Literatur
                                                           
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Freitag, 09.05.2025 | Zur Online Ansicht
 
 Frankfurter Allgemeine
LITERATUR
Liebe Leserinnen und Leser,
die Frage „Warum lesen wir Romane?“ enthält ein trügerisches „Wir“. Denn Romane werden aus den unterschiedlichsten Gründen gelesen. Das ergibt sich schon aus ihrer Unterschiedlichkeit. Wer Arno Schmidts „KAFF auch Mare Crisium“ liest, hat vermutlich andere Motive als die Leser von Sebastian Fitzek, und wieder andere sind im Spiel, wenn Jenny Erpenbecks „Heimsuchung“ auf dem Schreibtisch der Abiturientin liegt. Nicht einmal alle Leser von Christa Wolf, Brigitte Kronauer und Sibylle Lewitscharoff bilden ein Wir.
Autorenbild
Jürgen Kaube
Herausgeber.
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Untersuchungen darüber, welche Lektüren sich überschneiden, gibt es allerdings nicht. Doch aus einzelnen Lesebekenntnissen wissen wir, dass auf den Buchregalen praktisch alle denkbaren Begegnungen stattfinden: Goetz und Goethe, Bachmann und Bannalec, Schmidt und Fitzek. Sie stehen vermutlich nicht nebeneinander, sind aber doch mitunter jeweils beide im Raum.

Das kann an den unterschiedlichen Situationen der Romanlektüre liegen. Es steht eine Bahnfahrt bevor oder ein Urlaub am Strand, die Leser sehen 1000 Seiten entgegen oder 150, die Romane werden um ihrer selbst willen gelesen oder, weil man etwas mit ihnen anfangen will, im Unterricht, im Seminar, in einer Rezension, einem philologischen Aufsatz oder – doch ein kleines Wir – im Lesekreis.

***

Die Leseempfehlungen der Woche:

Sieben Fragen, ein Lösungswort: Das neue Literaturrätsel

Eine Ethik des Verzichts: Elisa Schüler über Ruben Zimmermanns Buch „Warum weniger gut sein kann“

Ein Wahnsinnswerk: Urs Heftrich über Viktor Remizovs Gulag-Roman „Permafrost“

***

Hat das alles eine überwölbende Gemeinsamkeit? Der Schriftsteller Marcel Proust hat diese Frage in einem kurzen, wenig bekannten Text, „Die Macht des Romanciers“, bejaht. Durch den Roman, schreibt er, verlieren wir unsere soziale Position, um eine Sängerin, ein Landadliger, ein Bauer oder ein Pferd zu werden. Wir lernen insofern, wie beweglich alles ist. „Für einen Augenblick hört unser Unglück oder unser Glück auf, uns zu tyrannisieren, wir spielen mit ihm und dem der anderen.“

Besser lässt es sich nicht sagen, warum wir Romane lesen.

Lassen Sie sich also weder von Glück noch Unglück tyrannisieren.

Freundliche Grüße

Ihr Jürgen Kaube

.

P.S.: Unter den richtigen Einsendungen zum Literaturrätsel im April haben wir ein Exemplar von Christoph Heins neuem Roman „Das Narrenschiff“ verlost. Gewonnen hat eine Leserin aus Hannover. Wir gratulieren!

 
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