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Nicht klüger als der Markt sein wollen
Auf die richtige Aktie zum rechten Zeitpunkt setzen – ein Traum. Eben, es ist viel zu oft ein solcher. Doch weniger Aufwand kann auch zum Ziel führen.
„Sell in May and go away“, „The trend is your friend“, „Buy the rumour, sell the fact“ – Börsenweisheiten (oder solche, die sich dafür ausgeben), die Anleger dazu anhalten, möglichst blitzschnell auf etwas zu reagieren, gibt es einige.
Martin Hock
Redakteur in der Wirtschaft und Leiter F.A.Z. PRO Finanzen.
Und natürlich: Es erscheint logisch. Die beste Art, Geld mit einer Aktie zu verdienen, ist, sie billig zu kaufen und teuer zu verkaufen. Am besten natürlich ist es, sie am Kurstief zu kaufen und am Kurshoch zu verkaufen.
Wer einen Augenblick darüber nachdenkt, muss zu dem Schluss kommen: Zu glauben, man könne das, ist ganz schön vermessen. Auch dazu gibt es eine Börsenweisheit des legendären Investors Peter Lynch: „In diesem Geschäft bist du gut, wenn du sechs- von zehnmal richtig liegst. Du wirst niemals neun- von zehnmal richtig liegen.“ Sechs- von zehnmal – das ist schon eine Leistung. Und dann kommt noch dazu: Man muss dann auch die richtigen Einsätze haben. Wer sechsmal 100 Euro Gewinn macht und viermal 200 Euro verliert, kommt auch auf keinen grünen Zweig.
Nachgerechnet hat auch jüngst Pascal Kielkopf von HQ Trust. Wobei er zu dem Schluss kam: Wer seit 1993 kaufte, wenn der S&P 500 am Vortag im Minus schloss, schnitt im Jahresdurchschnitt etwa viermal so gut ab wie der Trendfolger. Aber der, der einfach im Markt blieb, war noch mal um ein Viertel besser. In Zahlen: Aus 1000 Dollar wurden entweder 1944 oder 12.826 oder eben 25.128 Dollar. So schaut's aus.
Und warum versuchen doch so viele immer wieder, klüger zu sein? Nun: weil sie glauben, dass sie es sind. Das Vertrackte dabei ist: Erst hinterher weiß man, wer der Dumme war. Das ist ein wenig umgekehrt wie mit dem von Warren Buffett öfter strapazierten Aussage, dass man erst bei Ebbe sieht, wer ohne Badehose schwimmt. In diesem Fall heißt es: Erst wenn die Flut kommt, sieht man, wer schwimmen kann.
Ist das jetzt eine Jahresendrally? Nun: Wenn es geht wie eine Ente, quakt wie eine Ente ... Nur, dass es mit Enten immer ein bisschen einfacher ist, da diese sich nicht einfach in ihr Gegenteil verwandeln können. Schaut man auf die vergangene Woche, so sieht es am deutschen Aktienmarkt mehr nach einer kurzfristigen Erholung nach dem Muster aus, das nun schon gut sechs Monate anhält. Im Moment aber ist sowieso alles Erwartung: Die Fed entscheidet über die Zinsen, und die Unsicherheit ist hoch. Warten wir also erst einmal den Mittwoch ab. (mho.)
Die Versicherer planen eine Umlagefinanzierung für Elementarschutz. So sollen auch hochwassergefährdete Gebäude versicherbar sein. Archibald Preuschat über das GDV-Konzept.
Der Onlinehändler Zalando steigert Umsatz und Kundenzahl und sichert sich den DFB als Partner – doch die Börse bleibt skeptisch. Antworten in Scherbaums Börse.
Eigentümer dürfen im Wirtschaftsplan auch hohe Vorschüsse und Rücklagen beschließen, solange diese nicht offensichtlich überzogen sind. Gerichte können nur im Ausnahmefall eingreifen (BGH, Az V ZR 108/24).
Verwalter einer Wohnungseigentümergemeinschaft müssen Rücklagen mündelsicher und kurzfristig anlegen. Die Anlage in spekulativen, langlaufenden Anleihen ohne einen Eigentümerbeschluss ist pflichtwidrig und schadensersatzpflichtig, befand das AG Böblingen, Az 23 C 72/25).
Service
Selbst schlau machen: Zinsentwicklung
Illustration: Katharina Hofbauer
Hier können Sie grafisch die Entwicklung verschiedenster Kredit- und Anlagezinsen über einen Zeitraum von sechs Monate bis zu zehn Jahren vergleichen.
Dienstag, 9. Dezember: In den USA werden Arbeitsmarktdaten veröffentlicht (JOLTS)
Mittwoch, 10. Dezember: Die Federal Reserve entscheidet über die Zinssätze.
Mittwoch, 10. Dezember: „F.A.Z. Towergespräch“ zum Thema „Wehrhafte Gesellschaft – Verantwortung, Akzeptanz, Innovation“ von F.A.Z. Pro Weltwirtschaft mit Partner Daimler Truck und F.A.Z. Business Media.
Montag, 15. Dezember: Die OECD veröffentlicht Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt der G 20-Staaten im dritten Quartal.
Montag, 15. Dezember:
In der Gläsernen Manufaktur Dresden läuft das letzte Auto vom Band.
Börsenlexikon
F.A.Z.
Wort der Woche: Alternativer Investmentfonds
Mit dem 2013 beschlossenen KAGB teilt sich die Welt der Investmentfonds in zwei Gruppen: UCITS- oder OGAW- Fonds sowie Alternative Investmentfonds (AIF). AIF sind alle Fonds, die nicht den Bestimmungen der OGAW-Richtlinie entsprechen. Vor allem investieren sie i. d. R. nicht in Wertpapiere. Zu ihnen gehören etwa Sachwertefonds wie geschlossene Immobilien- oder Flugzeugfonds, aber auch Hedgefonds
, Private-Equity-, Private- Debt- oder Infrastrukturfonds.
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Last, not least: Drei Sekunden Vorsprung für Profis an Prognosebörsen
Wer als Privater bei Kalshi wetten will, könnte bald drei Sekunden im Nachteil sein.AP
Professionelle Marktteilnehmer erhalten auf den US‑Prognosebörsen von Crypto.com und womöglich bald auch von Kalshi einen Vorsprung von drei Sekunden. Für Market Maker gilt keine Orderverzögerung, für alle anderen Kunden schon. Offiziell soll dies Liquidität und Fairness verbessern und Beobachtern in den Sportstätten den Vorteil nehmen.
Kritiker fürchten jedoch eine Ungleichbehandlung ähnlich wie an Aktienbörsen, die das Versprechen eines „Level Playing Field“ für Kleinanleger untergraben könnte. Befürworter sehen darin einen notwendigen Schutz vor Informationsvorteilen am Spielfeldrand, doch die Grenze zwischen Schutz und Bevorzugung großer Handelsfirmen bleibt umstritten. (Bloomberg)