Alles Wichtige zur Entwicklung der digitalen Transformation.
Der Browser, der denkt und lenkt
„Wir sehen in Künstlicher Intelligenz eine seltene, nur einmal pro Jahrzehnt auftretende Chance, den Browser neu zu erfinden“, leitete OpenAI-Chef Sam Altman die Vorstellung von Atlas ein, dem neuen Browser des Unternehmens.
Mit Atlas will OpenAI den Marktführer Google und dessen Browser Chrome angreifen und das Internet für immer verändern.
Holger Schmidt
Verantwortlicher Redakteur für Newsletter und Verticals.
Tatsächlich ändert Atlas die Art und Weise, wie wir das Internet nutzen, grundlegend. Denn große Teile der bisweilen mühsamen Klickerei durch das Internet kann künftig die KI erledigen. Statt einzelne Suchanfragen auszuführen, stellt man dem Browser direkt eine Frage in natürlicher Sprache und erhält kuratierte Antworten, während ChatGPT im Hintergrund relevante Websites durchsucht. Längere Texte lassen sich von der KI auf die Kernaussagen reduzieren und der Agent-Modus erledigt mühsame Aufgaben wie das Ausfüllen von Formularen oder komplette Reisebuchungen. Dank des Browser-Speichers kann Atlas auf Wunsch aus dem Surfverhalten lernen und zum Beispiel alle gelesenen Artikel der vergangenen Wochen zu einem Thema zusammenfassen.
Künstliche Intelligenz schiebt sich damit als Schicht zwischen Menschen und Internet, übernimmt die Interaktion mit den Websites. Wenn der Plan von Sam Altman aufgeht, hätte Atlas gravierende Auswirkungen für das Internet: Die Suche nach Informationen, der Kauf von Produkten, das Formulieren von Texten, Planen von Terminen – alles könnte künftig bequem von der KI im Browser erledigt werden, der eigentlich gar nicht mehr Browser heißen sollte. Findet auch Sam Altman. „Es ist nicht nur ein Browser. Es ist eine kognitive Ebene.“ Zu Ende gedacht sogar eine Ebene, die Informationsflüsse, Kaufentscheidungen und Werbewirkungen gleichzeitig kontrollieren kann.
Atlas ist somit der bisher konsequenteste Versuch, mithilfe der KI die werbefinanzierten Geschäftsmodelle der bisherigen Platzhirsche im Internet anzugreifen. Vor allem Google steht nun abermals unter Druck, nach seiner Suchmaschine auch den Chrome-Browser als zweite Säule seines Werbeimperiums umbauen zu müssen. Und daher werden sie es bei Google kein bisschen witzig finden, dass OpenAI seinen Browser auf Chromium aufsetzt. Also genau der technischen Plattform, die Google einst für Chrome entwickelt und dann als Open Source anderen Anbietern zur Verfügung gestellt hat.
Auf die Reaktion von Google dürfen wir also gespannt sein. Wir werden berichten!
Deutschlands KI-Vorreiter machen im Einsatz der Künstlichen Intelligenz spürbare Fortschritte – allerdings nur an der Spitze, zeigt der neue „KI-Readiness-Report“ von Cisco. Der Mittelstand zögert und riskiert damit erhebliche Wettbewerbsnachteile
Von Holger Schmidt
Zwölf Prozent der deutschen Unternehmen gelten im neuen Cisco-Index inzwischen als „Vorreiter“ der Künstlichen Intelligenz. Deutschland liegt damit in Europa auf Rang zwei hinter Großbritannien mit 16 Prozent, bleibt jedoch weit von einer breiten Durchdringung entfernt. „Die KI-Revolution nimmt in Deutschland Fahrt auf. Es ist gut, dass wir in der Spitze breiter werden. Aber dass fast zwei Drittel der deutschen Unternehmen immer noch nicht auf die KI-Anforderungen eingestellt sind, ist alarmierend“, sagt Uwe Peter, Deutschland-Chef von
Cisco. Im internationalen Vergleich ist der Abstand zwischen Pionieren und Nachzüglern in Deutschland besonders groß. Und wird immer größer.
Videospiele gelten seit AlphaGo als Messlatte für die Fähigkeiten der KI. Dass sie versteht, wie man Diamanten in Minecraft findet, ist eine kleine Revolution für die Robotik.
Von Nina Müller
Das Computerspiel Minecraft hat Danijar Hafner durch seine Kindheit begleitet. Jetzt hat er der KI beigebracht, wie man in diesem Spiel Diamanten abbaut, erzählt der KI-Forscher stolz. Hafner und sein Team haben im Labor von Google Deepmind „Dreamer 4“ entwickelt, ein World Model und einen darin trainierten KI-Agenten, der komplexe Aufgaben in virtuellen Welten lösen kann.
Unternehmen in Europa investieren viel in die Umsetzung der KI-Verordnung, insbesondere bei Hochrisiko-Pflichten. Gleichzeitig entstehen durch uneinheitliche Melde-, Dokumentations- und Transparenzpflichten bei verschiedenen Digitalgesetzen Doppel- und Mehrfachaufwände. Wir zeigen, was Unternehmen jetzt tun müssen.
Von Lina Böcker
Das geplante „Digital-Omnibus“-Paket der EU-Kommission (Omnibus VII) verspricht Abhilfe beim Umgang mit der KI-Verordnung: vereinfachen, harmonisieren, entlasten – ohne das materielle Schutzniveau zu senken. Bis 14. Oktober konnten Unternehmen Stellung nehmen und ihren Bedarf äußern. Herausgekommen sind einige Ansatzpunkte, die schon jetzt vorbereitet werden können – unter Wahrung der nötigen Flexibilität, denn wie so oft bei der Digitalregulierung gilt: Das Ende ist offen.
Hier der analoge Omnibus - der digitale kommt von der EU Picture Alliance
Die dynamischen Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz schaffen enorme Möglichkeiten für Innovationen. Wir versorgen Sie regelmäßig mit den KI-Papers mit einem kuratierten Überblick über die neuesten Erkenntnisse in der Forschung.
Von Marcel Weiß
LLMs werden kreativer, wenn sie vor der Antwort mehrere Optionen samt Wahrscheinlichkeit „verbalisieren“. Verbalized Sampling reaktiviert damit die interne Vielfalt. Mit ToolUniverse entsteht eine offene Infrastruktur, die LLMs standardisiert an mehr als 600 Wissenschafts-Tools andockt.
KI-Agenten nehmen Fahrt auf. Gesteuert von Künstlicher Intelligenz (KI), übernehmen die Dienste immer mehr Aufgaben im Rahmen gesteckter Leitplanken – und schaffen so mehr Effizienz.
Von Marcus Schwarze
„Enterprise-tauglich“ nennt das Berliner Unternehmen Camunda seine KI-Agenten. Auf einem Flussdiagramm im Browser zeigt Gründer Bernd Ruecker im Gespräch mit F.A.Z. PRO Digitalwirtschaft, was es damit auf sich hat: Ein Unternehmenskunde meldet sich per E-Mail, Chat oder Anruf. Der KI-Agent sucht in der Firmendatenbank nach bereits vorliegenden Daten über den Kunden.
Unter bpmn.io kann man sich eigene Prozessabläufe zusammenstellen. Screenshot: Marcus Schwarze/camunda.de
Plattformen und KI verändern die Spielregeln der Nachrichtenbranche. Nobelpreisträger Joseph Stiglitz warnt nun vor wachsender Desinformation.
Von Holger Schmidt
Die Verlags- und Medienbranche erlebt seit Jahren einen tiefgreifenden Wandel: Plattformen wie Suchmaschinen und soziale Netzwerke haben sich als dominierende Vermittler von Nachrichten etabliert. Sie lenken die Aufmerksamkeit der Nutzer und sammeln dabei einen Großteil der Werbeeinnahmen.
Adobe bietet ab sofort mit „AI Foundry“ einen Service an, mit dem Unternehmen eigene generative KI-Modelle auf Basis ihrer Markenidentität erstellen können. Die Modelle bauen auf der Firefly-Familie auf und sollen dabei helfen, Werbekampagnen effizienter und personalisierter zu gestalten.
Anthropic passt seinen KI-Chatbot Claude gezielt für die Biowissenschaften an und integriert ihn in Labor- und Analyseplattformen. Laut Unternehmen nutzen bereits Novo Nordisk und Sanofi Claude, um die Datenanalyse und Studienprozesse zu beschleunigen.
Wikipedia hat laut Wikimedia Foundation im Vergleich zum Vorjahr
acht Prozent weniger Seitenaufrufe erhalten. Als Gründe dafür nennt die Stiftung vor allem KI-Suchzusammenfassungen und soziale Videoplattformen.
Am Dienstag erfolgte der Spatenstich für den
Innovationspark für Künstliche Intelligenz (IPAI Campus)
in Heilbronn, der Mittelständler dabei unterstützen soll, KI in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren. „Unsere Chance liegt in der Kombination aus Branchenwissen und KI – das ist etwas, das kein anderes Land so geballt hat wie wir“, sagte IPAI-Chef Moritz Gräter bei der Eröffnung.
Deutschland hat das Industriezeitalter geprägt – doch jetzt entscheidet sich, ob es auch das digitale prägen kann. Während BYD, Tesla & Co. längst Software, Daten und Künstliche Intelligenz zur Quelle ihrer Wertschöpfung machen, kämpft Deutschland noch mit Bürokratie und Perfektionismus.
Von Oliver Gassmann
Die Zukunft der Industrie entsteht nicht mehr im Stahl, sondern im Code. Unser Problem ist nicht fehlende Technik, sondern fehlende Geschwindigkeit. Wenn Deutschland seine Ingenieurskunst mit digitaler Intelligenz verbindet, kann aus Made in Germany wieder ein weltweites Gütesiegel werden – für Innovation mit Haltung. Dafür braucht es Mut, Lernbereitschaft und mehr spontanen Jazz statt durchorchestrierten Wagner.
Wo einst Stahlwerke glühten, entscheidet heute digitales Tempo über Deutschlands industrielle Zukunft. Picture Alliance
An den Börsen steigt die Nervosität – und die Anleger warten gespannt auf die bevorstehenden Quartalszahlen der KI-Aktien. Dann müssen Microsoft, Alphabet, Amazon und Meta zeigen, dass sich ihre Milliarden-Investitionen in KI auszahlen.
Von Holger Schmidt
Die Diskussion, ob die riesigen Investitionen in KI den Beginn einer neuen Basistechnologie oder doch nur Vorboten einer Blase sind, wird hitziger. Mehr als die Hälfte der befragten Fondsmanager bezeichnete laut einer Umfrage von BofA die KI-Aktien inzwischen als überhitzte Blase.
Eine große Wettplattform aus New York erregt zunehmend Aufmerksamkeit: Polymarket erlaubt Wetten auf politische, wirtschaftliche, sportliche und kulturelle Ereignisse. Jetzt kündigte der Betreiber der New Yorker Börse an, sich mit bis zu zwei Milliarden Euro an Polymarket zu beteiligen.
Von Marcus Schwarze
Bei Polymarket investieren Nutzer aus allen Kontinenten Millionen Dollar täglich. Wer gewinnt die Bürgermeisterwahl am 4. November in New York? (Mit 89 Prozent getippter Wahrscheinlichkeit voraussichtlich Zohran Mamdami.) Gibt es bis Jahresende einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine? (Mit nur 19 Prozent Ja-Tippern eher unwahrscheinlich.) Und trifft Trump bis Ende Oktober den chinesischen Machthaber Xi Jinping? (Zuletzt sahen die Polymarket-Teilnehmer dafür eine 80-prozentige Wahrscheinlichkeit.)
Ob Sport, Politik, Wirtschaft oder Kultur: Fast jedes absehbare Weltereignis wird auf Polymarket zur Wette. Screenshot: Marcus Schwarze/Polymarket
Der Aktienkurs von Netflix fiel am Dienstag im nachbörslichen Handel um rund 7 Prozent, nachdem der Streaming-Dienst im dritten Quartal die Gewinnerwartungen verfehlt hatte
. Netflix begründete das Ergebnis mit einem laufenden Steuerstreit mit brasilianischen Behörden und erwartet für das vierte Quartal erneut ein Umsatzwachstum von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Der finnische Risikokapitalgeber Lifeline Ventures hat 400 Millionen Euro von Investoren eingesammelt
, um den größten Technologiefonds Finnlands für europäische Start-ups aufzubauen. Lifeline war bereits bei mehreren finnischen Einhörnern früh als Investor beteiligt – etwa bei Oura, Supercell oder Wolt.
Eine neue Studie des Kira Center
warnt vor einer massiven Versorgungslücke bei Rechenzentren für KI in Deutschland. Der Anteil an der weltweiten KI-Rechenkapazität liegt hierzulande unter zwei Prozent und droht weiter zu sinken. Selbst eine KI-Gigafabrik würde den Bedarf nicht decken, so die Autoren, darunter die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer.
Der Kampf der großen politischen Organisationen in Hollywood gegen KI-Künstler ist in vollem Gange. Die Gewerkschaften laufen Sturm.
Von Matthias Röder
Tilly Norwood, eine der synthetischen Schauspielerinnen, die im Kreuzfeuer der mächtigen US-Gewerkschaften steht, ist eine von Menschen geschaffene Kunstfigur. Zwar hat sie bisher in keinem Film mitgespielt, doch allein ihre Existenz ruft bereits Endzeitszenarien bei den Vertretern der Schauspielergewerkschaften hervor.
Tilly Norwood posiert auf dem roten Teppich – als KI-Kunstfigur sorgt sie für Debatten über die Zukunft echter Stars. Reuters
Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt schon beim ersten Klick auf „Bewerbung absenden“. Ein Wettlauf zwischen Mensch und Maschine hat begonnen, bei dem beide Seiten aufrüsten.
Von Marcus Schuler, San Francisco
Ein qualifizierter Softwareentwickler sitzt vor seinem Bildschirm und überprüft ein letztes Mal seine Unterlagen. Der Lebenslauf passt perfekt zur Stellenausschreibung, zehn Jahre Erfahrung, relevante Projekte, fundierte Kenntnisse. Er klickt auf „Absenden“ und erhält 47 Sekunden später eine automatisierte Absage. Kein Feedback, keine Erklärung, nur die nüchterne Mitteilung: „Ihr Profil entspricht nicht unseren Anforderungen.“ Was der Bewerber nicht weiß: Seine Unterlagen hat kein Mensch gesehen. Ein Algorithmus hat entschieden.
Auch im Zeitalter der Algorithmen zählt am Ende der persönliche Eindruck – nicht nur das perfekte Profil. Picture Alliance
Open AI lässt im Namen des Projekts „Mercury“ mehr als 100 ehemalige Investmentbanker, darunter Ex-Mitarbeiter von Goldman Sachs, Finanzmodelle für eine neue KI erstellen. Künftig sollen damit Junior-Banker von Routinearbeiten entlastet werden. Die bezahlten Experten erhalten 150 Dollar pro Stunde.
Laut einer neuen Umfrage nutzen mittlerweile 30 Prozent der Beschäftigten in der EU am Arbeitsplatz KI-Tools, vor allem Chatbots. Die Studie zeigt außerdem, dass 37 Prozent der Beschäftigten in der EU bei der Arbeitszeiterfassung oder beim Kommen und Gehen digital erfasst werden.
Der weltweite Elektroautomarkt hat im dritten Quartal neue Höchststände erreicht. In China schnellen die Verkaufszahlen dank des erbitterten Preiskampfes auf Rekordniveau, während in den USA ein Endspurt einsetzt, bevor eine wichtige Kaufprämie auslief.
Von Holger Schmidt
Während Europa über das Verbrenner-Aus diskutiert, beschleunigt sich der Wandel zur Elektromobilität in der Welt. Allein im September 2025 schnellte der globale Absatz von Elektroautos und Plug-in-Hybriden um 26 Prozent auf den Rekordwert von 2,1 Millionen Fahrzeugen.
Die Alphabet-Tochter Waymo startet in Phoenix eine mehrjährige Partnerschaft mit dem Lieferdienst Door Dash und liefert Bestellungen per selbstfahrendem Auto aus. Zuvor testete Waymo autonome Lieferungen bereits mit UPS und Uber Eats.
Škoda-Chef Klaus Zellmer hält einen
Elektro-Škoda für einen Preis von rund 20.000 Euro aktuell für wirtschaftlich nicht umsetzbar und nennt beim Branchengipfel des Instituts für Automobilwirtschaft in Berlin hohe Strompreise und komplexe Rahmenbedingungen in Deutschland als Hauptgründe. Unter anderem, da Investitionen in Zellfertigung stocken.
Notion, Obsidian und Co. versprechen, unser Denken zu organisieren. Doch zwischen den Werkzeugen liegen philosophische Gräben – und die Entscheidung hat Konsequenzen. Eine Checkliste.
Von Marcus Schuler, San Francisco
Der durchschnittliche Wissensarbeiter öffnet täglich 35 Browser-Tabs, empfängt 120 E-Mails und springt zwischen einem Dutzend Anwendungen. Abends bleibt ein diffuses Unbehagen: Irgendwo war da dieser wichtige Gedanke, diese verlinkte Studie, jene Notiz aus der Videokonferenz. Die Information war da. Dann war sie weg.
Zwischen digitalem Zettelkasten und Aktenregistratur bleibt die größte Herausforderung: Wissen wirklich zu behalten. Picture Alliance
„Ich begebe mich gerade auf meinem eigenen Rechner in ein erstes (KI-)System hinein. Ich habe es sogar sehr konkret im Zuge eines Gesetzgebungsvorhabens ausprobiert ... Das war erstaunlich, was die KI da auch bis hin zu Formulierungen angeboten hat.“
Friedrich Merz
Bundeskanzler Friedrich Merz zur eigenen KI-Nutzung Reuters