Der F.A.Z. Newsletter für Nachrichten und Analysen zur digitalen Wirtschaft
Große Budgets für kleine Chips
Autos, Fabriken, Handys und KI – ohne Chips läuft in der digitalen Welt nichts mehr. Europa und Amerika sind im Investitionswettlauf ins Hintertreffen geraten – und wollen nun ihrerseits mit milliardenschweren Subventionen das Ruder herumreißen.
Fünf Milliarden Euro bekommt TSMC als Zuschuss für das Werk in Dresden, zehn Milliarden könnten an Intel für eine Fertigung in Magdeburg gehen. Dabei soll es nicht bleiben. „Das ist erst der Anfang“, kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beim traditionellen Spatenstich an. Sie wolle im künftigen EU-Haushaltsplan einen neuen Fonds für Investitionen in strategisch wichtige Technologien vorschlagen. „Die nächste EU-Kommission muss und wird eine Investitionskommission sein.“
Holger Schmidt
Verantwortlicher Redakteur für Newsletter und Verticals.
Tatsächlich könnte in diesen Deep-Tech-Technologien Europas Zukunft liegen. Nachhaltige Produktionsverfahren, Quantencomputer, KI in der Industrie, saubere Energie und Biotechnologie – das Feld für Innovationen ist groß und Expertise reichlich vorhanden, auch dank der Industriestruktur und guten Universitäten.
Nachdem Europa in den digitalen Technologien kein Bein auf den Boden bekommen hat, wäre ein Neustart an anderer Stelle sinnvoll. Die privaten Investitionen verschieben sich schon in diese Richtung: Nach Berechnungen von McKinsey ist Europas Anteil an den globalen Deep-Tech-Investitionen in nur vier Jahren von 10 auf 19 Prozent gestiegen. Schon 44 Prozent aller Tech-Investitionen in Europa entfallen inzwischen auf diese Technologien, 18 Prozentpunkte mehr als noch 2019. Sollte der Staat früh in die gleiche Richtung zielen, könnte Europa ausnahmsweise mal früh dabei sein. Drücken wir die Daumen!
Programme wie ChatGPT lernen zwar dazu, sind aber nicht dazu in der Lage, so leistungsfähig zu denken wie der Mensch. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie unter Beteiligung von Wissenschaftlern aus Darmstadt.
Von Martin Ochmann
KI-Modelle wie ChatGPT sind laut einer Studie unter Beteiligung der TU Darmstadt offenbar weniger selbständig lernfähig als bisher angenommen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die sogenannten Large Language Models (LLMs) anfingen, ein allgemeines „intelligentes“ Verhalten zu entwickeln, das ihnen etwa ein planvolles oder intuitives Vorgehen oder komplexes Denken ermögliche, heißt es in der Untersuchung.
Weil Aktienkurse auch mal gefallen und kurzfristige Erfolge nicht überall eingetreten sind, wird schon vom Ende des KI-Hypes gesprochen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, warum das gefährlich sein kann. Ein Gastbeitrag.
Von Peter Buxmann und Holger Schmidt
Als im Jahr 2000 die Internet-Blase an der Börse platzte, fuhren viele Unternehmen ihre Investitionen in das Internet herunter, weil sie dachten, mit dem Crash der Aktien sei auch das Internet am Ende. Doch schlaue Unternehmer investierten weiter ins Internet, weil sie von dessen Zukunft überzeugt waren. In dieser Zeit sind Digitalfirmen wie Amazon, Google
, Facebook und Nvidia groß geworden, weil sie gegen den Trend und die Stimmung an der Börse unbeirrt an das Potential der neuen Technologie geglaubt haben. Heute wissen wir: Diese Unternehmen haben damals eine der seltenen Basistechnologien erkannt und gehören daher heute zu den wertvollsten Konzernen der Welt.
Viele Unternehmen hoffen, dank KI produktiver zu werden. Währenddessen tüftelt die Gaming-Industrie daran, wie man mit generativer KI Spaß haben kann.
Von Nina Müller
Wie kommt der Vampir ins Haus seines Opfers? Das herauszufinden ist die Aufgabe im Computerspiel Suck up. Der Spieler schlüpft dabei in die Rolle eines Vampirs, der an Haustüren klingelt, um sich Zutritt zu verschaffen. Seine Opfer muss der Spieler mit wilden Geschichten, viel Charme und Flunkerei davon überzeugen, ihn hineinzulassen. Suck up ist eines der ersten Spiele, die generative Künstliche Intelligenz für Dialoge mit Spielcharakteren, sogenannten Non-Playable-Characters (NPCs), einsetzen.
Künstliche Intelligenz verspricht seit Jahren eine Revolution im Beruf und in der Gesellschaft – doch unseren Alltag verändern mehr und mehr die kleinen KI-Systeme auf dem Smartphone. Wie das geht, zeigt Google.
Von Marcus Schwarze
Die Mutter aller KIs ist bereits seit 1989 die Autokorrektur. Beim Tippen am Computer und später auf dem Smartphone schlägt das Gerät ein neues Wort zur Vervollständigung vor. Gelegentlich liegt die Maschine daneben, was aufgrund eines Vorfalls bei der Europäischen Union auch als Cupertino-Effekt bezeichnet wurde. Da hatte die Rechtschreibprüfung in einer Übersetzung aus dem Wort „co-operation“ Cupertino gemacht, den Namen der Stadt in Nordkalifornien, in der Apple zu Hause ist.
Open Source ist auf dem Vormarsch – und ist verknüpft mit handfester Geschäftsrelevanz. Allerdings fehlt in den Unternehmen oft die Strategie für eine konsequente Einführung. Ein Gastbeitrag.
Von Boris Otto und Michael Plagge
Seit der Veröffentlichung von Linux als freies und offenes Betriebssystem zu Beginn der Neunzigerjahre hat Open-Source-Software stetig an Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft gewonnen. Befördert auch durch die wachsende Verbreitung von offenen Cloud-Technologien wie Kubernetes geben laut dem aktuellen Cloud-Monitor-Berichts des BITKOM
69 Prozent der deutschen Unternehmen an, Open-Source-Software zu nutzen, und immerhin die Hälfte beteiligt sich auch an Open-Source-Projekten.
KI kann im richtigen Set-up aus den Ergebnissen von linsenlosen Kameras „richtige“ Bilder errechnen. Das bedeutet enormes Potential für den Maschinenbau und darüber hinaus.
Von Marcel Weiß
Text-zu-Bildgeneratoren wie Midjourney, Dall-E und jetzt jüngst das vom deutschen Black Forest Labs vorgestellte Flux.1 sorgen für weitaus mehr Aufsehen in der Öffentlichkeit, als sie Auswirkungen für Wirtschaft und Gesellschaft, außerhalb des Marketings, haben.
Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen treibt Apple die Entwicklung eines neuen Tabletop-Heimgeräts voran, das ein iPad-ähnliches Display mit einem Roboterarm kombiniert. Aber das Unternehmen plant noch mehr.
Ein Team von mehreren hundert Apple-Mitarbeitern arbeitet an einem Gerät, das einen dünnen Roboterarm verwendet, um einen großen Bildschirm zu bewegen, so Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Das Produkt, das sich auf Aktuatoren stützt, um den Bildschirm nach oben und unten zu kippen und um 360 Grad zu drehen, würde eine Abwandlung von Heimprodukten wie dem Echo Show 10 von Amazon und dem eingestellten Portal von Meta darstellen.
Solange die Chinesen Autos mit Verbrennungsmotoren gekauft haben, liefen die Geschäfte für VW, Mercedes oder BMW glänzend. Jetzt ist der Markt in Richtung elektrischer Antriebe gekippt. Mit fatalen Folgen.
Von Holger Schmidt
Manchmal geht Disruption ganz schnell. In China ist der Anteil der „New Energy Vehicles“, also reiner Elektroautos und Plug-in-Hybride, in nur vier Jahren von sechs auf 50 Prozent hochgeschossen. Nicht nur weil E-Autos günstiger sind, mit billigerem Strom fahren und schneller zu bekommen sind. Sondern auch weil die Fahrzeuge von BYD & Co. vergleichbar gut, deutlich digitaler und inzwischen einfach als „cooler“ als VW oder BMW wahrgenommen werden. Entsprechend findet sich unter den Top-10 der meistverkauften E-Autos in China nur noch Tesla als einziger ausländischer Hersteller. Kaum besser sieht es für die etablierten Player im Segment der Plug-in-Hybride aus: Alle zehn Toppositionen werden von Autos aus China besetzt, darunter neun BYD-Modelle.
Sinkender Gewinn, schrumpfende Margen und kein Wachstum in Sicht: Tesla-Chef Elon Musk kämpft weiter mit dem harten Wettbewerb in der Elektroauto-Branche, ohne Konkretes zum Robotaxi oder einem neuen Massenmodell zu liefern.
Von Holger Schmidt
Tesla hat einen deutlichen Gewinnrückgang zwischen April und Juni gemeldet, der auf die schleppenden Verkäufe des Elektroautoherstellers zurückzuführen ist. Es wurde verkündet, Tesla habe im zweiten Quartal des Jahres nur noch 1,5 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 25,5 Milliarden Dollar verdient, während ein Jahr zuvor noch 2,7 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 24,9 Milliarden Dollar heraussprangen.
Künstliche Intelligenz kann halluzinieren. Die Maschine erfindet dann Dinge und formuliert sie überzeugend, obwohl sie falsch sind. Das wollen Forscher den digitalen Gesellen austreiben: mithilfe der Methode RAG.
Von Marcus Schwarze
Einen erstaunlichen Prompt fand ein Nutzer in der Konfiguration von Apple Intelligence, der KI der künftigen MacOS-Version 15.1: „Du bist ein Mail-Assistent, der relevante Fragen aus einer E-Mail herausfindet und eine kurze Antwort gibt. … Halluziniere nicht. Erfinde keine Fakten.“ So funktioniert die Apple-Methode, um dem Assistenten das Halluzinieren zu unterbinden. Veröffentlicht wurde der ausführliche Prompt auf Reddit.
Neue Modelle zum Generieren von Bildern sorgen seit Kurzem in der KI-Szene für Aufsehen. Black Forest Labs aus Freiburg nimmt es mit seinen Text-zu-Bild-Generatoren mit etablierten Diensten wie Midjourney auf – und erhält dafür prominente Unterstützung.
Von Marcus Schwarze
Bisher galten Midjourney und Dall-E 3 von Open AI als beliebteste Werkzeuge zum Erstellen künstlicher Bilder. Nun setzt das Start-up Black Forest Labs (BFL) aus Freiburg an, den etablierten Diensten ihren Rang streitig zu machen. Auf der Plattform Hugging Face, Umschlagplatz für zahllose KI-Modelle und Datensammlungen, stehen die Bildgeneratoren Flux.1 aus dem Schwarzwald in verschiedenen Versionen auf den obersten Plätzen der Trend-Hitparade.
Der Prompt lautete: „old man with glasses portrait, photo, 50mm, f1.4, natural light, Pathéchrome“. Marcus Schwarze/Flux.1, KI-generiert