre Anrufdienste und Kundencenter einfach zusammenklicken.
Von Marcus Schwarze
Elevenlabs konnte bisher bereits geschriebene Texte in gesprochene Sprache umwandeln. Für die Erzeugung stehen zahlreiche natürlich klingende Stimmen zur Verfügung. Das Unternehmen mit Sitz in New York und London hat polnische Wurzeln und seit 2022 zahlreiche Anwendungen rund um Stimmprofile erfunden. So können Kunden die eigene Stimme synthetisieren, sie mit dem gleichen Timbre in anderen Sprachen sprechen lassen und Aufnahmen wiederum in geschriebenen Text verwandeln. Nun kommen die Verknüpfung mit weiteren KIs und die Anbindung von Datenbanken hinzu.
Anrufcomputer können Menschen im Callcenter ersetzen. Elevenlabs hat jetzt eine KI vorgestellt, mit der sich die nötigen Sprach- und Inhaltegeneratoren zusammenklicken lassen. Illustration Marcus Schwarze/Midjourney, KI-generiert
Die Fähigkeiten eines neuen KI-Modells wie o1 von Open AI einzuschätzen benötigt mehr als ein paar einfache Prompts: Es braucht einen Vergleich, Ausdauer beim Abfragen und etwas Schwarmwissen.
Von Marcus Schwarze
Welche Leistungssprünge Künstliche Intelligenz macht, zeigt der PISA-Test: Vor einem Jahr stellten wir den gängigen KI-Modellen Aufgaben aus der jährlichen Bildungsstudie der OECD. ChatGPT-4 mauschelte sich in dem Versuch nur durch „gutes Zureden“ durch die Prüfung mit ausgewählten Fragen. Wenn man ihr die Aufgaben in Zwischenschritte zerlegte, konnte die KI mit Ach und Krach die richtigen Lösungen ausgeben. Die Konkurrenz von Google scheiterte damals an den Aufgaben. Seit der neuen Version ChatGPT o1 für 20 Dollar im Monat (nicht die zehnmal so teure Pro-Version, die in der vergangenen Woche ebenfalls vorgestellt wurde) kommt die KI mit Fragen aus dem PISA-Test deutlich besser klar.
Hier löst das Modell o1 eine PISA-Aufgabe zu Abständen zwischen den Planeten. Screenshot Marcus Schwarze/Open AI