Alles Wichtige zu Globalisierung, Sicherheit und Ressourcen
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Manchmal reibt man sich die Augen: Donald Trump ist erst gut 50 Tage im Amt. Und nichts scheint wie zuvor. Insbesondere die leidenden Menschen in der Ukraine bekommen das zu spüren. Es wird Jahre dauern, aufzuräumen, was Trump und sein Spießgeselle mit der Kettensäge, der einstmals bewunderte Gründermilliardär Elon Musk, anrichten. Denn die Schnitte gehen schon jetzt tief.
Der frühere Leiter des Auslandsressorts der F.A.Z., Amerikakenner Klaus-Dieter Frankenberger, hat vieles gesehen im Leben. Nun muss er die Destabilisierung der amerikanischen Politik verfolgen. Und spricht von einer „Zeitenwende XXL“. Peter Wittig, der frühere Deutsche Botschafter in Washington und
bei den Vereinten Nationen, warnt vor einem „offenen territorialen Revisionismus“. Wittig ist sich sicher: „Peking wird vom systematischen Rückzug der USA als Führungsmacht internationaler Kooperation am meisten profitieren.“
Da fällt der Blick auf den anderen, viel zu oft übersehenen, großen Spieler: Japan. Georg Blume, der viele Jahre aus Asien berichtet hat, schlüsselt für uns die geschickten Schachzüge der Elite Nippons auf. Dazu gehört auch ein Dinner von Akie Abe, die Witwe des 2022 ermordeten früheren japanischen Regierungschefs Shinzo Abe, bei den Trumps in Florida.
Von solch sanfter Diplomatie im Angesicht des Wüterichs im Weißen Haus können auch Brüssel und Berlin lernen. Noch im Schuldentaumel, müssen sie zugleich neue Strategien lernen. Rolf J. Langhammer, lange Jahre Vizepräsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW)
, bohrt tief: Er lotet – übrigens auch im Vergleich zu Japan – aus, welches Potential, aber auch Risiko deutsche Auslandsinvestitionen haben.
Diese strömen auf mittlere Sicht stärker in die Absatz- und Beschaffungsmärkte Asiens, Afrikas und Südamerikas. Natürlich wissen deren Regierungen, dass auch sie immer höhere Preise für jedes Handelsabkommen mit Brüssel verlangen können. Doch bleiben die Exportnationen auf den Außenhandel mit der Europäischen Union angewiesen. Und sie nutzen ihn: Ökonomen der New York University Stern School of Business geben – trotz Trump – einen positiven Ausblick auf die Weltwirtschaft. Sie gehen davon aus, dass „die Globalisierung Trump 2.0 überstehen kann“. Unser Kollege
Falk Heunemann hat mit den Wissenschaftlern bei der Vorstellung ihrer Prognose in Mexiko-Stadt gesprochen.
Dabei ging es auch um Wachstumsfelder und -regionen. Ein unterschätztes Beispiel bieten die Meere: Die „blaue Wirtschaft“ legt deutlich schneller zu als das Gesamtwachstum der Welt. Um aber die „Geschäftsgrundlage“ zu sichern, die Gesundheit der Ozeane, werden jährlich rund 170 Milliarden Dollar nötig, warnt die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD).
Teuer kommt die Steuerzahler auch die Aufrüstung zu stehen. Waffen sind ein begehrtes Handelsgut. Unsere Kollegin Marie Welling hat den Exportbericht des Stockholmer Friedensforschungsinstitutes SIPRI
durchgearbeitet. Indien kann nicht mehr so viele Waffen aus russischer Produktion beziehen, da Moskau diese für seinen Angriffskrieg auf die Ukraine selbst benötigt. So ist Neu Delhi gezwungen, auf Rüstungsgüter aus westlichen Ländern umzuschwenken. Die Amerikaner stehen im Wortsinn Gewehr bei Fuß – und kommen damit vielleicht auch einem Handelsabkommen mit Indien näher, um das Brüssel schon seit Jahrzehnten ringt.
Angesichts solcher Themen fällt es schwer. Aber wir bleiben dabei:
Brasilien hat die Einfuhr von Autoteilen zu einem ermäßigten Satz erlaubt. Weitere aktuelle Konflikte, Handelsliberalisierungen und -beschränkungen zeigt unsere interaktive Karte.
Donald Trump ist kein Isolationist. Er handelt auf Augenhöhe mit den Großmächten China und Russland. Die Europäer müssen dies zu ihrem Vorteil nutzen, rät ein früherer Botschafter in Washington.
Von Peter Wittig
Der radikale Umbruch der transatlantischen Beziehungen durch die Regierung von US-Präsident Donald Trump
und seinem Vizepräsidenten J. D. Vance ist so präzedenzlos wie atemberaubend: Fundamentalkritik am europäischen Demokratiemodell, Strafzölle gegen die als feindlich begriffene EU, Achsendrehung nach Moskau, und all das gepaart mit dem öffentlichem Ausverkauf ukrainischer Interessen, dem Schulterschluss mit Russland in den Vereinten Nationen, der öffentlichen Demütigung des ukrainischen Präsidenten und dem Lieferstopp militärischer Güter und Geheimdienstinformationen an Kiew.
Ist Taiwan bald auf sich allein gestellt? Oder werden die USA es bei einer Invasion durch China unterstützen. Ein taiwanesischer Soldat während eines Manövers auf der Insel. EPA
Das erratische Handeln des US-Präsidenten Donald Trump schadet dem amerikanischem Ansehen in der Welt und der eigenen Wirtschaft. Die Langzeitfolgen könnten fatal sein.
Von Klaus-Dieter Frankenberger
Präsident Trump verkündete neulich vor beiden Häusern des Kongresses: „America is back“ – „Amerika ist zurück“. Nach dem Dauerbeschuss mit Dekreten aus dem Weißen Haus wäre weniger auch kaum vor- und darstellbar gewesen. Ganz unabhängig von Sinn und Wahrheitsgehalt der Parole sticht aber ein Aspekt ins Auge: Vier Jahre zuvor hatte der damalige, neu ins Amt gekommene Präsident Joe Biden mehr oder weniger die gleiche Formel verwandt: „We are back, we are back!“
Das Tischtuch ist zerschnitten: Die USA zetteln einen Handelkrieg mit der EU an. picture alliance
Der Welthandel wird trotz Donald Trump weiterwachsen, heißt es im DHL Trade Atlas. Die Ökonomen argumentieren, dass andere Länder den Rückgang des US-Handels kompensieren können. Für Deutschland haben sie eine positive Prognose.
Von Falk Heunemann
Der globale Warenverkehr wird in den nächsten fünf Jahren stärker zunehmen als in den vergangenen Jahren. Bis 2029 werde der Welthandel jährlich um durchschnittlich rund drei Prozent pro Jahr wachsen, prognostizieren die Ökonomen der New York University Stern School of Business (NYU Stern) im neuen DHL Trade Atlas. Mit dieser Rate rechnen sie trotz möglicherweise schwerwiegender Folgen durch die Zollpolitik des US-Präsidenten. Die Ökonomen nennen gleich mehrere Argumente, warum „die Globalisierung Trump 2.0 überstehen kann“.
Mit der halben Welt liegt der amerikanische Präsident über Kreuz. Tokio aber versucht, seinen ganz eigenen Weg mit den USA zu gehen. Am Horizont allerdings schwelt die Taiwan-Frage weiter.
Von Georg Blume
Da konnten die bisherigen europäischen Verbündeten nur staunen: Als zweiten ausländischen Regierungschef nach dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu empfing Donald Trump den japanischen Premierminister Shigeru Ishiba Anfang Februar im Weißen Haus – ohne Streit, dafür mit viel US-Pomp und warmen Worten: „Wir bieten unserem Freund und Verbündeten die volle Stärke der amerikanischen Abschreckungs- und Verteidigungskapazitäten, hundert Prozent“, versicherte Trump.
Die Bundesrepublik muss sich neuen Handelsstrategien öffnen und mehr im Ausland investieren. Da lässt sich mehr Kapital erwirtschaften als im Inland, erklärt ein renommierter Ökonom.
Von Rolf J. Langhammer
Deutschland ist seit Jahren kein Exportweltmeister mehr, hat aber andere Potentiale. Zwischen 1990 und 2022 wuchsen die deutschen Güterexporte durchschnittlich pro Jahr um 5 Prozent, die deutschen Auslandsinvestitionen aber um mehr als 8 Prozent. Auch wenn der Basiseffekt niedriger Ausgangswerte bei den Investitionen berücksichtigt werden muss, zeigen die Daten, dass die deutsche Wirtschaft Marktsignalen gefolgt ist. Dies gilt zunehmend auch für der Mittelstand, der traditionell den Export vor Auslandsinvestitionen bevorzugt hat.
Während die Trump-Regierung die Entwicklungsagentur USAID in den „Holzhäcksler“ (Elon Musk) wirft, bleibt die deutsche Entwicklungspolitik umso wichtiger. Doch Reformen sind überfällig, schreibt unser Kolumnist.
Von Christian von Soest
Pünktlich zu jeder Regierungsbildung taucht im politischen Berlin eine Frage aus der Versenkung auf: Soll das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) eigenständig bleiben oder im Auswärtigen Amt aufgehen? Die wahrscheinlich bald regierende Union erklärt in ihrem Wahlprogramm, sie wolle die humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit „zusammenführen“.
Unser Kolumnist hat die Welt im Blick. Jasper Hill
In Reaktion auf die neuen US-Zölle auf Metallimporte hat die Europäische Union am Mittwoch Gegenmaßnahmen eingeleitet. Auf amerikanische Waren will sie nun Zölle im Wert von 26 Milliarden Euro erheben
. Die Ankündigung erfolgte wenige Stunden, nachdem die US-Regierung Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte verhängt hatte.
China hat seine Rhetorik angesichts der Zollerhöhungen von US-Präsident Donald Trump verschärft. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte,
dass China bis zum Ende kämpfen werde, wenn die Vereinigten Staaten „auf einem Zollkrieg, Handelskrieg oder einem anderen Krieg bestehen“ – eine Aussage, die von staatlichen Medien und den Social-Media-Kanälen der Botschaft wiederholt wurde.
Krieg ist auch ein lukratives Geschäft: Aktuelle Zahlen des Friedensforschungsinstituts SIPRI zeigen, wie sich der weltweite Handel mit Gewehren, Panzern, Raketen und Drohnen verschoben hat.
Von Marie Welling
Obwohl sich in den vergangenen Jahren weltweit Kriege und bewaffnete Konflikte zugespitzt haben, hat sich das zwischenstaatliche Handelsvolumen von Rüstung nicht verändert. Das geht aus einem neuen Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (Stockholm International Peace Research Institute, SIPRI) hervor. SIPRI hat den weltweiten Rüstungstransfer in den Zeiträumen 2020 bis 2024 und 2015 bis 2019 verglichen. Augenfällig war: Obwohl sich das Volumen insgesamt nur wenig verändert hat, haben sich die Anteile verschoben, die die Staaten am globalen Handel haben.
Die Direktorin des US-Geheimdienstes, Tulsi Gabbard, der kanadische Geheimdienstchef Daniel Rogers und der Chef des britischen M16, Richard Moore, werden zu einem Sicherheitsgipfel in Indien
am kommenden Wochenende erwartet. Die Konferenz wird Sicherheits- und Geheimdienstchefs von fast 20 Ländern zusammenbringen. Der Fokus soll auf globalen Herausforderungen wie dem Russland-Ukraine-Konflikt, dem Konflikt im Nahen Osten, Terrorfinanzierung und digitalen Verbrechen liegen.
Auf einem virtuellen Gipfel der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) soll die
Beendigung der Mission der SADC-Mission
in der Demokratischen Republik Kongo (SAMIDRC) besprochen werden, da ihr Mandat „nicht mehr haltbar“ sei. Mehrere Mitglieder der Truppe wurden getötet, als sie zwischen dem 23. und 27. Januar an der Seite des Militärs der Demokratischen Republik Kongo gegen die von Ruanda unterstützten M23-Rebellen in der Nähe der Provinzhauptstadt Goma und der nahe gelegenen Stadt Sake kämpften.
Tourismus und Seeverkehr sind nicht das einzige, was die Meere der Weltwirtschaft zu bieten haben. Die Blue Economy wächst rasch. Sie zu schützen aber fordert einen hohen Preis.
Von Marie Welling
Schiffsverkehr, Windräder oder die Austern auf dem Teller – die Ozeane werden für die Weltwirtschaft immer wichtiger. Damit die so genannte Ocean Economy floriert, müssen Staaten und Unternehmen Ressourcen schützen. Das allerdings wird teuer: Um die marinen Ökosysteme zu bewahren, bräuchte es jährlich 175 Milliarden Dollar – in etwa so viel wie die Wirtschaftsleistung der Ukraine.
Der neue Staatsfonds Indonesiens, BPI Danantara, soll im ersten Schritt 20 Milliarden US-Dollar in 20 strategische Projekte investieren
. Der Schwerpunkt liegt Regierungsangaben zufolge auf der Verarbeitung von Nickel, Bauxit und Kupfer, dem Aufbau von Datenzentren, Künstlicher Intelligenz, Ölraffinerien sowie erneuerbaren Energien. Anvisiert wird, dass Danantara Vermögenswerte im Umfang von rund 900 Milliarden Dollar verwalten soll. Damit würde die Anlagegesellschaft zu einem der zehn größten Staatsfonds der Welt.
Australiens Ministerpräsident Anthony Albanese hat angekündigt, den Amerikanern verstärkte
Lieferungen kritischer Rohstoffe aus australischen Vorkommen anzubieten, um von den US-Zöllen auf Stahl und Aluminium befreit zu werden. Eigene Zölle auf US-Einfuhren schloss er bislang aus.
Indien führt Gespräche mit der Demokratischen Republik Kongo, um mit dem zentralafrikanischen Staat ein Abkommen zur Abnahme
kritischer Rohstoffe wie Kobalt und Kupfer zu schließen. Das bevölkerungsreichste Land der Erde braucht die Rohstoffe auch für die Energiewende.
Business Class
F.A.Z.-Zitat der Woche
„Obendrein hat Musk durch sein rabiates politisches Engagement den einst so positiv aufgeladenen Markenwert in Rekordzeit geschreddert.“ Sven Astheimer, F.A.Z.-Ressortleiter Unternehmen,
kommentiert den Einbruch der Tesla-Aktien an der Börse, die mehr als hundert Milliarden Dollar an Wert verloren.
Am meisten gelesen in F.A.Z. PRO Weltwirtschaft:
Massiv aufgerüstet und doch zu schwach Die Ukraine hat ihre eigene Rüstungsindustrie innerhalb von nur zwei Jahren signifikant ausgebaut. Der Wegfall der amerikanischen Militärhilfe wäre für das Land dennoch existenzbedrohend.
Rückspiegel
Vor 150 Jahren: Deutschlands erste Zentralbank.
Taler, Gulden, Pfennig, Groschen, Kreuzer, Grote, Schilling, Heller, Stüber – wer Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland unterwegs ist, braucht große Geldbörsen. Das regionale Währungswirrwarr war ein Hindernis für das neue Deutsche Kaiserreich. Am 14. März 1875 beschließen Bundesrat und Reichstag daher mit dem Bankgesetz die Gründung der Reichsbank. Sie erhält die zentrale Aufgabe, für ganz Deutschland Banknoten herauszugeben, die auf Mark lauten, während das Geschäft der regionalen Notenbanken stark eingeschränkt wird. Dies schafft die Voraussetzungen für einen einheitlichen Währungsraum im deutschsprachigen Zentraleuropa.
Die Reichsbank soll den Zahlungsverkehr erleichtern und den Geldumlauf regeln – Ansätze einer modernen Geldpolitik, die das Wirtschaftswachstum stützt. Für die Kontrolle der Inflation ist sie aber nicht zuständig. Dass die Reichsbank der Regierung untersteht, begünstigt sogar die Hyperinflation 1923. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs hört die Reichsbank formal auf zu existieren. Ihre Konstruktionsfehler werden bei der Gründung der Bank Deutscher Länder und später der Bundesbank berücksichtigt.
Die deutsche Reichsbank in Berlin zirka 1886. Picture Alliance