Alles Wichtige zur Entwicklung der digitalen Transformation.
GPT-5 und die normative Kraft des Faktischen
Die KI-Welt wartet mit Spannung auf GPT-5. Das neue Modell sei so leistungsfähig, dass er sich daneben „nutzlos“ fühle, ließ Open-AI-Chef Sam Altman schon verlauten.
Während die Experten noch rätseln, wie gut das neue Modell KI-Agenten bauen oder Halluzinationen reduzieren kann, ist der Rest der Welt ohnehin längst abgehängt. Die Lücke zwischen der KI-Spitze und den normalen Anwendern in den Unternehmen ist inzwischen riesig und wird täglich größer. Nicht die Leistungsfähigkeit des neuesten KI-Modells, sondern die Innovationskultur in den Unternehmen bremst den technischen Fortschritt aus.
Holger Schmidt
Verantwortlicher Redakteur für Newsletter und Verticals.
Der KI-Hype in vielen Chefetagen steht in scharfem Kontrast zur Realität an der Basis. Während sich Vorstände als Pioniere der KI-Revolution inszenieren, erleben viele Beschäftigte vor allem Unsicherheit, Überforderung und Desillusionierung. Die Diskrepanz zwischen Selbstbild und Realität ist frappierend: CEOs halten ihre Unternehmen für strategisch klar aufgestellt und technologisch führend, doch die Mehrheit der Mitarbeiter sieht keine Strategie, erhält keine Schulungen und fühlt sich nicht mitgenommen.
Unternehmen investieren viel Geld in KI, aber vernachlässigen den wichtigsten Erfolgsfaktor: den Menschen. Change-Management findet selten statt, Weiterbildung wird oft als Alibi betrieben und die Kommunikation bleibt meist vage. Mitarbeiter verheimlichen sogar ihre eigene KI-Nutzung, häufig aus Angst, als überflüssig zu gelten. Statt Lernfreude dominiert Misstrauen. Die vielbeschworene Transformation bleibt zu oft in einer Management-Blase stecken.
Wer KI ernsthaft in die Organisation bringen will, darf die Einführung nicht als IT-Projekt begreifen und damit ihr strategisches Potential verspielen. Führende Unternehmen investieren daher in Technik, Talent und Kultur zugleich. Denn erfolgreiche KI-Transformation heißt nicht, im Alten schneller zu werden, sondern das Neue zu erfinden. Nur so entsteht ein Arbeitsumfeld, in dem Menschen die KI als Kollegen anerkennen. Und ein Umfeld, in dem die Technik wirklich zum Produktivitätshebel wird, den die stagnierende und alternde deutsche Wirtschaft so dringend gebrauchen kann.
Mit diesem Appell wünsche ich eine spannende Lektüre unseres Briefings.
In Wachstumsphasen stellen Unternehmen normalerweise mehr Mitarbeiter ein. Dieses Mal könnte es anders kommen: Die Tech-Giganten setzen lieber auf Künstliche Intelligenz, um Produktivität und Gewinne zu steigern.
Von Holger Schmidt
„Immer wenn man durch eine Phase außergewöhnlicher Investitionen geht, reagiert man darauf, indem man viel Personal einstellt, richtig?“, sagte Google-Chef Sundar Pichai jüngst in einer unternehmensweiten Versammlung. „Aber in diesem KI-Moment, denke ich, müssen wir mehr erreichen, indem wir diesen Übergang nutzen, um höhere Produktivität zu fördern.“ Seine Botschaft ist eindeutig: Künstliche Intelligenz soll menschliche Zusammenarbeit ersetzen, um die Leistungsfähigkeit der eigenen Technologie zu demonstrieren. Es gilt, produktiver zu werden, um im harten Wettbewerb – unter dem wachsamen Auge der Börse – zu bestehen.
Mit beispiellosen Investitionen will Mark Zuckerberg den Meta-Konzern vom Social-Media-Pionier zum globalen KI-Vorreiter umbauen. Doch die Technik schwächelt und der Personalaufwand ist gewaltig. Gleichzeitig bröckelt der Rückhalt in der Forschung.
Von Marcus Schuler, San Francisco
Ein höfliches „Hi“ tauschten Mark Zuckerberg und der Open-AI-Chef Sam Altman kürzlich auf der Medienkonferenz „Sun Valley“ in Idaho aus. Doch hinter dem unverfänglichen Gruß verbirgt sich ein harter Konkurrenzkampf: Nur Wochen zuvor hat Meta mehr als zehn Forscher von Open AI abgeworben – mit Gehaltspaketen in dreistelliger Millionenhöhe. Es ist der sichtbarste Ausdruck einer bislang beispiellosen Rekrutierungswelle. Zuckerberg will Meta zur dominierenden Kraft im globalen KI-Wettlauf machen – koste es, was es wolle.
Auf der Bühne Vision, im Hintergrund Milliardenpoker: Zuckerbergs freundliches Gesicht verbirgt Metas aggressivste Talentjagd aller Zeit. AP
Künstliche Intelligenz könnte schon bald 50 Prozent der Routinejobs der Steuerberater automatisieren – und der Branche den nötigen Produktivitätsschub bringen, um ihr Nachwuchsproblem zu lösen.
Von Holger Schmidt
Mit den Fortschritten in der KI gerät auch die Steuerberatung in einen Strukturwandel. Routinetätigkeiten wie die Erfassung von Belegen, Buchungsvorgänge oder der Datenabgleich lassen sich weitgehend von der KI erledigen. „In großen Unternehmen wird langfristig etwa die Hälfte der klassischen Tätigkeiten digitalisiert werden können“, erwartet Michel Braun, KI-Chef der Steuerberatungsgesellschaft WTS. Recherche, Quellensichtung oder Plausibilitätschecks übernehme künftig Software, die rund um die Uhr im Hintergrund läuft.
Papierne Relikte: Was KI künftig in Sekunden erledigt, liegt heute noch als Aktenordner auf dem Tisch. Picture Alliance
Florian Rentsch, Vorsitzender des Verbands der Sparda-Banken, sieht die Banken wegen der Künstlichen Intelligenz mit einer neuen Welt konfrontiert. Wer den Wandel nicht mitgehe, werde im Markt deutliche Nachteile erleiden.
Für das Training von LLMs zählen nicht nur herausragende Daten, sondern auch Messlatten, um die Modelle an ihre Grenzen zu bringen. Dabei können sich LLMs nun auch gegenseitig helfen.
Von Martin Wendiggensen
Dass für das Training von Large Language Models (LLMs) große Datenmengen benötigt werden, wird nur wenige überraschen. Für das Training von LLMs sind aber auch speziell angefertigte Frage-Antwort-Kataloge wichtig, da sie den Modellen nützliches Verhalten vermitteln. Open AI und andere Unternehmen investieren zunehmend in hochwertige, teure Datensätze und Kooperationen mit Fachkräften. Nun sollen sich LLMs auch gegenseitig evaluieren, wie etwa beim geplanten GPT-5, um die Qualität weiter zu verbessern.
LLMs wachsen an ihren Trainingsgewichten – je anspruchsvoller die Aufgaben, desto stärker werden die Modelle. Picture Alliance
Open AI hat ein neues KI-Modell veröffentlicht, das von anderen Entwicklern teilweise eingesehen und angepasst werden kann und auch lokal auf einem Notebook läuft. Open AI reagiert damit auch auf die chinesische Konkurrenz-Software Deepseek, die vor rund einem Jahr die Branche schockierte.
Apple kündigt eine strategische Wende in der KI-Offensive an und will massiv in Rechenzentren und KI investieren. CEO Tim Cook signalisierte Interesse an größeren Übernahmen, nachdem der iPhone-Konzern 2025 bereits sieben kleinere KI-Unternehmen akquiriert hatte. CFO Kevan Parekh prognostizierte „substanzielles Wachstum“ bei den Ausgaben für Rechenzentren.
Palantir erreicht erstmals einen Quartalsumsatz von einer Milliarde Dollar. Das KI-Unternehmen profitiert vom Boom künstlicher Intelligenz und Trumps Regierungseffizienz-Initiative. Der Umsatz stieg um 48 Prozent und die Jahresprognose wurde auf 4,15 Milliarden Dollar angehoben. Der Aktienkurs hat sich in diesem Jahr bereits verdoppelt.
Cloudflare wirft der KI-Suchmaschine
Perplexity vor, systematisch Website-Sperren zu umgehen und Inhalte gegen den ausdrücklichen Willen der Betreiber abzugreifen. Perplexity weist die Vorwürfe zurück und bezeichnet Cloudflares Analyse als „Verkaufspräsentation“. Der Fall verdeutlicht, wie der Konflikt zwischen KI-Unternehmen und Website-Betreibern zunimmt.
Ausschreibungen für KI-Spezialisten in Deutschland sind im zweiten Quartal um 39 Prozent gestiegen. Auch Fachleute für Cloud-Computing bleiben gefragt. Währenddessen schwindet in der Industrie das Interesse an der Digitalisierung.
Von Holger Schmidt
Die schwache Konjunktur in Deutschland schlägt sich auch auf dem digitalen Arbeitsmarkt nieder. Die Zahl der Ausschreibungen für MINT-Berufe ist im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um rund 15 Prozent gefallen. Mit Blick auf die reinen Jobs für Digitalexperten ist die Nachfrage weitgehend konstant geblieben.
KI hilft vor allem den Hochqualifizierten, vernichtet aber gleichzeitig Jobs vollständig und trifft dort auch Akademiker, zeigt eine groß angelegte Studie. Mit jedem technischen Fortschritt verstärken sich die Ungleichheiten.
Von Holger Schmidt
KI wirkt als Spaltkeil am Arbeitsmarkt – je nachdem, ob sie menschliche Arbeit ergänzt oder ersetzt, zeigt eine groß angelegte wissenschaftliche Untersuchung von Arbeitsmarktdaten in den USA. Branchen mit hoher LLM-Komplementarität verzeichneten nach der Veröffentlichung von ChatGPT signifikante und steigende Lohn- und Beschäftigungszuwächse. Branchen, in denen KI menschliche Arbeit direkt ersetzt, erlitten jedoch empfindliche Verluste.
KI beschleunigt den Wandel – doch ob sie Jobs schafft oder verdrängt, entscheidet sich erst am Arbeitsplatz. Picture Alliance
61 Prozent der Büroarbeiter erwarten, dass ihre Rolle innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre wegen der KI obsolet sein wird, nutzen aber täglich KI-Werkzeuge, zeigt eine Fortune-Umfrage
. 70 Prozent berichten, produktiver zu sein. Aber viele täuschen eine KI-Nutzung wegen Gruppenzwang am Arbeitsplatz vor. Executives sind gespalten zwischen Disruptions-Prognosen und Chancen-Rhetorik, was symptomatisch für Technologie-Übergänge ist.
Die Gen Z
überdenkt angesichts der KI-Entwicklung ihre Karrierepläne. Zwei Drittel der jungen Arbeitnehmer glauben nicht mehr daran, dass ein Hochschulabschluss vor KI-bedingtem Jobverlust schützt. Diese Entwicklung führt zu einem Phänomen, das Karriereexpertin Jasmine Escalera als „AIxiety Pivot“ bezeichnet.
KI macht Buchhalter deutlich produktiver, zeigt eine
Studie des MIT und der Stanford University. Die Software verschafft 8,5 Prozent mehr Zeit für wertvolle Aufgaben und beschleunigt Monatsabschlüsse um 7,5 Tage. Obwohl sich 62 Prozent der Befragten um Fehler sorgen, bleibt das Fazit positiv: KI übernimmt Routine, Menschen bleiben für komplexe Entscheidungen unverzichtbar.
Die großen Plattformen wollen vorgeben, wie Werbeerfolg gemessen wird – und bieten dafür scheinbar objektive Lösungen an. Ein Blick hinter die Kulissen des neuen Machtkampfs im digitalen Marketing.
Von Markus Caspari
Abseits der KI-Rallye gibt es zwischen den großen Plattformanbietern seit einiger Zeit einen Nebenschauplatz: Auf dem ringen Alphabet, Meta und Amazon nicht um das beste Sprachmodell, sondern darum, wer bestimmt, wie der Erfolg von Werbung gemessen wird – und damit auch, wohin die milliardenschweren Werbebudgets künftig fließen. Die hauseigenen Tools, Dashboards und Metriken stehen jedoch unter Generalverdacht, das eigene, eng abgesteckte Ökosystem zu bevorzugen, um mehr Werbegelder zu kassieren. Das macht sie angreifbar.
Die Zalando-Aktie stieg nachbörslich um sieben Prozent, nachdem das Unternehmen wegen der erfolgreichen About-You-Übernahme seine Jahresprognose anhob. Das Bruttowarenvolumen soll auf 17,2 bis 17,6 Milliarden Euro steigen (plus zwölf bis fünfzehn Prozent), der Umsatz auf 12,1 bis 12,4 Milliarden Euro.
Apple fürchtet den Verlust seiner jährlichen Google-Zahlungen von 20 Milliarden Dollar für die Safari-Standardsuche. Das laufende US-Kartellverfahren gegen Google bedroht das lukrative Geschäftsmodell. Der iPhone-Konzern sucht bereits nach Alternativen wie einer eigenen KI-Suche oder einer Perplexity-Partnerschaft.
Lyft startet seine Europa-Expansion mit chinesischen Robotaxis. Von 2026 an sollen Baidus autonome RT6-Fahrzeuge mit Apollo Go-System in Deutschland über die Lyft-App buchbar werden. Der Fahrdienstvermittler hatte sich mit der 197-Millionen-Dollar-Übernahme der deutschen Mobilitäts-App Freenow den Zugang zum europäischen Markt gesichert.
Spotify erhöht die Preise für Premium-Abonnements in zahlreichen internationalen Märkten von 10,99 auf 11,99 Euro monatlich. Die Erhöhung folgt auf enttäuschende Quartalszahlen der vergangenen Woche, als Spotify die Umsatzerwartungen verfehlte. Die Ankündigung der Preiserhöhungen ließ die Spotify-Aktie um fünf Prozent steigen.
Die Künstliche Intelligenz unterstützt beim Verfassen des Anschreibens und des Lebenslaufs für die Bewerbung – und verschafft so mehr Zeit für einen besseren letzten Schliff.
Von Marcus Schwarze
Der Münchener Gründer Kai Uhlig teilte kürzlich auf Linkedin mit Zustimmung der Bewerberin die erste Seite eines Lebenslaufs, der es ihm angetan hatte. Darin listete die junge Frau nicht nur ihre bisherige Karriere auf, sondern empfahl sich als KI-affin („AI native“): als eine Person, die früh gelernt hat, generative Werkzeuge wie ChatGPT reflexartig in KI-gestützten Arbeitsweisen zu verwenden.
Die Stellenbeschreibung kopieren, den eigenen Lebenslauf hochladen und den gewünschten Schreibstil festlegen: So entsteht bei Bewerbung.ai ein Entwurf für die Bewerbung. Screenshot: Marcus Schwarze/Bewerbung.ai
Je präziser der Prompt, desto besser die Antworten der Künstlichen Intelligenz. Eine eigene Promptverbesserungsmaschine kann helfen.
Von Marcus Schwarze
ChatGPT verfügt bereits über alle Zutaten, um als Promptcoach zu dienen: Das dahinter liegende Sprachmodell beherrscht die klare Sprache, hat ein großes Weltwissen und muss lediglich mit der richtigen Anweisung in die gewünschte Richtung geschubst werden. Damit Mensch und Maschine auf diesem Weg besser zueinanderfinden, sind präzise Angaben nötig. Wenn man es richtig anlegt, fragt die KI diese Angaben zunächst ab, statt einfach draufloszuschreiben.
Mit dem ausführlichen Prompt zu Quantencomputing erklärt die Maschine gezielt für einen Zwölfjährigen, wie die Technik funktioniert. Screenshot: Marcus Schwarze/ChatGPT
„Wir glauben nicht an Work-Life-Balance – die Zukunft der Softwareentwicklung zu gestalten, ist für uns alle eine so zentrale Mission, dass sich Beruf und Privatleben gar nicht voneinander trennen lassen.“