Digitalwirtschaft
                                                           
Mittwoch, 26.11.2025 | Zur Online Ansicht
 
 Frankfurter Allgemeine Pro
DIGITALWIRTSCHAFT
Alles Wichtige zur Entwicklung der digitalen Transformation.
Googles neue Wunderwaffe
Vor zwei Jahren leistete Sundar Pichai, der CEO von Google, so etwas wie einen Offenbarungseid: „Wir fahren in einem aufgemotzten Honda Civic ein Rennen gegen Sportwagen.“
So kommentierte Pichai den ersten Versuch seines Unternehmens, mit einem eilig zusammengebauten KI-Modell namens „Bard“ dem jungen Gipfelstürmer Open AI Paroli zu bieten. Die KI erzeugte skurrile Resultate, brachte Google viel Häme ein und weckte die Befürchtung, selbst ein bis dato höchst erfolgreicher Tech-Gigant könne an der Transformation ins KI-Zeitalter scheitern.
Autorenbild
Holger Schmidt
Verantwortlicher Redakteur für Newsletter und Verticals.
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Seitdem hat Google einen der smartesten Strategieschwenks der Geschichte geschafft – und sich in Rekordzeit an die Spitze der KI-Entwicklung gesetzt. Der Lohn: In diesem Zeitraum hat sich der Aktienkurs verdreifacht. In der Liste der wertvollsten Unternehmen der Welt hat die Google-Muttergesellschaft Alphabet dem Konkurrenten Microsoft erstmals nach sieben Jahren überholt. Die Wetten, dass Alphabet schon bald auch Nvidia und Apple an der Spitze ablösen wird, stehen gut.
 
Dieser Erfolg ruht auf drei Fundamenten:
Erstens: Das neue KI-Modell Gemini 3 ist – um im Bild zu bleiben – kein Honda Civic mehr, sondern der neue Maserati der Branche. Führend in nahezu allen Vergleichen mit der Konkurrenz bringt Gemini 3 selbst eingefleischte ChatGPT-Fans zum Wechsel. Das Gleiche gilt für die Bild-KI Nano Banana.
Zweitens: Der Wandel von der klassischen Suchmaschine zum KI-Antwortgeber ist geglückt. Mehr als das: Google verdient mit KI-Antworten sogar mehr Geld als mit den „blauen Links“, da die rund zwei Milliarden Nutzer dem Unternehmen treu geblieben sind – und die Konkurrenz es bisher versäumt hat, ihre Chatbots als „First Destination“ für Werbung und Online-Handel zu machen oder mit ihren Browsern signifikante Marktanteile zu erobern.
Drittens: Mit eigenen Chips für den Betrieb seiner Rechenzentren hat sich Google nicht nur eine kostengünstige Alternative zu Nvidia geschaffen, sondern gleichzeitig die Abhängigkeit gesenkt. Damit ist Google der einzige „Full Stack Anbieter“ in der KI, der alle wesentlichen Komponenten von den Chips über das Modell bis zum Endkundenkontakt in einer Hand hält.
Googles nächste Schritte deuten sich schon an: Die KI ersetzt die bislang mühsame Produktrecherche durch einen intelligenten Shopping-Assistenten – und zementiert Googles Pole-Position in der Werbung. Diese Position mit dem Apple-Deal als KI-Lieferant für die iPhones zu festigen, ist strategisch ebenfalls brillant. Dass Google nun wieder alle Fäden in der Hand hält, hat auch Warren Buffett erkannt. Seine Investition in die Aktie war der Ritterschlag für diese spektakuläre Aufholjagd.
Wir wünschen eine interessante Lektüre unseres Briefings!
Holger Schmidt
 
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Künstliche Intelligenz
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Der KI-Omnibus entlastet Unternehmen kaum
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Sundar Pichai
Künstliche Intelligenz
 
Was Gemini 3 Pro wirklich kann
 
Googles neues KI-Modell ist beeindruckend gut. Gemini 3 Pro kann Denkschritte besser planen, Videos in Echtzeit verarbeiten und neu gestaltete Ausgaben in Form von Infografiken erzeugen.
Von Marcus Schwarze
In der KI-Szene hat Google mit Gemini 3 Pro vergangene Woche international für Furore gesorgt. In den wichtigsten Benchmarks wie LM Arena rückte das Modell auf Anhieb auf Platz 1, ebenso bei „Humanity’s Last Exam“ (die letzte Prüfung der Menschheit). Die gilt als härteste akademische Prüfung mit rund 2500 extrem herausfordernden Fragen aus Mathematik, Geistes- und Sozialwissenschaften.
Mit dem passenden Prompt erstellt Google Gemini 3 Pro eine um architektonische Daten ergänzte Darstellung vom Deutschen Eck in Koblenz. Screenshot: Marcus Schwarze, Google Gemini, KI-generiert
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Regulierung senkt Europas KI-Dividende um ein Drittel
 
KI ist für Europa eine Chance, die schwache Produktivität zu beleben. Doch nationale Vorschriften, die europäische KI-Verordnung und Datenschutzregeln könnten Produktivitätsgewinne um mehr als ein Drittel zusammenschmelzen, zeigt eine IWF-Untersuchung.
Von Holger Schmidt
Die Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben für 31 europäische Länder simuliert, wie sich der KI-Einsatz in Unternehmen auf die totale Faktorproduktivität auswirkt. Dieses Kriterium gilt als Indikator für technischen Fortschritt. Die Autoren greifen dafür auf das Aufgaben-Modell des amerikanischen Ökonomen Daron Acemoglu zurück: Produktion wird darin als Bündel einzelner Tätigkeiten modelliert, die entweder von Menschen oder von Kapital (einschließlich KI) erledigt werden können. Für jede Tätigkeit wird geschätzt, ob und in welchem Umfang sie sich mit KI automatisieren oder ergänzen lässt.
 
Weiterlesen
 
Wenn Algorithmen die Intimität steuern
 
Künstliche Intelligenz erobert einen Markt, der jahrzehntelang im Verborgenen operierte. Das Silicon Valley entdeckt das Schlafzimmer als Geschäftsfeld.
Von Marcus Schuler, San Francisco
Zwischen 35 und 43 Milliarden Dollar, so groß ist der internationale Markt für Sexspielzeug. Die Spanne der Schätzungen zeigt bereits: Hier operiert eine Branche, die sich lange der genauen Betrachtung entzog. Nordamerika führt hier mit zehn bis zwölf Milliarden Dollar Jahresumsatz. Die EU folgt dicht dahinter mit einem geschätzten Volumen von neun bis zwölf Milliarden.
Kopf einer Sexpuppe. Aufgenommen in der WMDOLL Fabrik in Zhongshan, China. Reuters
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Der KI-Omnibus entlastet Unternehmen kaum
 
 Versprochen und erwartet waren „Vereinfachung, Klarheit, Verbesserung“ der KI-Regulierung – in der Praxis sieht es anders aus. Die regulatorische Kehrtwende ist ausgeblieben. Wie es für Unternehmen jetzt weitergeht.
Von Lina Böcker
Der Digital-Omnibus ist pünktlich vorgefahren. Am 19. November stellte die EU-Kommission zwei Vorschläge zur Vereinfachung der Digitalregulierung vor: Ein Paket zur Vereinfachung der Daten‑ und Digitalgesetze (Datenschutzgrundverordnung, ePrivacy-Richtlinie, Data Act, Data Governance Act, Open‑Data‑Richtlinie, Verordnung zum freien Verkehr nicht‑personenbezogener Daten sowie NIS2, DORA, CER und die Digital‑Identity‑Verordnung) und – heiß ersehnt – einen KI‑Omnibus zur Verschlankung der KI-Verordnung, um den es hier gehen soll.
Der Digital-Omnibus taucht aus dem Nebel auf: Doch viel ändert sich für Unternehmen zunächst nicht. AP
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Jeff Bezos und Elon Musk holen die KI in die reale Welt
 
Mit den Sprachmodellen ist die KI gerade in die Büros eingezogen. Doch die Pioniere denken schon weiter: Jeff Bezos, Elon Musk oder Yann LeCun investieren jetzt Milliarden in KI, die Roboter oder Maschinen steuert.
Von Johannes Winkelhage
Die erste Welle generativer KI war weitgehend digital: Sprachmodelle schreiben Texte, fassen Dokumente zusammen, erzeugen Bilder und Videos. Der wirtschaftliche Nutzen entsteht bislang vor allem in Büros, Medienhäusern, Softwareunternehmen und Marketingabteilungen. In diesem Jahr verschiebt sich der Schwerpunkt der Investitionen in Richtung „Physical AI“, also der Künstlichen Intelligenz, die nicht nur Informationen verarbeitet, sondern in Fabriken, Lagerhäusern und Laboren direkt in physische Prozesse eingreift.
Teslas Optimus zeigt am Nasdaq Market, wie KI den Schritt von der Börse in die industrielle Praxis macht. Reuters
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Drei Erfolgsfaktoren, mit denen die Industrialisierung der KI gelingt
 
 KI gilt als Hoffnungsträger für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie. Europa muss KI vertikal einsetzen, um bei der Produktivität zu anderen Regionen aufschließen zu können, forderte Mario Draghi. Drei Faktoren sind dabei zentral.
Von Boris Otto und Christoph Gröger
Zweifelsohne ist das Potential von KI groß. Auch wenn sich Fragen mehren, ob und, wenn ja, wie sich die astronomischen Investitionen in die Entwicklung großer Sprachmodelle, der Basis für generative KI, jemals rentieren werden. Der „deutsche Weg“ der Nutzung von KI ist ohnehin ein anderer: Unternehmen fokussieren sich auf eine durchgängige Data und AI Pipeline und nutzen dabei jeweils jenes großes Sprachmodell, das sich am besten für die jeweilige Anwendungsdomäne eignet. Die Retrieval-Augmented-Generation-Technologie (RAG) ermöglicht, allgemeine Sprachmodelle mit eigenen kontextspezifischen Daten anzureichern, etwa im Kundendienst, in der Fertigung oder der Marktbeobachtung.
Bei VW montieren Kuka-Roboter schon automatisiert Türen. Doch die deutsche Industrie muss weiter aufholen. dpa
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Ein neues KI-Protokoll will die Macht der Werbeplattformen brechen
 
 Das Ad Context Protocol (AdCP) soll ein offener Standard für KI-Agenten werden, der Werbekampagnen direkt zwischen Werbetreibenden und Medienunternehmen abwickelt – und Plattformen wie Google, Meta oder Amazon umgeht.
Von Markus Caspari
Das Open Web führt einen verzweifelten Überlebenskampf gegen übermächtige Plattformen, die mit ihren geschlossenen Ökosystemen den Großteil der digitalen Werbeumsätze kontrollieren. Medienunternehmen müssen sich währenddessen einen schrumpfenden Rest teilen. Eine neue Initiative hat das Potential, zum Gamechanger im Wettbewerb der Plattformen gegen das offene Internet zu werden. Vorausgesetzt, die Werbetreibenden ziehen mit und die KI-Entwicklung verliert nicht an Dynamik.
 
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Was sonst noch wichtig ist
  • Amazon investiert 50 Milliarden Dollar in KI für US-Behörden. Vom kommenden Jahr an sollen dafür neue Datenzentren mit etwa 1,3 Gigawatt Leistung entstehen. Das Ziel ist, die Behörden mit spezialisierten KI-Diensten wie Sage Maker und Bedrock zu versorgen, um die USA im globalen KI-Wettlauf nach vorne zu bringen.
  • Die US-Regierung hat einen Entwurf für eine Verfügung auf Eis gelegt, die bundesweit staatliche KI-Gesetze aushebeln sollte. Der Plan sah vor, mit Klagen und Fördermittelentzug gegen strengere KI-Regeln einzelner Bundesstaaten vorzugehen. Sowohl Republikaner als auch Demokraten hatten scharf protestiert.
  • Open AI hat ein KI-basiertes Einkaufsassistenz-Modell gestartet. Basierend auf GPT-5 mini durchsucht es das Web nach Angeboten, schlägt Produkte vor und lernt aus Nutzer-Feedback. Ziel ist es, Amazons Vorherrschaft im Onlinehandel anzugreifen, indem die KI Bewertungen analysiert und „Low-Quality“-Websites meidet.
  • Black Forest Labs hat mit Flux 2 die neue Generation seiner Bild-KI vorgestellt. Die neue Version erreicht eine höhere Auflösung, präzisere Typografie und bessere Prompt-Treue. Das System ist daraus ausgelegt, realistische Bilder zu erzeugen und richtet sich an Entwickler und Kreative gleichermaßen.
Zukunft der Arbeit
 
Fit für KI - Teil 3: Wenn Unternehmen nicht schulen: Der Weg zur KI-Kompetenz in Eigenregie
 
Alle sprechen darüber, wie wichtig KI-Kompetenzen im Job sind. In einer dreiteiligen Serie zeigen wir, worauf es für Berufseinsteiger, Arbeitnehmer und Unternehmen jetzt ankommt.
Von Nina Müller
Nur acht Prozent der deutschen Unternehmen bieten KI-Schulungen für alle Mitarbeiter an. Im internationalen Vergleich ist Deutschland das Schlusslicht in der systematischen KI-Weiterbildung mit der Folge, dass sich Berufseinsteiger und Arbeitnehmer eigenständig mit der neuen Technologie befassen müssen. Wir zeigen, wie das in Eigenregie gelingt und welche Nachweise Personalverantwortliche bei Bewerbungen wirklich anerkennen. Denn es geht nicht darum, wer die meisten Fortbildungen absolviert hat, sondern wer die KI in seinem Fachbereich richtig anwenden kann.
 Illustration: Katharina Hofbauer
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Wem die KI zu Superkräften verhilft
 
Generative KI glättet Leistungsunterschiede nur bis zu einem Punkt. Eine neue Studie zeigt: Bei klar strukturierten Aufgaben hilft KI auch Fachfremden, doch bei anspruchsvollen Tätigkeiten bleibt spezialisiertes Wissen unerlässlich.
Von Holger Schmidt
Gibt man jedem Mitarbeiter ein generatives KI-Tool an die Hand, könnte er plötzlich Aufgaben außerhalb seines Fachgebiets mit verblüffender Geschwindigkeit und Kompetenz erledigen – so lautet zumindest das Versprechen von GenAI. Doch in Wirklichkeit ist die Angleichung unterschiedlicher Fachkompetenzen durch KI weitaus komplexer.
Nicht jeder wird mit KI zum Superman – echte Expertise bleibt auch im digitalen Zeitalter unersetzlich. Warner Bros./Picture Alliance
Weiterlesen
Was sonst noch wichtig ist
  • In den USA wurden in diesem Jahr bereits 48.414 Jobstreichungen ausdrücklich mit KI begründet, davon 31.000 allein im Oktober. Immer mehr Konzerne führen Effizienzgewinne mit KI als Grund für Personalabbau an. Beobachter warnen allerdings vor „KI-Washing“, da KI teils als Vorwand für ohnehin geplante Kürzungen genutzt werde.
  • In MINT-Berufen nutzen 77 Prozent der Fachkräfte in Deutschland KI-Tools wie ChatGPT oder Google Gemini, oft ohne Wissen des Arbeitgebers. Eine Umfrage ergab, dass zwei Drittel der Befragten auf nicht offiziell freigegebene KI-Anwendungen zurückgreifen, sogenannte Schatten-IT.
  • Beschäftigte, die KI täglich einsetzen, fühlen sich laut einer PwC-Umfrage produktiver und sicherer im Job. 92 Prozent der täglichen GenAI-Nutzer berichteten von Leistungssteigerungen und mehr als die Hälfte erzielten sogar Gehalts- und Karrierevorteile, da sie mehr leisten als Beschäftigte, die auf KI verzichten.
Deutschlands digitale Denker
 
Die 10 wichtigsten Deutschen im Silicon Valley
 
Sie finanzieren die Ausbaustufen der KI‑Rechenzentren, setzen Milliarden ein und formen die Narrative der Plattformen. Diese Übersicht zeigt zehn Deutsche, die im Silicon Valley Märkte und Meinungen prägen.
Von Marcus Schuler, San Francisco
Es sind nicht nur Amerikaner, die das Silicon Valley und seine Unternehmen prägen. Auch Deutsche und Europäer haben einen Anteil am Erfolg der Region. Wir haben uns vorgenommen, diese Menschen stärker in den Vordergrund zu rücken. In einzelnen Porträts, einer Liste geordnet nach Einfluss und weiteren Stücken. Sollte jemand fehlen, geben Sie uns bitte unter digitalwirtschaft@faz.de einen Hinweis.
Sinnbild des Silicon Valley: Cupertino AFP
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„Deutschland muss sich wieder mit dem Wort ,Ja‘ und Arbeitsfleiß anfreunden“
 
Margit Wennmachers hat zwei Branchen verändert: erst die Technologie-PR, dann die Welt des Wagniskapitals. Nun sitzt sie in San Francisco und erklärt mit entwaffnender Klarheit, warum Deutschland beim digitalen Umbau hinterherläuft. Ein Porträt.
Von Marcus Schuler, San Francisco
Der Satz fällt an einem kühlen Oktobervormittag, nüchtern und ohne Pathos: „Europa ist ein Museum.“ Margit Wennmachers sitzt an einem kleinen Tisch im Freien, Richmond District, Möwen über der Pazifikküste, ein dünner Kaffee – und Sätze, die deutschen Ohren wehtun. Deutschland sei „miserabel in Software“. Die Europäische Union wolle „Weltmeister der Regulierung“ sein, habe aber kaum nennenswerte KI-Firmen hervorgebracht. Ingenieure in Deutschland liebten ihre Hardware – und übersähen, dass das Auto längst ein Computer auf Rädern ist. „Deutschland muss sich wieder mit dem Wort ,Ja‘ anfreunden“, sagt sie. „Und mit Arbeitsfleiß.“
Margit Wennmachers Privat
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Transformation
 
Wie Unternehmen ihre IT zurückholen
 
Viele Unternehmen merken erst beim Blick auf die Microsoft-Rechnung, wie abhängig sie von amerikanischen Anbietern sind. Die eigene Infrastruktur lässt sich mit den richtigen Werkzeugen zurückholen. Aber Freiheit kostet.
Von Marcus Schuler, San Francisco
Die E-Mail kommt an einem Montagmorgen. Microsoft kündigt eine Preiserhöhung an, wieder einmal. Zwölf Prozent mehr für die Bürosoftware, die ohnehin schon teuer ist. Der Geschäftsführer einer fiktiven Wiesbadener Designagentur mit 18 Mitarbeitern rechnet nach: fast tausend Euro mehr im Jahr, nur für Programme, die seine Leute längst im Schlaf bedienen. Gleichzeitig liegt auf seinem Schreibtisch ein Brief der Datenschutzbeauftragten. Sie will wissen, wo genau die Kundendaten gespeichert werden und ob amerikanische Behörden darauf zugreifen können.
 
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Wie ausländische Technologien deutsche Unternehmen dominieren
 
Hardware aus China, Cloud-Dienste aus den USA und Chips aus Taiwan – deutsche Unternehmen sind in hohem Maße auf digitale Technologie aus dem Ausland angewiesen. Gleichzeitig schwindet das Vertrauen in diese ausländischen Partner, allen voran in die USA.
Von Holger Schmidt
Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von digitalen Importen ist hoch – und wächst weiter. Neun von zehn Unternehmen, die digitale Güter oder Dienstleistungen beziehen, geben an, davon abhängig zu sein, mehr als die Hälfte sogar „stark abhängig“. Lediglich 4 Prozent der Unternehmen wären langfristig überlebensfähig, wenn diese digitalen Importe ausblieben. Neue Umfragen zeigen zudem, dass diese Abhängigkeit 2025 nochmals zugenommen hat: 51 Prozent der deutschen Unternehmen sehen sich mittlerweile „stark abhängig“ von den USA (gegenüber 41 Prozent zu Jahresbeginn) und ebenfalls 51 Prozent von China (plus 7 Prozentpunkte).
Deutsche Unternehmen sind bei Software, Cloud und KI zunehmend auf Lösungen aus den USA, China und Taiwan angewiesen. dpa
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Was sonst noch wichtig ist
  • Der neue Innovationsindikator von BDI und Roland Berger attestiert deutschen Unternehmen eine hohe Wissensgenerierung, aber geringe Kommerzialisierung neuer Technologien. Besonders groß ist der Rückstand bei Digitalisierung und Dateninfrastruktur, verbunden mit Folgen für den Einsatz Künstlicher Intelligenz.
  • Revolut erreicht nach einer neuen Anteilstransaktion eine Bewertung von 75 Milliarden Dollar und zählt damit zu Europas wertvollsten privaten Techfirmen. Das Fintech mit Sitz in London expandiert aggressiv international und steigert Umsatz und Gewinn deutlich. Revolut will bis 2027 rund 100 Millionen Kunden bedienen und in 30 neue Märkte vordringen.
  • Europas Gründer kämpfen 2025 vor allem mit Finanzierung und Wachstum. Die ausgeprägte Risikoaversion schreckt viele Investoren ab, was vor allem Deeptech- und KI-Gründungen bremst. Dadurch entsteht ein struktureller Nachteil gegenüber den USA, wo Kapital schneller fließt, Skalierung einfacher ist und mutigere Geschäftsmodelle eher Unterstützung finden.
  • Dell hat mit seinen Quartalszahlen zwar leicht enttäuscht, aber einen starken Ausblick gegeben. Die Aktie hat nachbörslich 5 Prozent zugelegt. Dell hat eine zentrale Stellung im KI-Markt, da das Unternehmen einer der wichtigsten Lieferanten für Recheninfrastruktur ist.
 
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Prompt der Woche
 
Die besten Prompts für Produktentwickler
 
Wer neue Produkte entwickelt, muss den Markt durchforsten, Eigenschaften des Produkts festlegen und das Wachstum planen. Bei diesen Aufgaben kann die Künstliche Intelligenz helfen – mit den richtigen Prompts.
Von Marcus Schwarze
Produktentwickler stochern oft im Nebel, wenn sie Neues entwickeln oder alten Produkten zu neuem Glanz verhelfen. „Der Markt regelt“, lautet ein geflügeltes Wort. Und so steht am Beginn jeder Neuheit die Erforschung der Bedürfnisse am Markt.
„Mach es noch besser, günstiger und optimiere für den Kundenbedarf.“: So könnte die KI bei der nächsten Produktinnovation helfen. Picture Alliance
Weiterlesen
 
Zitat der Woche
 
„Ich denke, was ein CEO tut, ist vielleicht eines der einfacheren Dinge, die eine KI eines Tages
tun kann“
Sundar Pichai
Sundar Pichai, CEO Alphabet  AP
 
 
 
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