Alles Wichtige zur Entwicklung der digitalen Transformation.
Bitte mal richtig Gas geben
Deutschland und die hier beheimateten Unternehmen nutzen mal wieder ihre Chance, um sich kräftig zu blamieren. Sie streiten um die Führung in einem der wichtigsten Projekte für ein Aufholen Europas gegenüber den Vereinigten Staaten und China: einer Gigafactory für Künstliche Intelligenz.
Ursprünglich wollten sich SAP, die Deutsche Telekom, Ionos, die Schwarz Gruppe und Siemens für die Bewerbung um eine solche Gigafactory zusammenschließen. Die Beteiligten konnten sich jedoch in den vergangenen Wochen nicht auf ein Konsortium einigen, das die finanziellen Lasten, die mit dem Projekt verbunden sind, auf mehrere Schultern verteilen würde. Trotz der rund 35 Prozent Förderung durch die EU bleiben diese Kosten hoch – und würden besser gemeinsam getragen.
Jetzt kommt es wieder zu einer „Kleinstaaterei“, in der einzelne Unternehmen Interessensbekundungen abgeben – eine große Linie aber fehlt. Das ist mehr als bedauerlich. Ja, es gibt Kooperationen zwischen Beteiligten, aber der Masterplan fehlt.
Europa hat keine Zeit für solche Spielchen. Wenn man es mit der digitalen Souveränität dieses Kontinents ernst meint, muss jetzt eine dafür geeignete KI-Infrastruktur geschaffen werden. Aber hier geht es mal wieder um partikulare Interessen. Der Bundesländer als Standorte, der Unternehmen, der Politik. Deutschland stolpert mal wieder über die eigenen Füße.
Dabei sind die Voraussetzungen klar: Rechenzentren für KI brauchen Strom. Viel Strom. Daher sollten sie dort angesiedelt werden, wo der Strom produziert wird – und das ist nun einmal eher im Norden der Republik.
Rechenzentren für KI brauchen einen schnellen Zugang zu den internationalen Netzknotenpunkten in Deutschland. Und der größte in Deutschland steht nun einmal in Frankfurt. Es ist immer wieder unverständlich, dass diese eigentlich einfachen Logiken keine Anwendung finden. Da sind landespolitische Befindlichkeiten oder Wünsche, wie man sie aus Bayern oder Nordrhein-Westfalen hört, fehl am Platze. Pragmatik ist gefragt.
In den Vereinigten Staaten marschieren Open AI, Oracle und Softbank ins Oval Office und geben gemeinsam mit dem Präsidenten Investitionen von 500 Milliarden Dollar bekannt. Und es wird gebaut. Jetzt. Kein langes Lamentieren oder Bedenkenträgertum.
Etwas mehr von dieser Mentalität würde man sich auch für Europa wünschen. Der Zug hat den Bahnhof eigentlich schon verlassen. Aber zumindest sehen wir die Rücklichter noch. Also gibt es Hoffnung.
FAZ-BM
Dieses Thema – und viele weitere spannende Entwicklungen der KI-Ökonomie – werden wir auf unserer 2. F.A.Z. KI-Konferenz am 2./3. Juli 2025 in Frankfurt besprechen. Besonderer Gast unserer Konferenz ist Bundesdigitalminister Dr. Karsten Wildberger. Wir diskutieren auch mit Richard Socher, dem CEO und Gründer von You.com, warum Agenten die Nutzung der KI fundamental vereinfachen. Eine Masterclass zu den KI-Agenten fehlt ebenso wenig wie Antworten auf die Frage, welche Herausforderungen die Industrie im KI-Zeitalter bewältigen muss und was die KI mit den Arbeitsplätzen macht.
Zur Anmeldung geht es hier entlang.
Die 80-Millionen-Euro-Finanzierung des schwedischen Legal-Tech-Unternehmens Legora könnte einen Wendepunkt für die Rechtsbranche markieren. Investorin Jeannette zu Fürstenberg und Legora-Technikchefin Nathalia Schomerus erläutern, wie KI die Arbeit und Geschäftsmodelle in Kanzleien und Rechtsabteilungen verändert.
Von Holger Schmidt
Die Juristerei galt lange als letzte Bastion analoger Routinen. Nun fräst sich generative KI in Dokumentenprüfung, Vertragsmanagement und Recherche – mit unmittelbaren Folgen für Kanzleien und Unternehmen: Die „Non-Billable-Hours“, also all jene vorbereitenden Tätigkeiten, die keine Mandantenvergütung auslösen, aber enorme Ressourcen binden, sollen so weit wie möglich automatisiert werden – also Arbeiten, für die Rechtsanwälte „schon immer überqualifiziert waren“, sagt Nathalia Schomerus.
Chatbots statt Klicks: In der neuen, klicklosen Suchwelt liefern generative KI‑Systeme Antworten, bevor Nutzer Websites erreichen – und verschlucken Marken. Start-ups wie Profound, Peec.ai, Scrunch AI, Bluefish und Otterly AI messen, wie Bots über Unternehmen sprechen und füttern die Modelle mit strukturierten Fakten.
Von Holger Schmidt
Bisher galt die erste Ergebnisseite von Google als heiliges Terrain. Heute stellen Nutzer dieselbe Frage lieber direkt an ChatGPT oder Perplexity – und erhalten die Antwort in einem einzigen, klickfreien Absatz. Diese Verlagerung zwingt Marken, ihr SEO‑Handbuch zu schreddern und stattdessen Sichtbarkeit in den Output‑Zonen der großen Sprachmodelle zu erobern.
KI statt Google: Start-ups helfen Unternehmen dabei, herauszufinden, wie die KI über sie denkt. AFP
Open-AI-CEO Sam Altman hat sich erstmals offen für Werbung in ChatGPT gezeigt. Grund sind steigende Betriebskosten und wachsender Monetarisierungsdruck. Altman betont, dass Werbeinhalte die Antworten des Modells nicht beeinflussen dürfen. Diskutiert werden alternative Werbeformen wie Affiliate-Links oder Anzeigen im Seitenbereich.
Das Legal-Tech-Start-up Harvey hat 300 Millionen Dollar eingesammelt und wird nun mit 5 Milliarden Dollar bewertet. Investoren sind Kleiner Perkins, Open AI Startup Fund und Sequoia. Harvey entwickelt KI-Software für Kanzleien und Unternehmen. Das Unternehmen will mit dem Kapital seine Belegschaft verdoppeln und neue Märkte erschließen.
Goldman Sachs hat konzernweit einen KI-Assistenten eingeführt. Rund 10.000 Mitarbeitende nutzen das auf generativer KI basierende Tool bereits. Der „GS AI Assistant“ unterstützt beim Zusammenfassen komplexer Dokumente, bei der Erstellung von Texten und bei Datenanalysen. Goldman reiht sich damit in eine wachsende Zahl von Banken ein, die KI gezielt für mehr Effizienz im Arbeitsalltag einsetzen.
Eine aktuelle Umfrage unter IT-Führungskräften im Gesundheitswesen
zeigt: Zwei Drittel arbeiten noch an ihrer KI-Strategie, nur 14 Prozent haben eine umfassende Lösung. Wichtigste Ziele sind Effizienzsteigerung und Kostensenkung. Die Mehrheit setzt auf formale KI-Governance, doch verantwortungsvolle KI ist selten vollständig umgesetzt. Die Entwicklung bleibt dynamisch und fragmentiert.
KI-Agenten steigern die Arbeitsproduktivität in Teams um 60 Prozent, führen zu mehr Fokus auf Inhalte, aber weniger sozialer Interaktion. Die Persönlichkeit entscheidet über den Erfolg der Mensch-Maschine-Teams.
Von Holger Schmidt
Die Künstliche Intelligenz wandelt sich vom passiven Werkzeug zum aktiven Teammitglied. Eine groß angelegte Studie des Massachusetts Institute of Technology belegt erstmals wissenschaftlich, was Unternehmen bereits ahnen: KI-Agenten können die menschliche Arbeitsleistung erheblich steigern, verändern aber fundamental die Art, wie wir zusammenarbeiten.
In einer Studie produzierten KI-gestützte Teams nicht nur mehr, sondern auch qualitativ hochwertigere Texte. picture alliance
Von der generativen KI profitieren weniger erfahrene Fachkräfte überproportional. Doch hoch qualifizierte Fachkräfte und ganze Unternehmen erzielen die erhofften Produktivitätseffekte nur, wenn KI und Mensch sich systematisch ergänzen.
Von Holger Schmidt
Eine OECD-Untersuchung, die mehr als 100 Studien ausgewertet hat, offenbart eine entscheidende volkswirtschaftliche Asymmetrie: Die Produktivitätsgewinne verteilen sich höchst ungleich über verschiedene Qualifikationsniveaus.
Ameca, ein mit KI-betriebener Roboter auf der London Tech Week 2025. Bloomberg
Mehr als die Hälfte der Unternehmensjuristen experimentiert bereits mit generativer KI. Doch nur 14 Prozent haben spezialisierte KI-Tools wirklich in ihre Workflows integriert. Vor allem die deutschen Juristen bleiben vorsichtig.
Von Holger Schmidt
Künstliche Intelligenz hält Einzug in die Rechtsabteilungen großer Unternehmen, um die Arbeitsbelastung zu senken. Eine aktuelle Studie von Wolters Kluwer zeigt, dass mehr als die Hälfte aller Befragten aus dieser Gruppe generative KI wie ChatGPT, Claude oder Google Gemini einsetzt, doch nur ein kleinerer Teil hat KI schon fest in die eigenen Rechts-Workflows integriert.
Eine neue Studie in „Nature Scientific Reports“ widerlegt KI-Ängste: Künstliche Intelligenz hat die Gesundheit und Jobzufriedenheit von Beschäftigten in den vergangenen 20 Jahren nicht geschädigt. Forscher fanden sogar leichte Verbesserungen der körperlichen Verfassung, besonders bei Geringqualifizierten.
Die britischen „Big Four“-Wirtschaftsprüfungsgesellschaften reduzieren ihre Nachwuchsprogramme deutlich, da generative KI zunehmend Aufgaben von Berufseinsteigern übernimmt. KPMG, Deloitte, EY und PwC haben die Zahl ihrer Neueinstellungen teils um fast 30 Prozent gesenkt. Gleichzeitig investieren sie in neue Geschäftsfelder wie die Prüfung von KI-Modellen.
Eine Studie der University of Georgia zeigt: Bis zu 50 Prozent heutiger Jobs könnten durch KI wegfallen, doch die Länder bereiten sich kaum darauf vor. Nur 13 von 50 untersuchten Staaten – vor allem in Europa – setzen auf gezielte Aus- und Weiterbildung
im Bereich KI, etwa mit Lehrplänen von der Vorschule an. Allerdings werden Soft Skills wie Kreativität und Kommunikation, die KI nicht ersetzen kann, bislang kaum gefördert.
Mit dem 4NE1 präsentiert Neura Robotics die neue Generation seines autonomen humanoiden Roboters. Doch warum braucht ein Roboter eigentlich zwei Beine, Herr Reger?
Von Nina Müller
Das Start-up Neura Robotics aus Metzingen will die deutsche Robotik an die Weltspitze befördern. Der Gründer und Geschäftsführer David Reger hat am Dienstag den humanoiden Roboter vorgestellt, der Tesla, Figure AI und Unitree künftig alt aussehen lassen soll: die dritte Generation des 4NE1 (sprich „For Anyone“).
Der humanoide Roboter 4NE1 von Neura Robotics Neura Robotics
Künstliche Intelligenz ist in der Industrie angekommen – nicht als Zukunftsversprechen, sondern als Werkzeug für den Alltag. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss jetzt handeln.
Von Boris Otto und Niels Syassen
Auf der diesjährigen Hannover Messe war „Industrial AI“ das große Thema. Kein Wunder: Die Kombination aus leistungsfähiger Recheninfrastruktur und riesigen Datenmengen macht KI heute zu einem echten Produktivitätsmotor, auch jenseits von Chatbots und Sprachmodellen. Doch was bedeutet das konkret für die deutsche Industrie?
Siemens CEO Roland Busch spricht auf der Eröffnungsfeier der Hannover Messe. AFP
Der Markt für Quantentechnologien
wächst rasant: Laut einer McKinsey-Studie steigt der Umsatz von Quantenunternehmen erstmals über eine Milliarde Dollar, das jährliche Wachstum liegt bei 40 Prozent. Anwendungen entstehen in Chemie, Finanzwesen, Mobilität und Cybersicherheit. Bis 2035 wird ein Marktvolumen von bis zu 97 Milliarden Dollar erwartet.
Der Erich Schmidt Verlag
integriert das KI-Tool Ailia, das auf geprüften Inhalten des Verlags und der europäischen Rechts-KI Noxtua basiert. Ailia ermöglicht dialogische Recherche in wichtigen juristischen Datenbanken wie dem Sozialgesetzbuch-Gesamtkommentar. Die Lösung soll alle Datenschutzanforderungen erfüllen.
Etwa ein Dutzend autonom fahrende Tesla Y sind nun auf den Straßen von Austin unterwegs. Zwar mit Sicherheitsbegleitung auf dem Beifahrersitz, Überwachung aus der Ferne, nur in einem eng begrenzten Gebiet – und nur bei schönem Wetter. Aber sie fahren.
Von Holger Schmidt
Nach einem Jahrzehnt der Versprechungen hat Tesla am vergangenen Sonntag seinen kommerziellen Robotaxi-Service in Austin im Bundesstaat Texas gestartet. Der Launch mit nur wenigen umgebauten Tesla Y markiert aber weniger einen Durchbruch als vielmehr den Beginn eines kritischen Realitätstests für Elon Musks ambitionierteste Vision.
Ein Robotaxi von Tesla in Austin, Texas. Bloomberg
Volkswagen setzt beim Einstieg in den Robotaxi-Markt auf Kooperation mit bestehenden Verkehrsunternehmen statt Konkurrenz. Ziel ist die Integration der eigenen autonomen Fahrzeuge in öffentliche Netze, nicht deren Verdrängung. Autonome Autos seien kein „Winner takes it all“-Markt.
Das
Tesla Model Y war im Mai wieder das meistverkaufte Elektroauto in Europa. Nach Berechnungen von Jato Dynamics eroberte sich Tesla mit 10.357 Verkäufen die Spitze von Volkswagen zurück. Auf Konzernebene liegen die Wolfsburger aber in Europa klar vorne.
Waymo hat bei der Verkehrsbehörde von New York City eine Genehmigung für Robotaxi-Tests beantragt, obwohl dort autonome Fahrten ohne Sicherheitsfahrer noch verboten sind. Das Unternehmen will langfristig seinen fahrerlosen Ride-Hailing-Service in die Stadt bringen und setzt sich für eine Gesetzesänderung ein.
Applied Intuition hat 600 Millionen Dollar eingesammelt und wird nun mit 15 Milliarden Dollar bewertet. Das frische Kapital soll das globale Wachstum, die Produktentwicklung und die Integration der KI in Fahrzeuge und Maschinen vorantreiben. Zu den Investoren zählen Blackrock, Kleiner Perkins und weitere namhafte Fonds.
Künstliche Intelligenz wird in Textverarbeitungsprogrammen so selbstverständlich wie die Rechtschreibprüfung. Ein Überblick.
Von Marcus Schwarze
In Google Docs sind KI-Funktionen seit einigen Wochen auf Deutsch verfügbar. Markiert man einen Absatz, kann man ihn per Kontextmenü „präzisieren“. Das bedeutet: KI-gesteuert umformulieren, kürzen, verlängern oder formeller gestalten. Auch Aufzählungen und Zusammenfassungen sind möglich.
Beim Languagetool kann der Text in einem eigenen rudimentären Editor korrekturgelesen werden. Alternativ klinkt sich das Tool in die Eingabefenster von Textarbeitungsprogrammen ein. Screenshot: Marcus Schwarze/Languagetool
Europäische Initiativen zur Künstlichen Intelligenz entwachsen den Kinderschuhen. Mistral aus Paris entwickelt neue KI-Anwendungen, die inzwischen mit den amerikanischen Diensten mithalten können. Sie werden zunehmend für hiesige Unternehmen und Behörden interessant.
Von Marcus Schwarze
Als Appetithappen ist die KI von Mistral bereits länger kostenlos unter Le Chat erreichbar. Der Dienst wurde zuletzt stark verbessert: Neue Werkzeuge zur Websuche und für einen sogenannten Canvas ergänzen die simplen, gewohnt schnellen KI-Antworten bei Le Chat.
In Mistral können Nutzer vier vorgefertigte KI-Agenten einsetzen und eigene entwickeln. Screenshot: Marcus Schwarze/Mistral