Alles Wichtige zur Entwicklung der digitalen Transformation.
Das geopolitische Laserschwert
16 Milliarden Euro in Spanien, 15 Milliarden in Großbritannien, 9 Milliarden in Portugal und nun 5,5 Milliarden in Deutschland: Die Liste der Investitionen von Google, Amazon und Microsoft in Europa wird stetig länger.
Während Europa noch über digitale Souveränität diskutiert, schaffen die US-Hyperscaler Fakten, um auch in der Künstlichen Intelligenz als der nächsten großen Welle der Digitalisierung den Ton anzugeben.
Holger Schmidt
Verantwortlicher Redakteur für Newsletter und Verticals.
Zwar werden viele dieser Rechenzentren aktuell noch „auf Vorrat“ gebaut, um für die große KI-Welle gerüstet zu sein. Doch die Unternehmen, die künftig nennenswerte Kapazitäten für ihre KI-Anwendungen brauchen, werden dann um die Rechenzentren der Amerikaner nicht drum herumkommen. Ähnliche Strategien verfolgen die Amerikaner übrigens auch in Teilen von Asien und im Nahen Osten. Lokale Anbieter können hier wie dort mit dieser Investitionskraft schon lange nicht mehr mithalten.
Betrachtet man die globalen Investitionen in die KI-Rechenzentren, werden sogar schon Vergleiche zum Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion gezogen. Die Supermächte lieferten sich über Jahrzehnte einen Wettstreit auf wissenschaftlich-technologischer Ebene bis in den Weltraum. Ähnliches geschieht jetzt wieder: Nun ringen die digitalen Supermächte USA und China um die Vorherrschaft in der Künstlichen Intelligenz, um wirtschaftliche und militärische Dominanz zu erreichen. Das Wettrennen ist in vollem Gange; Bedenken oder Zögern erlaubt sich aktuell niemand. „Die KI-Zukunft wird nicht durch Händeringen über Sicherheitsfragen gewonnen“, erklärte US-Vizepräsident JD Vance schon im Februar in Paris.
Noch liegen die Amerikaner vorne und sie nutzen ihre Stärke, um die Welt mit ihrer Infrastruktur zu überziehen, während sich China (noch) auf den Heimatmarkt beschränkt. Aber die weiter erstarkten chinesischen Digitalkonzerne wie Alibaba, Tencent oder Huawei werden – mit staatlicher Hilfe – in die Arena ziehen. Künstliche Intelligenz ist mehr als eine Technologie. Sie ist das geopolitische Laserschwert des 21. Jahrhunderts.
Alle sprechen darüber, wie wichtig KI-Kompetenzen im Job sind. In dieser dreiteiligen Serie zeigen wir, worauf es für Berufseinsteiger, Arbeitnehmer und Unternehmen jetzt ankommt.
Von Nina Müller
Künstliche Intelligenz krempelt die Arbeitswelt um. Nahezu alle Beschäftigten müssen nun den Umgang mit der Technologie lernen. Aber welche KI-Fähigkeiten fordern Unternehmen konkret von ihren Mitarbeitern? Dazu hat F.A.Z. Business Media research mehr als 100 Personalverantwortliche in deutschen Unternehmen befragt. Die Umfrage, die in Zusammenarbeit mit PRO Digitalwirtschaft und der Personalwirtschaft entstanden ist, zeigt: Drei von vier Unternehmen halten es für wichtig, dass Mitarbeiter KI-Tools wie ChatGPT oder unternehmenskonforme Alternativen im Arbeitsalltag anwenden können. Doch das allein reicht nicht, um das Potential der neuen Zukunftstechnologie voll auszuschöpfen. Denn die technische Komponente spielt oft nur eine Nebenrolle.
Ältere Arbeitnehmer profitieren von der Übernahme von Routineaufgaben durch die KI, während die Jugendarbeitslosigkeit steigt. Ohne Gegensteuern droht Deutschland ein gespaltener Arbeitsmarkt, ähnlich wie Südeuropa nach der Finanzkrise.
Von Jacob Schaal
Während Deutschlands Politik über Fachkräftemangel debattiert, vollzieht sich am anderen Ende des Arbeitsmarktes eine stille Krise: Einstiegspositionen verschwinden. Zwei aktuelle Studien von Forschern aus Stanford und Harvard zeigen eindrücklich, dass junge Menschen in KI-exponierten Berufen wie Kundenservice und Softwareentwicklung deutlich seltener eingestellt werden. Dies steht im Gegensatz zu älteren Arbeitnehmern in denselben Berufen sowie zu Menschen in weniger exponierten Tätigkeiten.
Für junge Berufstätige in Deutschland verändert KI den Weg zum ersten Job grundlegend. Picture Alliance
Erst ab rund 30 Prozent Automatisierung entfaltet KI spürbare Produktivitäts- und Beschäftigungseffekte. Bisher nutzen 73 Prozent der Unternehmen KI in weniger als 30 Prozent ihrer Prozesse. Erfolgreiche Unternehmen investieren stärker in Technologien wie KI, Big Data und 5 G – sie entscheiden zunehmend über Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit.
Goldman Sachs und RSM erwarten für 2026 einen Anstieg der US-Arbeitslosigkeit. Die Phase des „Talent-Hoarding“ sei vorbei: Unternehmen investieren stärker in Automatisierung und Produktivität. Goldman rechnet mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,5 Prozent und warnt vor „joblosem Wachstum“.
Deepseek fordert, dass KI-Unternehmen künftig selbst als Whistleblower auftreten und Jobverluste offenlegen. Vertreter Chen Deli warnte auf der World Internet Conference vor massiven gesellschaftlichen Folgen der Automatisierung. Daher müsse die Entwicklung mittels globaler Leitplanken kontrolliert werden.
Erstmals seit dem Auslaufen der Kaufprämie ist im Oktober wieder jeder fünfte Neuwagen ein Stromer. Der Skoda Elroq führt erstmals die Rangliste der Neuzulassungen an, aber das spektakulärste Wachstum gelingt BYD.
Von Holger Schmidt
Im Oktober 2025 hat der deutsche Elektroautomarkt kräftig an Fahrt aufgenommen. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden 52.425 vollelektrische Autos neu zugelassen, fast 48 Prozent mehr als im Vorjahr. Auffällig ist die Rangfolge der beliebtesten E-Modelle: Erstmals stand mit dem neuen Skoda Elroq (3.320 Zulassungen) das kleine SUV-Modell der tschechischen VW-Tochtergesellschaft ganz oben. Dahinter folgten Volkswagens ID.7 (3.193) und ID.3 (3.074). Europäische Marken dominierten insgesamt die Top Ten, während Tesla im Oktober mit 750 Neuzulassungen den schwächsten Monat seit mehr als drei Jahren verzeichnete.
Die Präferenzen der Autokäufer verschieben sich. Nicht mehr PS oder Chrom entscheiden, was in der Garage steht, sondern Software, Over-the-air-Updates und digitale Ökosysteme.
Von Holger Schmidt
Digitale Funktionen werden zur härtesten Währung im Automarkt: Wer heute ein Auto kauft, achtet zuerst auf Software, Konnektivität und die Fähigkeit, sich per Over-the-air-Updates zu verbessern. Eine neue Umfrage unter 9000 Autokäufern zeigt, wie diese Entwicklung Kaufmotive verschiebt und wie gleichzeitig die Markenloyalität erodiert, vor allem unter den jungen Käufern. Allerdings gibt es je nach Region starke Unterschiede.
Volkswagen entwickelt erstmals einen eigenen KI-Chip
in China. Gemeinsam mit Horizon Robotics soll er ab 2028 autonomes Fahren ermöglichen. Mit der Investition von 200 Millionen Dollar will VW verlorene technologische Stärke zurückgewinnen und seine Strategie „In China, für China“ vertiefen. Doch lokale Rivalen sind deutlich weiter.
Der Berliner Telefahrdienst Vay
erhält bis zu 410 Millionen Dollar vom südostasiatischen Plattformkonzern Grab. Der Einstieg markiert einen Strategiewechsel im Mobilitätsmarkt: Statt vollautonomer Robotaxis setzt Vay auf ferngesteuerte Autos, die Fahrten günstiger und flexibler machen sollen.
Der chinesische Hersteller GAC bringt mit JD.com und CATL das
Elektroauto Aion UT für rund 6.000 Euro auf den Markt. Die Batterie ist wechselbar und kann gemietet werden. Mit dem Modell wollen die Partner den Preiswettbewerb im chinesischen Markt verschärfen. Das Angebot setzt besonders BYD und Volkswagen unter Druck.
Fortschritte in der Wissenschaft, der KI-Nutzung, der Breitbandversorgung und der Digitalpolitik bringen Deutschland einen Sprung um fünf Plätze auf Rang 18. Spitzenreiter ist die Schweiz – wegen starker Bildung und Forschung.
Von Holger Schmidt
Deutschland hat im IMD World Digital Competitiveness Ranking 2025 einen überraschend deutlichen Aufwärtstrend hingelegt. Im Vergleich zum Vorjahr verbessert sich die Bundesrepublik um fünf Plätze und rangiert nun weltweit auf Platz 18 von 69 untersuchten Ländern. Damit stößt Deutschland wieder in die obere Liga der digital wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften vor – ein bemerkenswerter Anstieg nach zuvor eher stagnierenden Platzierungen: 2023 und 2024 erreichte Deutschland jeweils Rang 23.
Deutschland fällt im Global Innovation Index 2025 erstmals seit fast zehn Jahren aus den Top Ten. Die Datenraumtechnologie könnte unsere Innovationskraft wieder stärken – und sie hat das Potential, größer als das Internet zu werden.
Von Christoph Herr
Schon 2023 empfahl die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in ihrem jährlichen Bericht der damaligen Bundesregierung, eine „Zeitenwende“ in der Innovationspolitik einzuläuten. Sie machte deutlich, dass die bisherigen Ansätze nicht ausreichten. 2024 betonte die gleiche Kommission die zunehmende Dringlichkeit des technologischen Wettbewerbs – Deutschland könne nicht mehr mit Verzögerung agieren. Die Digitalisierung sei „eine zentrale Voraussetzung für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands“.
Im Entwicklungszentrum wächst nicht nur Biotech, sondern auch die Hoffnung auf digitale Souveränität. Picture Alliance
Wenn selbst kanadische Rentenkassen mehr Vertrauen in die deutsche Energiewende haben als Deutschland selbst, dann läuft etwas grundfalsch. Im Gespräch mit Christoph Bornschein verrät Matthias Hartmann, CEO von Techem, wo er Fehler und aber vor allem Chancen sieht.
Apple verschiebt den Start des iPhone Air 2, das ursprünglich im Herbst 2026 erscheinen sollte. Grund sind schwache Verkäufe des aktuellen Modells und eine strategische Neuausrichtung. Das besonders dünne Gerät bot weniger Akkulaufzeit und Kameraleistung als die Pro-Modelle.
Apple rüstet Siri mit Googles Gemini-KI auf. Der milliardenschwere Deal soll den Sprachassistenten ab 2026 deutlich leistungsfähiger machen. Die KI von Google läuft in Apples Private Cloud Compute, um Datenschutz zu wahren. Apple kaschiert das Bündnis, um die Abhängigkeit von Google zu verschleiern.
Der Harvard-Business-Review-Artikel „
The Gen AI Playbook for Organizations“ zeigt, dass Unternehmen generative KI nicht technikgetrieben, sondern strategisch einsetzen müssen. Entscheidend ist, wie KI heute Wettbewerbsvorteile schafft – nicht, wie intelligent sie wird.
Woche für Woche kommen neue Anwendungen der Künstlichen Intelligenz auf den Markt. Unsere KI-Bibel im November behält den Überblick.
Von Marcus Schwarze
Wie umkämpft der KI-Markt ist, zeigt Open AI mit einer Ankündigung, einen sogenannten Erwachsenen-Modus einzuführen. Nutzer, die ihr Alter verifizieren, sollen ab Dezember Zugriff auf Inhalte mit erotischem Ton erhalten. Den bisherigen „übervorsichtigen“ Ansatz will das Unternehmen aufgeben. Gleichzeitig will Open AI ChatGPT stärker personalisieren. Wer die KI regelmäßig einsetzt, bemerkt schon jetzt, dass sich die Maschine an frühere Chats und nachgefragte Informationen erinnert. Ein Prompt „Was weißt Du über mich?“ offenbart die im Laufe der Zeit gesammelten Daten der KI über den Nutzer. Was sonst noch in der KI-Welt getan hat, lesen Sie in unserer aktuellen KI-Bibel.
Europa steht an einem Wendepunkt. In der kommenden Woche präsentiert die EU-Kommission ihre Vorschläge zur Vereinfachung ihrer Digital- und Datengesetze. Das ist die historische Chance, unsere europäische Wirtschaft endlich vom lähmenden Regulierungsballast zu befreien.
Von Svenja Hahn
Jetzt haben wir die Möglichkeit, eine stabile Grundlage für Innovation, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen. Denn die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen hat in den vergangenen sechs Jahren mit freundlicher Unterstützung von Christdemokraten, Sozialdemokraten und Grünen eine Regulierungswelle ungeahnten Ausmaßes auf die gesamte europäische Wirtschaft losgelassen. Das Ergebnis: Europäische Firmen fallen im globalen Wettbewerb immer weiter zurück, China und die USA gehen mit Tempo, Kapital und Pragmatismus voran.
Svenja Hahn mahnt: Ohne echten Bürokratieabbau bleibt Europas Innovationskraft auf der Strecke Picture Alliance
An Amerikas Eliteuniversitäten entscheidet nicht die Verwaltung über den Umgang mit Künstlicher Intelligenz, sondern der einzelne Dozent. Das Ergebnis: Chaos im Hörsaal.
Von Marcus Schuler, San Francisco
Thomas Rid ist Professor an der Johns Hopkins University in Washington. Er bringt seinen Studierenden bei, wie sie mit Künstlicher Intelligenz arbeiten. Der deutsche Professor für strategische Studien greift zu einer Metapher aus seinem Hobby, dem Möbeldesign. „Wir waren bis vor Kurzem in einem Zeitalter, in dem es nur Handwerkzeuge gab, keine elektrischen Werkzeuge“, sagt Rid. „Und jetzt reden alle über genau einen Einsatz von KI, nämlich Schummeln. Das ist, als spräche man nur über eine Nagelpistole. Ein Werkzeug, das Profis selten brauchen. Dabei redet kaum jemand über die wirklich interessanten Werkzeuge.“
Professor Thomas Rid warnt vor neuen Risiken im US-Senat. Picture Alliance
Das Landgericht München hat entschieden
, dass Open AI urheberrechtlich geschützte Liedtexte deutscher Künstler unrechtmäßig zum Training von ChatGPT verwendet hat. Die Klage der GEMA war erfolgreich. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, könnte aber weitreichende Folgen für die Nutzung kreativer Werke durch KI-Systeme haben.
Yann LeCun, langjähriger KI-Chef von Meta, erwägt laut Wall Street Journal
den Ausstieg, um ein eigenes Startup zu gründen. Das Vorhaben soll sich auf sogenannte „World Models“ konzentrieren – eine Alternative zu den großen Sprachmodellen. LeCun, Kritiker des Superintelligenz-Konzepts, rekrutiert bereits Mitstreiter und spricht mit Investoren.
Amazon hat Perplexity AI aufgefordert
, den Einsatz seines Browser-Agenten Comet für Onlinekäufe zu stoppen. Der Konzern wirft Perplexity vor, gegen Nutzungsbedingungen und Computerbetrugsgesetze zu verstoßen, weil der Agent Einkäufe im Namen von Nutzern tätigt, ohne sich als solcher auszuweisen.
Der niederländische Rechenzentrumsbetreiber Nebius
hat mit Meta einen Fünfjahresvertrag über drei Milliarden Dollar geschlossen, um KI-Infrastruktur bereitzustellen. Der Umsatz des Unternehmens stieg im dritten Quartal um 355 Prozent auf 146 Millionen Dollar, der Verlust weitete sich auf mehr als 100 Millionen Dollar aus.
Softbank verkauft seine gesamte Nvidia-Beteiligung im Wert von 5,8 Milliarden Dollar und lenkt das Kapital in ein 40-Milliarden-Dollar-Engagement bei Open AI. Der Schritt zeigt den Strategiewechsel von Hardware zu KI-Plattformen trotz wachsender Zweifel an der Profitabilität von KI-Investitionen.
Wiederkehrende Aufgaben sind das Wesen des Verkaufs: Man schreibt Mails, telefoniert, pflegt Kontakte und baut neue auf. Mit den richtigen Prompts geht mit ChatGPT und Co. manches schneller.
Von Marcus Schwarze
Der Verkauf ist die direkte Tätigkeit am Kunden, der Vertrieb der übergeordnete Rahmen, der den Verkauf organisiert, steuert und ermöglicht. In beiden Feldern kann die Künstliche Intelligenz bei wiederkehrenden Tätigkeiten helfen. Neben den richtigen Prompts sind für die KI auch genaue Informationen über die Produkte und Dienstleistungen sowie über die anzusprechende Kundschaft wichtig.
Ein einfaches Balkendiagramm zu Verkaufszahlen lässt sich mit Canva erstellen. Screenshot: Marcus Schwarze/Canva
Die Google-Pläne für die Jahre 2026 bis 2029 sind „echte Zukunfts-Investitionen in Innovationen, Künstliche Intelligenz, die klimaneutrale Transformation und zukünftige Arbeitsplätze in Deutschland“. „Das ist genau das, was wir jetzt brauchen.“