Alles Wichtige zur Entwicklung der digitalen Transformation.
Der digitale Druck wächst – gut so
Der deutsch-französische Gipfel zur Digitalen Souveränität in Europa war ein Erfolg. Obwohl er unseren Rückstand in Sachen Digitalisierung und KI schonungslos vor Augen geführt hat. Aber vielleicht war genau das abermals erforderlich.
Es geht dabei gar nicht um die Millionen- oder Milliardeninvestitionen in Europa, die in der Hauptstadt angekündigt wurden. Es geht nicht um die vielen Kooperationen zwischen europäischen Unternehmen, die beschlossen sind. Es geht um den Druck, der von dieser Veranstaltung hoffentlich ausgeht.
Inzwischen sollte auch der strikteste Digitalisierungszweifler begriffen haben, dass Europa Fahrt aufnehmen muss und jede Minute weiteren Zögerns den Abstand zu den digitalen Großmächten USA und China nur weiter vergrößert.
Die Beteuerungen, dass Digitalisierung wichtig ist, sind schon oft gesagt und ebenso oft nicht erfüllt worden. Was aber ist jetzt anders?
Drei Punkte:
Erstens, Digitalisierung ist spätestens seit dieser Konferenz eindeutig Chefsache. Sowohl der Bundeskanzler als auch der französische Präsident haben keinen Zweifel daran gelassen, dass sie sich in Zukunft auch am Stand des Digitalisierungsfortschritts auf dem Weg zu einer europäischen Souveränität messen lassen wollen. Das erhöht den Druck auf die Ministerien und die öffentliche Verwaltung.
Zweitens, die europäische Wirtschaft wird von sich aus aktiv. Was lange versäumt wurde, bekommt inzwischen Kontur. Immer neue Kooperationen zwischen Unternehmen oder Unternehmensverbünden zeigen, dass eines verstanden wurde: Erst, wenn Daten über Unternehmensgrenzen hinweg geteilt und gemeinsam auch für KI-Training genutzt werden, kann die europäische Industrie diesen Schatz heben. Zum Wohle aller Beteiligten. Das erhöht den Druck auf diejenigen, die sich daran bisher nicht beteiligen wollen.
Drittens, eine jüngere Generation von Unternehmern und Politikern übernimmt inzwischen das Ruder. Die wollen nicht nur spielen. Für diese Generation ist die Digitalisierung kein „Neuland“ mehr – sondern Mittel zum Zweck auf dem Weg zur Sicherung von Wohlstand durch Effizienz und erhaltener Wettbewerbsfähigkeit. Das erhöht den Druck auf diejenigen, die weiter davon ausgehen, dass alles so bleiben kann, wie es ist.
Wie wichtig eine europäische Souveränität und eine Lösung aus der Abhängigkeit von einzelnen Anbietern (zum Beispiel in der Cloud) ist, wurde deutlich, als am Dienstag eine Störung beim Sicherheitsanbieter Cloudflare weite Teile des Internets für Stunden lahmlegte. Eine Steilvorlage für Merz und Macron. Auch solche Ausfälle erhöhen den Druck. Gut so.
Wir wünschen eine fröhliche Lektüre des Briefings dieser Woche.
Künstliche Intelligenz verändert laut einer aktuellen Umfrage unter führenden Personalchefs fast alle Jobs: 89 Prozent der Befragten erwarten 2026 deutliche Auswirkungen, vor allem durch automatisierte Aufgaben und neue Kompetenzprofile. Entlassungen resultieren eher aus Kostendruck als aus KI-Produktivität.
Gartner erwartet, dass KI bis 2030 alle IT-Aufgaben berührt
. Drei Viertel der Arbeit sollen dann von Menschen mit KI-Unterstützung erledigt werden, ein Viertel von KI allein. Arbeitsplätze bleiben bis 2026 stabil, ab 2028 soll KI mehr Jobs schaffen. IT-Teams müssen laut Gartner massiv umschulen, um Produktivitätsgewinne und echten Mehrwert zu erzielen.
Laut einer IDC-Studie wollen zwei Drittel der Unternehmen wegen KI weniger Berufseinsteiger einstellen. 91 Prozent melden veränderte oder wegfallende Aufgaben, besonders Routinejobs. Führungskräfte fürchten daher fehlende Lernpfade für Nachwuchs, die sich langfristig negativ bemerkbar machen.
60 Prozent der Erwerbstätigen sind laut aktueller Umfragen wenig besorgt, dass KI ihren Job gefährdet, obwohl Millionen von der Technologie betroffen sein werden. Besonders ältere und weniger qualifizierte Arbeitnehmer zeigen wenig Sorge und daraus folgend auch eine geringe Weiterbildungsbereitschaft.
Die GEMA hatte im Verfahren Urheberrechtsverletzungen wegen der Verwendung von Liedtexten im KI-Training gegen Open AI geltend gemacht Picture Alliance
Anthropic steigt nach Investments in Höhe von 5 Milliarden Dollar von Microsoft und 10 Milliarden Dollar von Nvidia auf eine Bewertung von rund 350 Milliarden Dollar. Der Deal umfasst den Kauf von Azure-Rechenleistung im Wert von 30 Milliarden Dollar sowie bis zu 1 Gigawatt zusätzlicher Kapazität. Microsoft reduziert damit seine Abhängigkeit von Open AI.
Jeff Bezos steigt mit Project Prometheus
wieder operativ in ein Unternehmen ein. Das Start-up erhält 6,2 Milliarden Dollar und entwickelt KI für die Konstruktion und Produktion von Computern, Autos und Raumfahrttechnik. Mitgründer ist Ex-Alphabet-Manager Vik Bajaj. Rund 100 Experten von führenden KI-Labs wurden bereits angeworben.
Google hat begonnen, die Version 3 seiner KI Gemini freizuschalten. Neben einer verbesserten Qualität bei den Antworten liefert das Modell je nach Anfrage magazinig gestaltete Antworten mit Bildern und Zwischenüberschriften sowie interaktive Grafiken. Gemini 3 soll auch in den KI-Modus der Google-Suche eingebaut werden.
Google-Chef Sundar Pichai
warnt vor Übertreibungen im aktuellen AI-Hype. Zwar profitiere Alphabet vom Boom, doch kein Unternehmen sei immun, falls die Blase platze. Trotz „irrationaler Elemente“ hält Pichai KI für ebenso tiefgreifend wie das Internet.
Databricks verhandelt über eine neue Finanzierungsrunde mit einem Bewertungsniveau von mindestens 130 Milliarden Dollar. Das wäre ein Plus von 30 Prozent gegenüber dem vergangenen Rundenschluss. Ziel sind Investitionen in KI-Datenbanken und Agentenplattformen. CEO Ghodsi betont, dass 80 Prozent der neuen Datenbanken bereits von KI-Agenten generiert werden.
Die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) investiert elf Milliarden Euro in Lübbenau und errichtet dort eines der größten KI-Rechenzentren Europas mit bis zu 100.000 GPUs und 200 MW Leistung. Ziel sei die Stärkung digitaler Souveränität und Bereitstellung für externe Kunden. Abwärme wird ins Fernwärmenetz eingespeist, der Betrieb erfolgt mit Grünstrom.
Meta hat einen bedeutenden Kartellrechtsstreit gegen die US-Wettbewerbsbehörde FTC gewonnen
, die dem Unternehmen vorgeworfen hatte, mit der Übernahmen von Instagram und Whatsapp ein Monopol im Bereich sozialer Netzwerke zu halten. Dem Richter zufolge lägen jedoch nicht genügend Beweise für eine Monopolstellung vor, da der Konzern mittlerweile starker Konkurrenz wie Tiktok und Youtube ausgesetzt sei.
Laut Siemens setzen mehr als 70 Prozent der Energieexperten KI und Digitalisierung als Schlüssel zur Energiewende
ein: KI erleichtert Integration erneuerbarer Energien, steigert Effizienz und macht Netze robuster. 72 Prozenterwarten spürbare Geschäftseinflüsse binnen drei Jahren. Doch 58 Prozent bremsen Investitionen wegen unsicherer Netzinfrastruktur und Regulierung.
Warren Buffett hat 17,8 Millionen Alphabet-Aktien ins Portfolio genommen und im Gegenzug seine Apple-Position deutlich reduziert. Alphabet gilt als einer der Gewinner des KI-Booms, produziert einen stabilen Cashflow und gilt im Vergleich zu Nvidia als niedrig bewertet.
Die Präsentations-KI Gamma hat aus unserem langen Beitrag „Die aktuelle KI-Bibel“ einzelne bebilderte Abschnitte erstellt. Screenshot: Marcus Schwarze/Gamma
Von KI generiert, außerhalb von Powerpoint: ChatGPT hat diese Tabelle für den Status der Kundenbeziehungen vorbereitet und auf Nachfrage als Präsentation zum Download angeboten. Screenshot: Marcus Schwarze/Powerpoint
„Europa muss in vereinter Kraftanstrengung einen eigenen digitalen Weg gehen. Und dieser Weg muss in die digitale Souveränität führen, jedenfalls überall dort, wo es notwendig und wo es erreichbar ist.“