Das Wichtigste am Donnerstag: In Paris wird über die weitere Unterstützung der Ukraine beraten, bei den Koalitionsverhandlungen gibt es noch viel zu tun. Und die Deutschen sehen Trump kritisch, sind aber auch von ihm fasziniert.
1. Die „Koalition der Willigen“ trifft sich in Paris 2. Das ist der Stand bei den Koalitionsverhandlungen 3. Die Mehrheit der Deutschen lehnt Trump ab 4. Hegseth nannte im Chat Zeitplan und Waffensysteme 5. Wie entwickeln sich die Immobilienpreise? 6. Die Leipziger Buchmesse ist eröffnet 7. „The End“ läuft im Kino
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1. Die „Koalition der Willigen“ trifft sich in Paris
Der französische Präsident Emmanuel Macron und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am 26. März in Paris dpa
Bei dem Gipfeltreffen soll heute über die weitere Unterstützung der Ukraine beraten werden.
Weg zu einem Waffenstillstand:
Laut Élysée-Palast werden Spitzenvertreter aus 31 Ländern erwartet. Für Deutschland nimmt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teil. Beraten werden soll über die weitere militärische Soforthilfe für die Ukraine sowie den Weg zu einem Waffenstillstand. Thema ist außerdem die langfristige Unterstützung der ukrainischen Armee und es soll auch um das mögliche Entsenden europäischer Streitkräfte gehen. Präsident Emmanuel Macron wollte die Konferenz am Mittwochabend zusammen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vorbereiten. Macron sagte am Mittwoch, die Regierung in Moskau könne nicht die Bedingungen eines bleibenden Friedens in der Ukraine diktieren.
Forderungen zurückgewiesen:
Die EU-Kommission hat russische Forderungen zur Aufhebung von Sanktionen als Vorbedingung für eine Waffenruhe im Schwarzen Meer zurückgewiesen. Eine der Hauptbedingungen für die Aufhebung oder Änderungen der Sanktionen sei der Abzug aller russischen Truppen aus der Ukraine, sagte eine Sprecherin.
Mangelnder Friedenswille:
Die Ukraine und Russland haben sich gegenseitig mangelnden Friedenswillen vorgeworfen. Selenskyj verurteilte am Mittwoch eine Reihe von russischen Drohnenangriffen auf sein Land. „Angriffe eines solchen Ausmaßes nach Waffenruhe-Verhandlungen sind ein klares Signal an die ganze Welt, dass Moskau keinen echten Frieden anstrebt“, schrieb er. Russland warf der Ukraine vor, einen Angriff auf die zivile russische Energieinfrastruktur in drei Gebieten versucht zu haben.
2. Das ist der Stand bei den Koalitionsverhandlungen
SPD-Chef Lars Klingbeil und CDU-Chef Friedrich Merz am 25. März im Bundestag AFP
Der Blick in die Papiere der Arbeitsgruppen zeigt: Die Hauptverhandlungsgruppe von 19 führenden Politikern von Union und SPD hat noch viel zu tun.
Migrationspolitik:
Die Union will einen Teil der Asylverfahren in Drittstaaten auslagern, die SPD zeigt sich da bislang reserviert. Unklar ist zudem, wie die Sozialdemokraten zu den von der Union geforderten „Bundesausreisezentren“ stehen, die in Flughafennähe errichtet werden sollen. Unstimmigkeiten gibt es auch beim Staatsangehörigkeitsrecht. Die SPD will an der jüngsten Reform festhalten, die Union nur unter Vorbehalten. CDU und CSU wollen außerdem prüfen, ob „Terrorunterstützern, Antisemiten und Extremisten“ die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen werden kann.
F.A.Z.
Wehrpflicht und Verteidigung: Union und SPD liegen vor allem bei der Entwicklungshilfe, dem Wehrdienst und beim Nationalen Sicherheitsrat noch weit auseinander. So ist beispielsweise noch offen, ob man als Ziel für die Verteidigungsausgaben bis zum Ende der Legislaturperiode 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung festlegen soll. Weiterhin ist die Union dafür, die Aussetzung der Wehrpflicht zu beenden. Die SPD schreibt: „Der neue Wehrdienst soll auf Freiwilligkeit basieren.“ Die Union will zudem den Bundessicherheitsrat zu einem Nationalen Sicherheitsrat weiterentwickeln. Die SPD will das nicht.
Weitere strittige Themen:
In der Rechtspolitik haben Union und SPD bei einem besonders umstrittenen Thema noch keine Einigung erzielt. „Wir machen die Teillegalisierung von Cannabis rückgängig“, ist bislang nur Unions-Forderung. Auch mit Blick auf Schwangerschaftsabbrüche fehlt ein Kompromiss. Zudem zeigen sich im Bericht der Arbeitsgruppe Haushalt, Steuern, Finanzen Meinungsunterschiede von Union und SPD. Trotz der noch erheblichen Differenzen haben sich die Generalsekretäre mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen am Mittwoch zuversichtlich gezeigt.
US-Präsident Donald Trump am 25. März im Weißen Haus Reuters
Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach für die F.A.Z. halten 78 Prozent der Befragten das Verhältnis Deutschlands zu den USA für schlecht.
Europa und USA driften auseinander:
82 Prozent der Befragten äußern die Überzeugung, Europa und die USA drifteten auseinander und seien immer weniger durch gemeinsame Ziele und Werte verbunden. „Noch nie wurden die Beziehungen der USA zu Europa und speziell zu Deutschland so kritisch gesehen wie derzeit“, schreibt Prof. Dr. Renate Köcher von Allensbach. Kaum jemand hoffe auf Besserung: „Vielmehr gehen 54 Prozent von einer weiteren Eintrübung der deutsch-amerikanischen Beziehungen aus.“
F.A.Z.
Faszination Trump: Eine große Mehrheit steht US-Präsident Donald Trump ablehnend gegenüber. 75 Prozent sehen ihn kritisch, nur zwölf Prozent haben einen guten Eindruck von ihm. 67 Prozent glauben, von Trumps Politik gingen für Europa ähnlich große Risiken aus wie von der des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Doch sei das Urteil der Bevölkerung über Trump nur auf den ersten Blick einseitig negativ und teilweise angstbeladen, so Köcher. „Dahinter verbirgt sich bei einem bemerkenswert großen Anteil der Bevölkerung Faszination und auch die Überzeugung, dass die Trump’sche Art, Politik zu machen, durchaus Erfolgschancen hat.“
F.A.Z.
Wegen der AfD: Am Beginn von Trumps erster Amtszeit fällten 81 Prozent ein negatives Urteil und nur sieben Prozent ein positives. „Dass Trump heute tendenziell positiver gesehen wird, hat laut Köcher „auch mit dem Erstarken der AfD zu tun“. Ihre Anhänger reagierten auf Trump völlig anders als die Anhänger aller anderen Parteien. 43 Prozent der AfD-Anhänger haben von Trump eine gute Meinung.
4. Hegseth nannte im Chat Zeitplan und Waffensysteme
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth am 14. Januar in Washington dpa
Auch nach Veröffentlichung des Gesprächverlaufs sagt der US-Verteidigungsminister, er habe keine Kriegspläne verbreitet.
Veröffentlichung: Der „Atlantic“ hat den Gesprächsverlauf des Chats mit ranghohen Regierungsmitgliedern veröffentlicht, nachdem die Trump-Regierung den „Atlantic“-Chefredakteur Jeffrey Goldblum in den vergangenen Tagen als Lügner und Betrüger hingestellt und behauptet hatte, dass in dem Chat keine Details zu einem Angriff auf die Huthi im Jemen geteilt worden seien.
Zeitplan und Waffensysteme:
Aus dem Chatverlauf geht hervor, dass Verteidigungsminister Pete Hegseth etwa eine halbe Stunde vor dem Beginn einer US-Militäroperation gegen die Huthi-Miliz im Jemen in der Chatgruppe im Detail den Zeitplan, die Abfolge der Bombardierung und die eingesetzten Waffensysteme teilte.
„Sein Job“:
Hätte ein Amerika feindlich Gesinnter diese Informationen vor dem Angriff erhalten, „hätten die Konsequenzen für amerikanische Piloten katastrophal sein können“, schrieb Goldberg am Mittwoch. Hegseth sagte, die nun veröffentlichten Inhalte des Chats sähen nicht wie Kriegspläne aus. Er habe in der Gruppe „keine Orte, keine Routen, keine Flugwege, keine Quellen, keine Methoden, keine geheimen Informationen“ gepostet. Er habe lediglich das Regierungsteam in Echtzeit informiert und auf dem Laufenden gehalten. Das sei sein Job.
Immobilie im Vogtlandkreis, aufgenommen im Jahr 2018 Picture Alliance
Im vergangenen Jahr setzte sich der Abwärtstrend fort. Dabei könnte es sich aber lediglich um eine „Preisdelle“ handeln – und Investitionen sich jetzt lohnen.
Deutlich abgeschwächt:
Der jährliche Wohnatlas der Postbank, der vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut HWWI erstellt wird und der F.A.Z. exklusiv vorab vorliegt, kommt zu dem Schluss, dass sich der Abwärtstrend bei den Immobilienpreisen 2024 fortgesetzt hat. Im Durchschnitt sind die Preise für Eigentumswohnungen im Bestand gegenüber dem Vorjahr real (unter Berücksichtigung der Inflationsrate) um 2,8 Prozent gesunken.
F.A.Z.
Wieder steigende Preise: Manuel Beermann, Leiter Produktmanagement Immobilien der Privatkundenbank in Deutschland, betrachtet den Hauspreisverfall lediglich als „Preisdelle“, auf die wieder steigende Immobilienpreise folgen werden. Eine Investition könne sich daher jetzt lohnen.
Am teuersten und am günstigsten:
In München sanken die Preise zwar um durchschnittlich 3,5 Prozent, dennoch mussten nirgendwo sonst in Deutschland Kaufinteressierte mehr für den Quadratmeter zahlen. Im Schnitt waren es 8787 Euro. Die günstigste Region in Deutschland war laut Postbank der Vogtlandkreis in Sachsen: Dort kosteten Eigentumswohnungen durchschnittlich 917 Euro je Quadratmeter.
6. Die Leipziger Buchmesse ist eröffnet
Letzte Vorbereitungen auf der Leipziger Buchmesse am 26. März dpa
Unter dem Motto „Worte bewegen Welten“ präsentieren sich bis Sonntag mehr als 2000 Verlage und Aussteller aus 45 Ländern.
Literarische Bandbreite: Das Gastland ist Norwegen. Fast 50 norwegische Autorinnen und Autoren werden erwartet, darunter Karl Ove Knausgård, Johan Harstad oder Maja Lunde. Sie vertreten laut Buchmessedirektorin Astrid Böhmisch die literarische Bandbreite des Landes, von zeitgenössischer Literatur über Sachbücher bis hin zu Kinder- und Jugendliteratur, norwegischen Kriminalromanen und der Literatur des indigenen Volkes Sami.
Furiose Zukunftsvision: Die Buchmesse wurde am Mittwochabend mit einer Festveranstaltung im Gewandhaus eröffnet. Der belarussische Schriftsteller Alhierd Bacharevic erhielt für seinen Roman „Europas Hunde“ den Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Laut Jury ist sein Werk eine „wilde Mischung aus Politthriller, Epos, Abenteuergeschichte, Satire und Märchen“. Bacharevic, der im Exil lebt, sei „eine furiose literarische Zukunftsvision“ gelungen.
Sound der Demokratie:
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sagte laut Redemanuskript bei der Eröffnung: „Gerade in diesen Zeiten, in denen unsere Demokratie von innen wie von außen bedroht wird, brauchen wir die Kraft der Kultur – sie ist der Sound der Demokratie.“ Astrid Böhmisch sagte: „Die Buchmesse ist ein Ort, der über die Kraft der Worte und der Literatur Menschen unterschiedlicher Hintergründe verbindet und ins Gespräch bringt.“ Sie stehe für Austausch und Begegnungen.
Tilda Swinton spielt und singt in Joshua Oppenheimers Endzeit-Musical.
Die Welt liegt in Trümmern: Eine Familie hat sich in einen unterirdischen Bunker zurückgezogen. Vater (Michael Shannon), Mutter (Tilda Swinton) und Sohn (George MacKay) leben in den Salzhöhlen. Der Sohn wurde hier geboren, ist mittlerweile erwachsen. Seit zwanzig Jahren hält sich die Familie in dem Bunker auf. Und mit ihr ein Butler, ein Arzt und eine Freundin.
Die Welt draußen:
Der Sohn kennt nur das Zuhause, den mit Kunst und teuren Möbeln ausgestatteten Bunker. Er hat sich aus den Erzählungen ein Bild der Welt draußen gemacht und setzt die Geschichtslektionen seines Vaters in einem Diorama um. Sein Weltbild gerät ins Wanken, als ein Mädchen von draußen sich Zutritt zum Bunker verschaffen kann.
Hintergrund: Der amerikanische Regisseur Joshua Oppenheimer ist bekannt durch die Dokumentarfilme „The Act of Killing“ und „The Look Of Silence“ über die Massaker 1965 in Indonesien. Er hat die Texte der Songs in „The End“ geschrieben. Für die musikalische Ausarbeitung ist Musical-Komponist Joshua Schmidt verantwortlich. Ausführender Musikproduzent ist Marius de Vries, der diese Aufgabe auch bei „La La Land“ hatte.
Türkische Opposition will Demonstrationen noch ausweiten: Seit vor einer Woche der aussichtsreichste Herausforderer von Präsident Erdogan in Untersuchungshaft musste, erlebt die Türkei die größten Proteste seit mehr als zehn Jahren. Der Höhepunkt komme erst noch, sagt der CHP-Parteichef.
Festnahme einer türkischen Studentin schockt US-Uni: Die Doktorandin mit gültigem Visum wurde von dunkel gekleideten Männern gestoppt und weggebracht. Die Begründung der Behörden: Sie habe pro Hamas gepostet.
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