die Frage „Warum lesen wir Romane?“ enthält ein trügerisches „Wir“. Denn Romane werden aus den unterschiedlichsten Gründen gelesen. Das ergibt sich schon aus ihrer Unterschiedlichkeit. Wer Arno Schmidts „KAFF auch Mare Crisium“ liest, hat vermutlich andere Motive als die Leser von Sebastian Fitzek, und wieder andere sind im Spiel, wenn Jenny Erpenbecks „Heimsuchung“ auf dem Schreibtisch der Abiturientin liegt. Nicht einmal alle Leser von Christa Wolf, Brigitte Kronauer und Sibylle Lewitscharoff bilden ein Wir.
Untersuchungen darüber, welche Lektüren sich überschneiden, gibt es allerdings nicht. Doch aus einzelnen Lesebekenntnissen wissen wir, dass auf den Buchregalen praktisch alle denkbaren Begegnungen stattfinden: Goetz und Goethe, Bachmann und Bannalec, Schmidt und Fitzek. Sie stehen vermutlich nicht nebeneinander, sind aber doch mitunter jeweils beide im Raum.
Das kann an den unterschiedlichen Situationen der Romanlektüre liegen. Es steht eine Bahnfahrt bevor oder ein Urlaub am Strand, die Leser sehen 1000 Seiten entgegen oder 150, die Romane werden um ihrer selbst willen gelesen oder, weil man etwas mit ihnen anfangen will, im Unterricht, im Seminar, in einer Rezension, einem philologischen Aufsatz oder – doch ein kleines Wir – im Lesekreis.
Hat das alles eine überwölbende Gemeinsamkeit? Der Schriftsteller Marcel Proust hat diese Frage in einem kurzen, wenig bekannten Text, „Die Macht des Romanciers“, bejaht. Durch den Roman, schreibt er, verlieren wir unsere soziale Position, um eine Sängerin, ein Landadliger, ein Bauer oder ein Pferd zu werden. Wir lernen insofern, wie beweglich alles ist. „Für einen Augenblick hört unser Unglück oder unser Glück auf, uns zu tyrannisieren, wir spielen mit ihm und dem der anderen.“
Besser lässt es sich nicht sagen, warum wir Romane lesen.
Lassen Sie sich also weder von Glück noch Unglück tyrannisieren.
Im Mai dreht sich das Literaturrätsel um Figuren und Begriffe aus dem Werk eines deutschsprachigen Schriftstellers, der in einer primär nicht-deutschsprachigen Stadt lebte. Setzen Sie aus Einzelbuchstaben von sieben Antworten das Lösungswort zusammen und gewinnen Sie mit etwas Glück ein Buch!
Was Fotos aus dem Krieg uns über den Krieg sagen. Was nicht. Und was über uns: Katja Petrowskaja über die Bildbetrachtungen in ihrem Buch „Als wäre es vorbei“.
Jede Woche fragen wir Menschen aus dem Kulturbetrieb, was sie lesen und welches Buch in ihrem Schrank sie ganz bestimmt nicht lesen werden. Diesmal antwortet die Schauspielerin Alice Dwyer.
Inzwischen fehlt uns der angemessene Blick für dieses Gemälde: Der Kunsthistoriker Christian Welzbacher beschreibt den Umgang der Besucher mit Leonardos „Mona Lisa“ im Louvre.
Die Lehrer an Grundschulen in schwierigen Lagen tun alles, um ihren Schülern die Bildungssprache Deutsch näherzubringen. Ein Besuch in der Berthold-Otto-Schule im Frankfurter Stadtteil Griesheim.
Vom anfänglichen Befürworter einer Rechtschreibreform wandelte er sich zu deren Nemesis: Der Dialektologe und Orthographieexperte Horst Haider Munske wird neunzig Jahre alt.
Der Verlag C. H. Beck setzt seine Politik fort, Werke von historisch belasteten Namenspaten umzubenennen. Jetzt ist ein Kommentar zum Strafgesetzbuch an der Reihe. Er wird künftig nach Tübingen benannt.
Eine Wiener Geburtstagsrede mit kritischen Anmerkungen: Der Literaturnobelpreisträger J. M. Coetzee widmet sich Sigmund Freud und dessen Verhältnis zur Ehe.
Gerd Krumeichs Lebensthema sind der Erste Weltkrieg und seine Folgen. In Büchern und auf Tagungen erzählt er davon, als hätte er alles selbst erlebt. Jetzt wird er achtzig Jahre alt.
Bevor er Schriftsteller wurde und „Tschick“ schrieb, studierte Wolfgang Herrndorf Malerei. Und eiferte den alten Meistern nach. Aber erst als er in der Imitation Humor entdeckte, fand er Erfolg: das FAS-Spezial Kunst und Verbrechen.
Stalins gescheitertes Projekt einer Eisenbahn im hohen Norden war Ausdruck seines Größenwahns. Es inspirierte ein Wahnsinnswerk: Viktor Remizovs fast 1300 Seiten langer Gulag-Roman „Permafrost“ liegt jetzt auf Deutsch vor.
Ulli Lusts „Die Frau als Mensch“ ist als erster Comic nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis. Was kann gegenüber üblichen Studien eine gezeichnete Evolutions- und Emanzipationsgeschichte leisten?
Die gefeierte Schweizer Popkünstlerin Sophie Hunger hat einen Roman geschrieben. Eine Freundschaftsgeschichte, vertrackt und poetisch wie ihre Songs, mit denen sie Säle in Atem halten kann: „Walzer für Niemand“.
Knapp und kostbar: Die Anthropologin und Journalistin Virginia Mendoza erzählt von der Suche nach Wasser als einem zentralen Motiv der Menschheitsgeschichte.
Mercedes Lauensteins Roman „Zuschauen und Winken“ beschreibt poetisch ein schwer kategorisierbares Leiden. Der Begriff Long-Covid fällt zwar im Text nicht, kommt einem aber in den Sinn.
Bis der Mensch dem Menschen ein Helfer sein wird: Dieses Gedicht legt Zeugnis ab von der Hilflosigkeit im Angesicht von Tyrannei, Rechtlosigkeit und Willkürherrschaft.
Als ich Chris Ware in Darmstadt begrüßen konnte, lernte ich einen mitangereisten Freund und Kollegen von ihm kennen: den in Brüssel lebenden Christoph Mueller. Eine Begegnung mit schönen Folgen.
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