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Politisierte Prozentpunkte | |
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Wohl noch nie ist derart viel über einen Viertelprozentpunkt debattiert worden wie in den vergangenen Wochen. Doch was schon für Zollregeln oder Schuldenarithmetik eingetreten ist, gilt seit diesem Mittwoch auch für die Geldpolitik: Trump macht Nischensujets zu weltweiten Gesprächsthemen. | |
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Wohl noch nie ist derart viel über einen Viertelprozentpunkt debattiert worden wie in den vergangenen Wochen. Doch was schon für Zollregeln oder Schuldenarithmetik eingetreten ist, gilt seit diesem Mittwoch auch für die Geldpolitik: Trump macht Nischensujets zu weltweiten Gesprächsthemen. | |
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Falk Heunemann |
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Redakteur in der Wirtschaft. |
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Andererseits: Bis zur nächsten Präsidentschaftswahl im November 2028 trifft sich das Federal Open Markets Committee (FOMC) weitere 25 Mal. Und im Sommer 2026 tritt Fed-Chef Jerome Powell ab, und der von Trump vorgesehene Nachfolger Stephen I. Miran war der einzige, der nicht mit den anderen FOMC-Mitgliedern für 0,25 Prozent stimmte; er wollte eine doppelt so starke Absenkung. Sein Konsens verhindernder Alleingang dürfte nicht gerade das Vertrauen in den Bestand der Unabhängigkeit der Federal Reserve stärken. | |
Über die ökonomischen Argumente, die eine kleine Zinssenkung begründen – leicht gestiegene Arbeitslosigkeit, aber auch immer noch etwas höhere Inflation in den USA – lässt sich natürlich ausführlich debattieren. So wie jüngst erst bei der Bank of England, die im August erstmals in ihrer Geschichte zwei Abstimmungen über den Leitzins benötigte.
Doch um reale wirtschaftliche Folgen von Entscheidungen geht es Donald Trump gar nicht. Zu versuchen, für seine Positionen rationale ökonomische Argumente zu finden, gleicht dem Versuch, die perspektivischen Unmöglichkeiten in den Bildern von M.C. Escher in der Realität nachbauen zu wollen.
Die Logik von Donald Trump verstehen Wer den US-Präsidenten rationalisieren will, muss seine Handlungen rein innenpolitisch beurteilen: Er konstruiert stetig Feindbilder – ausländische Exporteure, Klimaforscher, die Demokraten –, um damit seine eigenen Anhänger zu emotionalisieren und anderen die Schuld daran zuzuweisen, dass die Mehrheit der Amerikaner weiterhin nicht mehr Geld in der Tasche hat: Am schwachen Arbeitsmarkt sind die Ausländer schuld, an der Kriminalität die Einwanderer – und eben die Notenbanker der Fed an den weiter steigenden Verbraucherpreisen und hohen Kreditkartenzinsen.
Solche Freund-Feind-Logik gibt es längst nicht nur in den USA, auch in Deutschland und vielen anderen Ländern ist immer wieder zu beobachten, dass rationale ökonomische Argumente von politischer Frontbildung überlagert werden.
Trumps Agitation gegen die Zentralbank gibt aber auch Anlass zur Hoffnung. Zum einen, dass diese Methode auf europäische Beobachter und Wähler abschreckend wirkt. Zum anderen hat er damit ein globales Bildungsprogramm angestoßen: Noch nie haben sich so viele Menschen wie jetzt über Zölle, Handelsströme oder Leitzinsen informiert.
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