Alles Wichtige zur Entwicklung der digitalen Transformation.
Code Red
ChatGPT ist gerade drei Jahre alt geworden. Doch Zeit für eine Geburtstagsparty seines Chatbots hat OpenAI nicht. Denn die Konkurrenten Google und Anthropic sind dem KI-Pionier gefährlich nahegekommen. So nahe, dass Sam Altman Anfang der Woche sogar den „Code Red“ ausgerufen hat. Höchste Alarmstufe! Denn die hat schon manchem geholfen.
Blicken wir zurück: Als ChatGPT vor drei Jahren an den Start ging, hat Google-CEO Sundar Pichai ebenfalls den „Code Red“ befohlen und sogar die Gründer Sergey Brin und Larry Page zurückgeholt. Damals bedrohte OpenAI die lukrative Suchmaschine und damit Googles Cashcow, während Googles eigene KI ein erbärmliches Bild abgab.
Holger Schmidt
Verantwortlicher Redakteur für Newsletter und Verticals.
Doch seitdem hat das Unternehmen den Sprung in die KI-Welt geschafft – technisch und ökonomisch: Das KI-Modell (Gemini 3) steht heute ebenso wie das Bild-Modell (Nano Banana) an der Spitze und die Suchmaschine, die KI-Antworten statt Links liefert, ist finanziell so erfolgreich wie noch nie. 650 Millionen Menschen nutzen die Google-KI inzwischen.
Diese Aufholjagd setzt OpenAI heute auf allen Ebenen zu. Mit 800 Millionen Nutzern liegt ChatGPT zwar noch vorne, aber der Vorsprung schmilzt dahin. Die gigantische Bewertung von 500 Milliarden Dollar (und damit die Aktienoptionen der OpenAI-Beschäftigten bei einem Börsengang) sind nur zu rechtfertigen, wenn ChatGPT die dominante KI-Maschine bleibt. Daher hat Sam Altman nun die Prioritäten neu gesetzt: Projekt „Garlic“ heißt die interne Operation, mit der Nebenprojekte gestoppt wurden, um alle Kräfte in die Verbesserung des Modells zu stecken. Wichtigstes Ziel ist der Stopp der Abwanderung der Privatkunden zu Google und der Geschäftskunden zu Anthropic.
Abschreiben sollte man Sam Altman nie. Dieser Wettbewerb ist ein Marathon – und für die Nutzer bringt jeder „Code Red“ mehr technischen Fortschritt. Freuen wir uns also darauf! (Btw: Etwas mehr „Code Red“ würde auch einigen Vertretern der deutschen Industrie gerade guttun.)
Eine interessante Lektüre unseres Briefings wünscht
Ein Modell einer Aufhängung des Quanten-Chips eines Quantum-System-Two-Quantencomputers ist bei der Eröffnung des ersten Quanten-Rechenzentrums des Computerkonzerns IBM zu sehen. Picture Alliance
Anthropic soll Medienberichten zufolge einen der größten Börsengänge überhaupt vorbereiten und könnte bereits 2026 an die Börse gehen. Für den möglichen IPO hat das von CEO Dario Amodei geführte Unternehmen die Anwaltskanzlei Wilson Sonsini sowie große Investmentbanken eingebunden und liefert sich ein Wettrennen mit dem Konkurrenten Open AI, der ebenfalls an einem Börsengang arbeitet.
Das deutsche KI-Startup Black Forest Labs
hat am Montag eine Finanzierungsrunde in Höhe von 300 Millionen Dollar abgeschlossen, die das Unternehmen mit 3,25 Milliarden Dollar bewertet. Die Runde wurde von Salesforce Ventures und Anjney Midha (a16z) angeführt. Das Start-up stellte gerade erst sein Bildmodell Flux 2 vor, das qualitativ auch mit Google-Modellen mithalten kann.
Apple hat Amar Subramanya zum neuen KI-Chef
ernannt, nachdem John Giannandrea, der die Position seit 2018 innehatte, zurücktrat. Bis Frühjahr 2025 steht er noch als Berater zur Verfügung. Subramanya, der 16 Jahre bei Google und zuvor bei Microsoft arbeitete, leitete zuletzt die Entwicklung des Gemini Assistant.
Das europäische KI-Startup Mistral AI
hat die Modellfamilie Mistral 3 veröffentlicht, bestehend aus zehn Open-Source-Modellen, vom Flaggschiff-Modell Mistral Large 3 bis zu kompakten „Ministral 3"-Varianten. Sie sollen auf Laptops, Smartphones und Edge-Geräten mit nur vier Gigabyte Videospeicher laufen können. Mistral setzt laut Chief Scientist Guillaume Lample bewusst auf spezialisierte, feinabgestimmte kleinere Modelle.
Die Schwarz-Gruppe will zusammen mit der Deutschen Telekom
eine europäische KI-Gigafactory aufbauen und führt Medienberichten zufolge bereits fortgeschrittene Gespräche, um sich für eines von fünf der von der EU geförderten Großrechenzentren zu bewerben. Die Schwarz-Gruppe baut derzeit in Lübbenau im Spreewald ein gigantisches Rechenzentrum für elf Milliarden Euro.
Accenture stattet im Rahmen einer Partnerschaft mit Open AI zehntausende seiner IT-Fachkräfte mit ChatGPT Enterprise aus, das die Teams sowohl für interne als auch für Kundenprojekte nutzen sollen. Angekündigt wurde auch ein neues KI-Programm, das Firmen bei der Einführung KI-gestützter Arbeitsabläufe unterstützen soll.
KI-Führungskompetenzen kommen in der Bildung an
: Die HEC Paris Business School hat im Auftrag des Pharmakonzerns Sanofi dafür bereits ein KI-fokussiertes Leadership-Programm entwickelt, bei dem Führungskräfte mit KI-Coaches – virtuellen Assistenten, die auf Unternehmensdaten trainiert wurden – zusammenarbeiteten, um neue Ideen zu generieren und zu testen. Daraus sollen bereits mehr als 500 Innovationsprojekte hervorgegangen sein.
Der amerikanische Computerhersteller HP
will innerhalb der nächsten drei Jahre zwischen 4.000 und 6.000 Arbeitsplätze mit KI ersetzen. Der Konzern begründet die Entscheidung damit, dass durch den Einsatz von KI die Produktivität, Innovationsfähigkeit und Kundenzufriedenheit gesteigert werde.
Ein humanoider Roboter arbeitet an der Rezeption eines Restaurants in der Robot Mall in Peking, dem angeblich weltweit ersten Geschäft mit humanoiden intelligenten Robotern. dpa
KI schafft den Durchbruch im E-Commerce: Amazons KI-Chatbot Rufus verzeichnete am Black Friday einen deutlichen Anstieg bei kaufabschließenden Sitzungen. Diese stiegen laut dem Marktforschungsunternehmen Sensor Tower in den USA um 100 Prozent im Vergleich zu den vorangegangenen 30 Tagen, während Sitzungen ohne Rufus nur um 20 Prozent zulegten.
Japans Chipoffensive nimmt Fahrt auf
: Der amerikanische Chipkonzern Micron Technology will Medienberichten zufolge ein neues Werk für HBM-Speicherchips in der westjapanischen Stadt Hiroshima errichten. Preispunkt: 1,5 Billionen Yen (8,3 Milliarden Euro). Der Baustart soll noch im Mai 2026 erfolgen und die Serienproduktion zwei Jahre später beginnen.
Klischees und gegenläufige Anti-Ideen für ein Parfüm hat Google Gemini in dieser Illustration veranschaulicht. Screenshot: Marcus Schwarze/Google Gemini
Die Infografik-KI von NotebookLM hat den Einstieg in diesen Artikel übersichtlich in einem Schaubild zusammengefasst. Screenshot: Marcus Schwarze/NotebookLM, KI-generiert