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Die einen verhandeln über den Preis eines Friedens, die anderen drohen mit Krieg: Die Ukraine hat sich mit den USA auf einen Rohstoffdeal geeinigt. Zur selben Zeit droht der indische Ministerpräsident Narendra Modi dem atomgerüsteten Nachbarland Pakistan. Brüssel und die kommende Regierung in Berlin sind gefordert.
Bei beiden Konfliktherden geht es um Leben und Tod. Aber auch um ökonomischen Einfluss. Nicht etwa die benachbarte Europäische Union, sondern die USA sichern sich in einem ersten großen „Deal“ von Donald Trump den Zugriff auf Bodenschätze der Ukraine. Welche Seite der bessere Verhandler gewesen ist, muss sich noch zeigen.
Am Ende aber steht ein erstes Abkommen auf der Welt, bei dem Hilfe zur Verteidigung mit dem Abtreten begehrter Rohstoffe bezahlt wird. Die EU ist - noch - nicht an Bord, trotz aller Wiederaufbaukonferenzen in Berlin und Brüssel. In unserem Themenpaket zur Ukraine analysiert die Ökonomin Maria Repko, warum das Land ein Gewinn für die EU wäre. Und für Sie als Leser schaffen wir einen weiteren Service: Unter dem Stichwort „Die große Linie“ werden wir unseren Schwerpunkten von nun an eine bebilderte Chronik beifügen – denn der Überblick über die lange Entstehung von Konflikten geht im Stakkato der Nachrichten zu leicht verloren.
Auch in Pakistan geht es um Bodenschätze und Konflikte. Dort sichert sich Peking einen Zugang zum Indischen Ozean, Rohstoffe und Agrarflächen. Dafür hängt das Land mit seinen mehr als 250 Millionen Menschen nun am Tropf Chinas. Sein Gegenspieler Indien wird von der Europäischen Union genauso wie von den Amerikanern umworben, zeigt sich aber sperrig. Die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens schottet sich immer noch mit Zöllen und Handelshemmnissen wie Bürokratie und Rechtsunsicherheit ab.
Ministerpräsident Modi weiß um seine starke Position: Der bisher wichtigste Waffenlieferant
Indiens, Moskau, wird von Amerikanern und Europäern abgelöst, die sich Einfluss auf den Gegenspieler Chinas in der indopazifischen Region sichern wollen. Es geht um Rüstungsaufträge in dreistelliger Milliardenhöhe, Entwicklung und Fertigung in Indien. In diesen Stunden aber müssen Washington und Brüssel Modi dazu bringen, der aufgewühlten Volksseele seiner Hindunationalisten nicht zu weit nachzugeben. Ein Angriff auf Pakistan drohte zum Desaster für die Welt zu werden.
Der Zollwirbel aus Washington ist schwer zu durchblicken. Mein Kollege Falk Heunemann hat sich deshalb mit Logistikern und Reedern unterhalten. Das Fazit: Die Frachtraten für Container
schmelzen wie Butter in der Sonne. Und doch halten die Ausweichmärkte, die nun neben China gefragt sind, die Gebühren auf einigen Strecken hoch.
Wie sich der Einfluss der Amerikaner am anderen Ende der Erde auswirkt, hat SWP-Wissenschaftler Heribert Dieter mit dem Blick auf die Wahl in Australien am 3. Mai – dem Vorposten des Westens im Pazifik und wichtigsten Lieferanten von Bodenschätzen wie Erz oder Kohle – angesehen.
In der folgenden Woche werden Sie F.A.Z. PRO Weltwirtschaft erstmals live erleben. Mehr als eintausend unserer Leserinnen und Leser nehmen teil, wenn Moritz Schularick, Präsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), und F.A.Z.-Herausgeber Gerald Braunberger
die Lage der Weltwirtschaft debattieren. Und auch uns als Redaktionsmitglieder werden Sie dort natürlich antreffen. Sprechen Sie uns gern an; ansonsten per E-Mail an Weltwirtschaft@faz.de oder via
LinkedIn. Noch können Sie sich mit einer kurzen Onlineanmeldungkostenlos zu der Debatte hinzuschalten. Ich freue mich darauf, Sie am Dienstagabend in Frankfurt oder digital über unseren Livestream begrüßen zu dürfen.
Die Europäische Union erhebt fortan Antisubventions-Zölle auf bestimmte chinesische Handy-Bauteile. Die Zollsätze betragen zwischen 7,3 und 14,3 Prozent, je nach Hersteller. Weitere aktuelle Konflikte, Handelsliberalisierungen und -beschränkungen zeigt unsere interaktive Karte.
Die Amerikaner haben sich nun den Zugriff auf Bodenschätze der Ukraine gesichert, die hofft nun auf weitere Hilfe auch mit Waffen. Trump scheint damit sein erster großer „Deal“ zu gelingen. Noch ist offen, wie die Europäer darauf reagieren.
Von Christoph Hein, Sabine Balk
Die Amerikaner lassen sich ihre Unterstützung der Ukraine teuer bezahlen: Sie, und nicht die benachbarte Europäische Union, haben sich die Bodenschätze des überfallenen Landes gesichert. Zugleich wollen sie den – möglicherweise lukrativen – Wiederaufbau der Ukraine mitfinanzieren. Die Regierung unter Präsident Donald Trump vermittelt nun weiter eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine. „Um es ganz klar zu sagen, kein Staat und keine Person, die die russische Kriegsmaschine finanzierte oder versorgte, wird erlaubt sein, vom Wiederaufbau der Ukraine zu profitieren“, schreibt der amerikanische Finanzminister Scott Bessent, der den Deal unterzeichnet hat.
US-Finanzminister Scott Bessent und die ukrainische Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko unterzeichnen einen Vertrag zur gemeinsamen Ausbeutung ukrainischer Bodenschätze. dpa
Das von Russland angegriffene Land gilt als hilfsbedürftig. Doch die EU könnte von ukrainischen Ressourcen und der Innovationskraft profitieren, argumentiert die Ökonomin einer Kiewer Denkfabrik.
Von Maria Repko
Angesichts zunehmender globaler Unsicherheit, eines wachsenden Energiebedarfs und Kriegen an ihren Grenzen steht die Europäische Union (EU) vor einer grundlegenden Frage: Wird sie die Chance ergreifen, einen kampferprobten, ressourcenreichen und technologisch versierten Partner zu integrieren – oder wird sie zögern, bis sich diese Chance in eine Belastung verwandelt?
Präsident Wladimir Putin sieht die Ukraine als historischen Teil Russlands. Dabei blickt die Ukraine auf eine lange Geschichte des Widerstands gegen russischen Einfluss.
22. Januar 1918. Die Ukrainische Volksrepublik erhält im Nachgang der russischen Revolution ihre volle Unabhängigkeit vom zerfallenen russischen Reich, wobei das ukrainische Territorium weiterhin Schauplatz eines Bürgerkriegs bleibt.
Die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens will auf den Terroranschlag aus Pakistan antworten. Zugleich stärkt sie die Partnerschaften mit den USA und Europa. Für Brüssel liegt hier eine Chance.
Von Georg Blume
Die Zeichen stehen auf Eskalation. Die pakistanische Regierung erwartet in diesen Tagen einen militärischen Vergeltungsschlag Indiens. „Pakistan verfügt über glaubwürdige Hinweise, dass Indien beabsichtigt, in den nächsten 24 bis 36 Stunden eine militärische Aktion gegen Pakistan durchzuführen“, teilte das Informationsministerium in Islamabad am Mittwoch über den Dienst X mit.
Während der Frachtverkehr zwischen China und den USA eingebrochen ist, hat er etwa auf Strecken aus Südostasien zugelegt. Auch Transporte ins Mittelmeer werden teurer – was europäische Unternehmen besorgt.
Von Falk Heunemann
Die Folgen der Trump-Zölle kann Judah Levine jeden Morgen sehen, wenn er seinen Rechner anschaltet. 2042 Dollar steht dort derzeit, das ist der tagesaktuelle Durchschnittspreis für einen Containertransport in der Welt. Anfang Januar, zum Amtsantritt des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, habe der Wert noch bei knapp 4300 Dollar gestanden, sagt Levine, Head of Research beim israelischen Dienstleister Freightos, dessen Freightos Baltic Index einer der wichtigsten Frühindikatoren der Branche ist. „Inzwischen werde ich gefragt, ob wir auf eine ähnliche Krise wie in Pandemiezeiten zusteuern.“
Sehnsuchtsland, Rüstungspartner, Energielieferant, demokratisches Bollwerk im Pazifik: Australien gewinnt an Gewicht in der Welt. Aber kann die neue Regierung die Ansprüche erfüllen, fragt ein Forscher der SWP anlässlich der Wahl am 3. Mai.
Von Heribert Dieter
Für europäische Beobachter erscheint Australiens wirtschaftliche Entwicklung recht positiv zu sein. Die Wirtschaftsleistung soll 2025 um 2,1 Prozent wachsen, die zeitweise galoppierende Inflation ist auf Werte um zwei Prozent zurückgegangen, die Arbeitslosigkeit ist gering. Dennoch sind die Wähler mit der Labor-Regierung von Premierminister Anthony Albanese wenig zufrieden – Immobilien gelten in den Städten als unbezahlbar, in Neuseeland kam es auch deshalb zum Regierungswechsel. Aber auch der konservative Oppositionsführer Peter Dutton ist bei den Wählern kaum beliebt. Nutznießer dieser Unzufriedenheit sind unabhängige Kandidaten und Kleinstparteien, die einen wachsenden Einfluss auf die australische Politik haben.
In den Minen des riesigen Landes wird Geld verdient. Vor allem durch den Export von Erz und Kohle nach China. dpa
Spätestens seit Donald Trump US-Präsident ist, sucht auch Deutschland nach neuen Partnern in der Welt. Kandidaten dafür wären Indien, Brasilien und Südafrika. Eine Studie zeigt, wo es politische Überschneidungen gibt – und wo Differenzen.
Von Falk Heunemann
Sie haben zusammen 1,7 Milliarden Einwohner und in der Summe ein Bruttoinlandsprodukt von 6,2 Billionen Dollar – die Schwellenländer und Mittelmächte Brasilien, Indien und Südafrika gelten in Deutschland als Wachstumsmärkte, aber auch als potentielle Alliierte in einer Welt, in der alte Bündnisse infrage stehen. Wie könnte sich Deutschland an sie annähern? Das hat die Körber-Stiftung rund 1000 Experten in diesen vier Ländern gefragt und bemerkenswerte Unterschiede aufgedeckt.
Autohersteller und ihre Zulieferer sollen weniger US-Importzölle
zahlen müssen als ursprünglich für den 3. Mai angekündigt. Für sie gelte ein Zollsatz von 25 Prozent, ein Aufschlag für Stahl und Aluminium entfalle, hieß es von der US-Regierung. Zudem könnten sie in den nächsten zwei Jahren Rückerstattungen von bis zu 3,75 Prozent erhalten, wenn das Auto in den USA gefertigt wurde.
Die Umsätze argentinischer Supermärke sind seit Amtsantritt von Präsidnet Milei um acht Prozent gefallen, die des Großhandels um 22 Prozent, berichtet die Universität Buenos Aires. Milei hatte Staatsausgaben stark gekürzt. Die Inflationsrate beträgt aktuell nur noch 66 Prozent im Jahresvergleich.
Der Dollar ist so günstig wie lange nicht. Das verteuert die Ausfuhren vieler deutscher Unternehmen. Einige Branchen können allerdings auch davon profitieren.
Von Mia Pankoke, Moritz Kudermann
Vor einigen Wochen ging erstmals das Gespenst des „Mar-a-Lago Accords“ um – ein inoffizieller Plan, entworfen von Trumps Finanzberater Stephen Miran, der das Ziel hat, den Dollar gezielt zu schwächen. Ob geplant oder nicht: Aktuell erreicht die US-Administration dieses Vorhaben.
Im internationalen Handel gibt es für Dollars derzeit weniger zu kaufen. EPA
Saudi Arabiens Public Investment Fund PIF ist 2024 um sieben Prozent auf 940 Milliarden Dollar angewachsen. 2030 dürfte das Fondsvermögen 2,67 Billionen US-Dollar groß sein. Die Wirtschaft des Landes ist nur um 1,3 Prozent gewachsen. PIF ist unter anderem an Uber, Boeing, BP und Heathrow Airport beteiligt.
Der Erwerb von Staatsbürgerschaften per Geldspende oder per Immobilienerwerb ist illegal, hat der Europäische Gerichtshof geurteilt. Das EU-Mitglied Malta hatte es Ausländern ermöglicht, bei einem Investment von 600.000 Euro maltesischer Bürger zu werden. Dieser „Goldene Pass“ wurde nach 2022 vor allem von Russen genutzt.
Seit Jahren tobt im Kongo ein Krieg, bei dem es auch um große Vorkommen an Coltan und Gold geht. Nun soll ein Friedensplan die Kämpfe stoppen. Unser Kolumnist befürchtet, dass die Aussichten auf Erfolg gering sind.
Von Christian von Soest
Es ist ein kleines, flackerndes Licht der Hoffnung. Vor wenigen Tagen kündigten die Außenminister der Demokratischen Republik Kongo und des Nachbarstaats Ruanda an, einen Friedensplan unterzeichnen zu wollen. Dies würde den Vormarsch der von Ruanda unterstützten Rebellenmiliz M23 stoppen und Kindern, Frauen und Männern im Ostkongo eine Atempause geben. Die Kämpfe in dem rohstoffreichen Gebiet haben in den vergangenen Monaten Hunderttausende Zivilisten zur Flucht gezwungen, Tausende wurden ermordet.
Unser Kolumnist hat die Welt im Blick. Jasper Hill
Nordkorea hat erstmals das Waffensystem der neuen „Choe Hyon“-Kriegsschiffsklasse
getestet. Die Schiffsklasse ist die erste des Landes mit einer Senkrechtstartanlage für Flugkörper. Diktator Kim Jong-un sagte anlässlich des Tests, die Zeit sei reif, dass Nordkorea seine nukleare Aufrüstung beschleunige, um seine maritime Souveränität zu verteidigen.
Die Ukraine hat einen Onlinemarktplatz für Waffen
eröffnet, mit dem das eigene Militär sich je nach Bedarf schnell ausrüsten könne. „Brave1 Market wird das militärische Amazon“, sagte Digitalminister Mykhailo Fedorov. Angeboten würden rund 1000 Produkte, darunter Drohnen, Munition und KI-Systeme.
Wie China arme Länder gängelt China verfolgt in seiner Entwicklungspolitik eine egoistische Agenda. Peking pumpt enorme Summen in überteuerte Projekte. Laos ist dafür ein Beispiel.
Rückspiegel
Vor 765 Jahren: Kublai Khan wird gekrönt. Marco Polo kommt, wenn man seinem Bericht glaubt, aus dem Staunen nicht heraus: Der Khan sei der „Herrscher aller Herrscher“, dessen Sommerresidenz in Schangdu aus Marmor und Gold nennt er „den größten Palast, den es jemals gab“, und ist die Inspiration für das sagenhafte Xanad. Und gebe es auch noch Geld aus Papier, berichtet er den Europäern.
Der Herrscher, über den Marco Polo den Europäern vorschwärmt, heißt Kublai Khan. Der Enkel des mongolischen Eroberers Dschingis Khan lässt sich am 6. Mai 1260 zum Großkhan proklamieren. Zeitweise beherrscht er ein Territorium, das von der koreanischen Halbinsel bis in die Türkei und die heutige Ukraine reicht. Zudem erobert er das restliche China und begründet die Yuan-Dynastie.
Vermutlich das Porträt des Mongolen-Herrschers Kublai Khan (1215-1294) Picture Alliance
Sein Großreich ist so sicher, dass europäische Kaufleute erstmals gefahrlos auf dem Landweg tief nach Asien vordringen können (Pax mongolica). Kublai Khan belebt damit entscheidend den euroasiatischen Handel – bis zum Pestausbruch 1346. Das erste Papiergeld in Europa wird 1483 in Spanien herausgegeben.