Alles Wichtige zur Entwicklung der digitalen Transformation.
Darwin im Datencenter
Künstliche Intelligenz ist kein Laborspiel mehr, sondern 3D-Schach in Überschallgeschwindigkeit. Mit Milliardeninvestitionen in Menschen und Maschinen heizt sich der Wettbewerb immer weiter auf.
Nach der Frühjahrsrunde der großen Keynotes zeigt sich nun ein erstes Klassement mit klaren Siegern und spürbaren Nachzüglern.
Holger Schmidt
Verantwortlicher Redakteur für Newsletter und Verticals.
Meta – Attacke mit dem Geldsack Mark Zuckerberg will offenbar fast 15 Milliarden Dollar in den Datenlabeler Scale AI investieren, um Metas schwache Trainingspipelines zu stopfen und die nächste Llama-Generation schneller zu zünden. Parallel baut er ein „Superintelligence-Team“ aus 50 Spitzenforschern auf, die im Umkreis seines Büros forschen und neunstellige Gehälter kassieren, weil Meta nach seiner Einschätzung intern nicht genug KI-Exzellenz hat. Meta wirft also Geld auf das Problem und hofft, dass die schiere Masse an Daten und Hirnpower die Lücke zu Open AI und Google schließt.
Apple – Schönheit ohne Tiefenschärfe Auf der Apple-Entwicklerkonferenz glänzte nur das „Liquid Glass“, doch der erhoffte Siri-Neustart und ein echtes „Apple Intelligence“ wurden vertagt. Die Zweifel wachsen, ob Apples vorsichtige Strategie, KI mit kleinem Budget selbst zu entwickeln, aufgeht. In einem Markt, dessen Halbwertszeit auf sechs Monate geschrumpft ist, wirkt diese Vorsicht gefährlich: Wer lediglich perfektioniert, während andere revolutionieren, riskiert den Abstieg in die zweite Liga der KI-Ökonomie.
Open AI – die Umsatzmaschine Der Pionier meldet zehn Milliarden Dollar wiederkehrenden Umsatz im Jahr – vor zwei Jahren lag der Wert noch nahe null. ChatGPT-Abos, API-Lizenzen und Unternehmenspakete liefern Geld, Daten und Markenmacht. Jeder Umsatz-Dollar füttert die nächste Modellgeneration und damit Sam Altmans Plan, das nächste Google oder Microsoft zu werden.
Google – die Suchmaschine wird Agent Auf der I/O rollte Google den „AI Mode“ aus: Gemini 2.5 liefert multimodale Antworten samt Quellen direkt ins Hauptsuchfeld. Damit verabschiedet Alphabet die zehn blauen Links und so das erfolgreichste Geschäftsmodell der Welt in die Geschichtsbücher. Wer dachte, Google habe den KI-Zug verpasst, sah diesmal ein Unternehmen mit klarem Fahrplan und frischem Selbstbewusstsein.
Microsoft – der Copilot wird endlich gut Die zweite Copilot-Welle verschmilzt Word, Excel und Teams mit einem KI-Layer, der Kontext erkennt, Daten visualisiert und sogar Bilder generiert. Endlich liefert der Copilot, was der Name verspricht, aber bisher nie halten konnte. Unternehmen, die Copilot buchen, verketten ihre Workflows direkt mit Microsofts Cloud. Mit dieser Integration gewinnt Microsoft das profitabelste Segment: produktive Wissensarbeit.
Gewinner sind jene, die Skalierung, Datenzugriff und mutige Produktpolitik vereinen: Open AI, Google und Microsoft setzen das Tempo. Meta versucht den Sprint mit dem Scheckbuch, während Apple noch nie so hilflos wirkte. In einer Industrie, in der Modellgenerationen im Halbjahresrhythmus altern, reicht Oberflächenpolitur nicht mehr.
FAZ-BM
Dieses Thema – und viele weitere spannende Entwicklungen der KI-Ökonomie – werden wir auf unserer 2. F.A.Z. KI-Konferenz am 2./3. Juli 2025 in Frankfurt besprechen. Stargast unserer Konferenz ist Bundesdigitalminister Dr. Karsten Wildberger. Wir diskutieren auch mit Richard Socher, dem CEO und Gründer von You.com, warum Agenten die Nutzung der KI fundamental vereinfachen. Eine Masterclass zu den KI-Agenten fehlt ebenso wenig wie Antworten auf die Frage, welche Herausforderungen die Industrie im KI-Zeitalter bewältigen muss und was die KI mit den Arbeitsplätzen macht.
Zur Anmeldung geht es hier entlang.
Menschen werden seit jeher in ihren Kaufentscheidungen durch psychologische Tricks beeinflusst. Aber wenn in Zukunft die KI-Agenten für uns einkaufen, werden diese zum Ziel. Ein Blick in die entstehende Trickkiste.
Von Martin Wendiggensen
Von falscher Knappheit, Preisen mit 99 Cent, Erinnerungs-E-Mails und dem Verbessern der Position bei der Google-Suche bis hin zur Farbe der Knöpfe: Wer im Internet kauft, ist einigen psychologischen Tricks der Verkäufer ausgesetzt. Diese basieren auf ausgefeilten und aufwendig getesteten Strategien – ständig verbessert, um den Umsatz anzukurbeln.
Im E-Commerce könnten Händler KI-Agenten mit perfiden Tricks anlocken. dpa
Die Kritik kommt von höchster Stelle: Die Produktivität im Dienstleistungssektor wächst in Deutschland viel zu langsam und schwächt die gesamte Volkswirtschaft, moniert die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer. KI soll nun die Wende bringen.
Von Holger Schmidt
Technischer Fortschritt war in Dienstleistungsberufen wie der Steuerberatung in den vergangenen 20 Jahren kaum vorhanden. Dank generativer KI kommt aber nun Schwung in die angestaubten Stuben: Private-Equity-Investoren und Start-ups drängen in den digital zurückgebliebenen Markt, um Routinetätigkeiten wie die Buchhaltung zu automatisieren und neue Geschäftsmodelle einzuführen.
Die mittelständisch geprägte Steuerberatungsbranche in Deutschland erlebt eine Welle an Investitionen. Hannes Jung
Juni 2025. Das „New York Magazine“ deckt auf: 100 KI-Firmen arbeiten in Hollywood. Mitarbeiter packen aus. Sie müssen KI heimlich nutzen. Ohne Genehmigung. Das Ergebnis verkaufen sie als menschliche Arbeit.
Von Marcus Schuler, San Francisco
„Alle nutzen es. Sie reden nur nicht darüber“, sagt ein Talentagent bei der Eröffnung von Asteria Film. Er hatte recht. Michael Burns zeigt auf seinen Bildschirm. „10.000 Soldaten auf einem verschneiten Hügel“, sagt der Lionsgate-Manager dem „New York Magazine“. Früher hätte das eine teure Drehwoche erfordert. Heute? „Das KI Tool Runway macht das für 10.000 Dollar“, erklärt Burns. Ein Bruchteil der üblichen Kosten. In drei Stunden fertig.
„Indiana Jones 5“ kostete 300 Millionen Dollar. Nun setzt der Disney-CEO Bob Iger auf KI. Lucasfilm Ltd.
Das von Donald Trump vorangetriebene Steuer- und Ausgabengesetz enthält ein Moratorium
, das für zehn Jahre jegliche KI-Regulierung auf Ebene der US-Bundesstaaten verbieten würde. Die Tech-Unternehmen hätten somit freie Hand. Das Vorhaben stößt auf erheblichen Widerstand von Politikern beider Parteien sowie Verbraucherschutzgruppen.
Laut dem Cisco Global CX Agentic AI Report glauben 93 Prozent der befragten deutschen Unternehmen, dass Agentic AI in den nächsten Jahren die Kundenbetreuung verbessert und stärker personalisiert. Schon in 12 Monaten sollen mehr als die Hälfte der Kontakte mit Partnern durch KI-Agenten abgewickelt werden. Den menschlichen Kontakt halten 84 Prozent der Befragten weiterhin für wichtig.
Open AI hat o3-pro veröffentlicht, eine neue, leistungsfähigere Version seines o3-Reasoning-Modells, die ab sofort für ChatGPT Pro- und Team-Nutzer sowie in der Entwickler-API verfügbar ist. In einigen internen Tests soll das Modell bessere Ergebnisse als Konkurrenzmodelle von Google und Anthropic erzielt haben.
Fast die Hälfte der Beschäftigten wünscht sich Hilfen von KI-Agenten zur Übernahme repetitiver Aufgaben. Sobald aber Kreativität und Interaktion gefragt sind, überwiegt der Wunsch nach menschlicher Kontrolle, zeigt eine neue Stanford-Studie.
Von Holger Schmidt
In der Untersuchung wurden 1500 Beschäftigte aus 104 verschiedenen Berufen zu 844 spezifischen Arbeitsaufgaben befragt. Die Forscher konnte erstmals systematisch untersuchen, welche Tätigkeiten Arbeitnehmer tatsächlich automatisiert haben möchten – und kommen zu überraschenden Ergebnissen, die fundamentale Fehleinschätzungen bei Investoren und Entwicklern offenbaren: Viele Investitionen fließen in Automatisierungslösungen, die von den dort tätigen Arbeitnehmern gar nicht erwünscht sind.
Während 62 Prozent der Topmanager KI als Gamechanger sehen, nutzen nur zwölf Prozent der Mitarbeiter die Technologie. Das Problem liegt in den Unternehmen selbst.
Von Holger Schmidt
Die digitale Transformation hat längst die Chefetagen erreicht. 82 Prozent der befragten C-Suite-Führungskräfte aus acht Ländern stufen sie als oberste Priorität ein – noch vor klassischen Managementzielen wie Umsatzwachstum oder Kostensenkung.
Immer mehr kleine Unternehmen setzen KI-gestützte Coding-Assistenten
wie Github Copilot und Replit Ghostwriter ein, um Entwicklungskosten zu senken und Produkte schneller auf den Markt zu bringen. Das Start-up Dual Entry konnte so ein eigenes ERP-System in nur neun Monaten mit elf Entwicklern realisieren, statt 100 Millionen Dollar für eine herkömmliche Entwicklung auszugeben.
Einer Ifo-Umfrage
zufolge erwarten 27 Prozent der Unternehmen, dass Künstliche Intelligenz in den nächsten fünf Jahren zu Stellenabbau führen wird, insbesondere in der Industrie und im Handel. Nur 5,2 Prozent rechnen mit zusätzlichen Jobs, vor allem in technologienahen Dienstleistungen. Zwei Drittel erwarten keine Veränderungen.
Das auf KI-gestützte Zeiterfassung spezialisierte
Startup Laurel hat in einer Series-C-Finanzierungsrunde 100 Millionen Dollar eingesammelt, um die Produktivität von Kanzleien, Beratungen und Wirtschaftsprüfern durch Echtzeit-Analysen und Automatisierung zu steigern.
Nachdem Google den KI-Modus eingeführt hat, suchen Marken und Medien in aller Welt hängeringend nach einer Strategie, ihre Inhalte in die Welt der Künstlichen Intelligenz zu bringen, um ihre Sichtbarkeit im Web zu erhalten. Unser Playbook zeigt den Weg.
Von Markus Caspari
Google hat intern den „Code Red“ ausgegeben, als OpenAI Ende 2022 ChatGPT auf den Markt gebracht hat. Spätestens nach den Produktankündigungen von Google auf seinen beiden Konferenzen I/O und Marketing Live Ende Mai sollte jedes Unternehmen in den Bereichen Medien und Marketing entsprechende „Code Red“ Projekte starten. Nachdem Google zunächst nur vorsichtig reagiert hat, ist spätestens jetzt klar: Google treibt den Plattform-Shift seines Kernproduktes Suche mit Hochgeschwindigkeit voran. Der Traffic, den Google künftig noch ins Web schickt, wird sehr viel kleiner – und neu verteilt. Es wird viele Verlierer, aber nur wenige Gewinner geben, die ihren Traffic halten oder vielleicht sogar vergrößern können.
Unternehmen setzen KI nicht nur ein, um neue Produkte und Services anzubieten, sondern nutzen sie auch für die internen Entscheidungen. Das Schlagwort: DDDM. Diese datenbasierte Entscheidungsfindung verspricht viele Vorteile, ist aber auch nicht ohne Risiko.
Von Matthias Handrich
Data-Driven Decision Making, kurz DDDM, beschreibt den Prozess, Geschäftsentscheidungen auf Basis von Datenanalysen und Dateninterpretationen unter Einsatz von KI zu treffen. DDDM stellt somit einen fundamentalen Wandel in der Unternehmenspraxis dar. Entscheidungen, die auf Intuition, Annahmen oder persönlichen Erfahrungen beruhen, sind nicht mehr von Bedeutung – zumindest dann, wenn DDDM konsequent angewendet wird.
DDDM sollte den Entscheidungsprozess von Managern unterstützen, nicht ersetzen. Picture Alliance
Huawei-Gründer Ren Zhengfei erklärte in einem Interview, dass Huaweis Ascend-Chip „noch eine Generation hinter den USA zurückliegt“, und spielte die Fähigkeiten des Unternehmens herunter. Die Aussagen traf er vor dem Hintergrund laufender Handelsgespräche und US-Exportkontrollen, die Huawei im chinesischen Markt Vorteile verschafft haben.
Europa liegt im globalen Vergleich bei kritischen Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Biotechnologie und Quantentechnologien an dritter Stelle hinter den USA und China. Dem Bericht der Harvard Kennedy School zufolge basiert Europas Stärke im KI-Bereich auf Humanressourcen und Daten, während die Region bei Algorithmen, Rechenleistung und Investitionen zurückliegt.
Bereits 99 Prozent der Banken haben generative KI implementiert, zeigt eine globale Umfrage
von Economist Impact im Auftrag von SAS unter 1700 Führungskräften. Jedoch sehen sechs von zehn Banken noch keinen signifikanten wirtschaftlichen Nutzen in der Technologie. Sie bleibt dennoch das wirksamste Mittel gegen Betrugsmaschen wie KI-basierte Deepfakes und synthetische Identitäten.
Im Mai erlebte der deutsche Elektroautomarkt sein bislang stärkstes Momentum: 43.060 neu zugelassene Stromer bedeuten ein Plus von 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch der Boom beruht vor allem auf Firmenflotten.
Von Holger Schmidt
Die Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts für Mai 2025 liest sich wie eine Wachablösung. 43.060 reine Batterie-Pkw rollen neu auf deutsche Straßen, gut 13.000 Fahrzeuge mehr als ein Jahr zuvor.
Uber startet gemeinsam mit dem britischen KI-Unternehmen Wayve Pilotprojekte für Robotaxi-Fahrten im Vereinigten Königreich, bei denen kein Sicherheitsfahrer mehr an Bord ist. Ein neues „accelerated framework“ des britischen Verkehrsministeriums ermöglicht die Tests, die in enger Abstimmung mit den Behörden in London stattfinden.
Die nächste Plattform des Rivian R2 wird die technologische Basis für alle zukünftigen Elektrofahrzeuge von Volkswagen sein. Das erste Modell, das auf dieser modularen Architektur basiert, wird der VW ID Every1 sein. Auch Marken wie Audi und Porsche werden künftig auf der Plattform aufbauen.
Tesla hat in Austin, Texas mit der Testphase für autonome Fahrzeuge begonnen. Das Unternehmen setzt zunächst eine kleine interne Flotte mit angepasster Software und Teleoperation in einem abgegrenzten Stadtgebiet ein. Im Gegensatz zu Waymo befindet sich Tesla in der „Testing“-Phase und darf noch keine bezahlten Fahrten anbieten.
Währenddessen hat
Waymo seinen autonomen Fahrdienst im Zentrum von Los Angeles vorübergehend eingestellt, nachdem bei Protesten gegen ICE-Razzien mindestens fünf Fahrzeuge des Unternehmens in Brand gesetzt worden waren. Der Betrieb in anderen Teilen von Los Angeles läuft weiter.
Mehr als 36.000 KI-Werkzeuge listet eine umfassende Suchmaschine für Werkzeuge der Künstlichen Intelligenz auf. Ein paar wenige davon sind gekommen, um zu bleiben – als neue Werkzeuge der Effizienz, Macht und Zeitersparnis.
Von Marcus Schwarze
ChatGPT und Gemini sind für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz so weit verbreitet wie Word für die Textverarbeitung und Excel für Tabellensammlungen. Doch auch für manche Spezialanwendungen etablieren sich KI-Dienste, wie ein Blick auf die bestbewerteten der Suchmaschine „There’s an AI for That“
zeigt. Die Sammlung ist über die vergangenen zwei Jahre gereift. Sie rühmt sich, für mehr als 13.000 unterschiedliche Aufgaben 36.000 Werkzeuge kategorisiert und oft von Nutzern bewertet zu haben.
Open AI hat jetzt eine neue Funktion bereitgestellt, die auf einen Schlag das gesammelte oder ausgewählte Wissen eines Unternehmens vertraulich und abgestuft den Mitarbeitern für die KI-Nutzung erschließen kann. So bekommt bald jeder KI-Nutzer einen eigenen Archivar.
Von Marcus Schwarze
„Wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß“, lautet ein geflügeltes Wort über die Situation vieler großer Unternehmen: Das Fachwissen über Produkte und Dienstleistungen ist in dem Konzern über eine endlos erscheinende Sammlung an Dokumenten und in Datenbanken hinterlegt – wo genau, erschließt sich oft nur den Auskennern im Konzern.
„Wir stellen unser neues Reasoning-Modell vor, das mit allen anderen konkurrieren kann und die Besonderheit hat, in mehreren Sprachen nachdenken zu können.“
Arthur Mensch
Mistral-CEO Arthur Mensch über das erste Reasoning-Modell des Pariser KI-Start-ups. Reuters